Ingolstädter Aufbauhilfe
„Wir haben um das Gegentor gebettelt“: FC Ingolstadt II spielt nur 1:1 gegen Kellerkind Fortuna Regensburg

11.08.2024 | Stand 11.08.2024, 12:49 Uhr |
Julian Meier

Waren in der Defensive mehr gefordert als ihnen lieb war: Torschütze Osej Tutu (2. von links) und der FCI II. Foto: Meyer

Am Ende lagen die Nerven auf beiden Seiten blank. Andrea Nocerino, der gerade noch den umjubelten Treffer zum 1:1 (0:0)-Endstand erzielt hatte, zertrümmerte die Überdachung der Ersatzbank im ESV-Stadion und schimpfte in Richtung der Bank der Gastgeber, von wo aus wohl eine Beleidigung gekommen war. Das Team des FC Ingolstadt II verschwand derweil schnell in die Kabine. Nur langsam beruhigten sich die Gemüter.

Es gab allerdings auch einiges aufzuarbeiten. FCI-Trainer Patrick Schönfeld war bedient. Und das nicht mal unbedingt, weil sein Team in der ersten Minute der Nachspielzeit eine 1:0-Führung noch verspielt hatte. „Viel bitterer als den späten Ausgleich fand ich heute unsere Leistung. Wir haben um das Gegentor gebettelt“, sagte er. Eindringlich hatte er vor Fortuna Regensburg gewarnt. Dass sie Tabellenletzter waren, noch dazu ohne Punktgewinn? Seine Spieler sollten den Gegner doch bitte nicht unterschätzen. Sie taten es doch.
„Du kannst viel erzählen. Die Jungs können die Tabelle lesen, auch wenn wir sagen, sie sollen nicht draufschauen. Ich denke schon, dass der ein oder andere heute dabei war, der es sich leichter vorgestellt hat, als es am Ende war“, kritisierte Schönfeld.

Sein Team begann fahrig. Nach einem Eckball von Johann Chirinos griff Regensburgs Keeper Nicolas Köpper daneben, die Gäste konnten gerade noch auf der Linie klären (4.). Wenig später schoss Kurt Pestel freistehend am langen Pfosten knapp am Tor vorbei (10.). Das war es dann aber auch schon mit den Offensivbemühungen der Schanzer in der Anfangsphase. Die Regensburger konnten ohne Probleme mithalten und hatten selbst die Chance zur Führung, als Kevin Hoffmann einen Kopfball nach Ecke neben das Tor setzte (6.).
„In den ersten 20 Minuten hatten wir gar keinen Zugriff aufs Spiel“, meinte Schönfeld. Danach sah er bis zur Pause eine leichte Steigerung. Recht viel sprang dabei aber auch nicht heraus. Dass hier die vor dem Spieltag zweitbeste Offensive der Liga auf die schlechteste Defensive traf? War nicht zu sehen. Es fehlte beim FCI an Tempo und Präzision. Bei schwülwarmen Temperaturen glich die Partie eher einem lauen Sommerkick.

Nach dem Seitenwechsel passierte dann doch etwas. Pestel tankte sich auf der Außenbahn bis zur Grundlinie durch, flankte nach innen, wo zunächst kein Abnehmer stand. Regensburgs Lucas Schmitt legte den Ball dann aber unfreiwillig vor, sodass Jason Osei Tutu aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (49.). Das 1:0 – es hätte gegen das Schlusslicht der Dosenöffner sein können.
Regensburg zeigte sich allerdings überhaupt nicht geschockt. Im Gegenteil: Zunächst noch zaghaft, näherten sie sich dem Ausgleichstreffer mit zunehmender Spieldauer immer mehr an. Eine Direktabnahme von Philip Bockes rauschte nur knapp über den Querbalken des Ingolstädter Tores (60.); elf Minuten später flog sein Schlenzer aus halblinker Position ebenso knapp am rechten Pfosten vorbei.

Statt die Führung durch kontrolliertes Ballbesitzspiel zu verwalten, ließ sich Ingolstadt in einen offenen Schlagabtausch hineinziehen. „Wir wollten eigentlich den Gegner mehr laufen lassen. Weil wir die Angriffe nicht gut vorbereitet haben, sind wir oft zu früh aus den Positionen rausgekommen und mussten dadurch selbst mehr laufen. Heute hat einiges nicht gestimmt“, sagte Schönfeld.

Als Nocerino in der Nachspielzeit den Ball nach einer Ecke über die Linie drückte (90.+1), war das Entsetzen groß, die Überraschung allerdings nicht. Der Ausgleich hatte sich angedeutet und war letztendlich auch gar nicht mal so unverdient. Das sah auch Schönfeld so: „Regensburg ist deutlich besser, als es ihr Tabellenplatz gerade aussagt. Das haben wir heute gesehen. Es war echt ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel von ihnen“, erklärte er. Selbiges konnte er über das Heimspiel seiner Mannschaft nicht behaupten. Am Mittwochabend (19 Uhr) wartet nun mit dem SC Eltersdorf ein ganz anderes Kaliber. Mit einer Leistung wie gegen Fortuna Regensburg dürfte es für die Schanzer schwer werden, Punkte zu sammeln.

FC Ingolstadt II: Dehler – Rausch, Nduka (68. Ham), Agostinelli, Atak (75. Kuqanaj) – Ackermann – Pestel, Chirinos, Hoti (78. Pollack), Souleymane (90.+1. Bakic) – Osei Tutu. – Tore: 1:0 Osei Tutu (49.), 1:1 Nocerino (90.+1). – Schiedsrichter: Klein (München). – Zuschauer: 41.

jme


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