Ingolstadt
„Wir blasen da etwas auf“

Kulturausschuss hat den Namen „Bauerngerätemuseum“ durch „Museum Landkultur“ ersetzt

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:10 Uhr

„Bauerngerätemuseum klang in den Ohren vieler inzwischen altbacken“, sagt Kulturreferent Gabriel Engert. Auf dem Foto: Museumsleiter Max Böhm, hier 2018, als die Ausstellung Utopie Landwirtschaft gezeigt wurde. Er hat den Vorschlag für den neuen Namen gemacht. Foto: Hammer (Archiv)

Von Michael Schmatloch

Ingolstadt – Das Bauerngerätemuseum ist tot, es lebe das Museum Landkultur. Hatte der Plan der Stadt, dem beliebten Museum in Hundszell nach einem halben Jahrhundert einen neuen, zeitgemäßen Namen zu verpassen, im Vorfeld und vor allem in den sozialen Medien die Emotionen hochkochen lassen, so war die Diskussion in der Sitzung des Kulturausschusses am Mittwoch doch recht handsam. Und endete denn auch mit dem mehrheitlichen Beschluss, den Begriff „Bauerngerätemuseum“ quasi sterben zu lassen.

Weil Bauerngerätemuseum doch recht altbacken klinge, wie Kulturreferent Gabriel Engert sagte, und der Name zudem in keiner Weise das abzubilden vermag, was den Charakter des Museums inzwischen ausmacht, sei ein neuer Name mehr als angebracht. Schließlich würden in diesem Museum nicht nur alte Pflüge und Dreschflegel gezeigt. Vielmehr sei es zu einem Zentrum für die Kultur des ländlichen Raumes geworden. Dass die Umbenennung indes derartige „Erregungszustände“ auslöst, damit habe er nicht gerechnet.

„Mich freut die Anteilnahme der Bevölkerung“, meinte hingegen Max Böhm, Sachgebietsleiter des Museums, „es wäre ja schlimm, wenn es niemanden jucken würde.“ Von ihm kam letztlich auch der Vorschlag für den neuen Namen. Ob Landkultur nun deutlich weniger altbacken klingt, das mag dahingestellt sein. Für Petra Volkwein (SPD) klingt es ein wenig wie „Freizeitdirndl“. Und wenn es keinen Plan und keine Möglichkeiten für junge Leute gäbe, dort etwa Fetziges zu präsentieren, sei es ihr zumindest „wurscht“, wie das Museum heißt.

Hauptsache nicht „Country culture“, wie Stadtrat Georg Niedermeier (UWG) spaßeshalber vorschlug. Sein Vorschlag indes, das Museum künftig symbiosenhaft „Bauergerätemuseum / Landkultur“ zu nennen, war wiederum ernst gemeint. Ebenso wie der von AfD-Stadtrat Oskar Lipp, der sich einen Kompromiss vorstellen konnte, der „Bauerngeräte- und Agrarmuseum“ lauten sollte. Beide Vorschläge stießen im Ausschuss indes auf wenig Zustimmung.

Als Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll dann auch noch zum Besten gab, sei habe gar über einen Ideenwettbewerb der Bürger nachgedacht, befand Fred Over von der ÖDP: „Wir blasen da etwas auf.“

Aber nun ist es entschieden und bedarf nicht mehr der Zustimmung des gesamten Stadtrates. Und weil der neue Name „Museum Landkultur“ ja auch das Wort Kultur enthält, deckt er gleich das Veranstaltungsgebot von Lesungen über Konzerte bis Kabarett mit ab, sagen die Verfechter des neuen Namens. Ob die auftretenden Künstler das auch so sehen, wenn man ihre kreativen Mühen als Landkultur tituliert, wird sich zeigen. Und auch, ob die Verwaltung Recht behält, wenn sie zu Protokoll gibt: „Der Name Museum Landkultur erscheint modern und (zumindest aus heutiger Sicht) zeitlos.“

DK