Jonathan Wheatley wird ab 2026 Teamchef des designierten Audi-Rennstalls in der Formel 1. Der Brite verlässt dafür nach 18 Jahren den Weltmeister-Rennstall Red Bull nach dieser Saison.
Der neue Projektleiter Mattia Binotto hatte am Donnerstag gerade seinen ersten Arbeitstag, da verkündete Audi bereits die nächste wichtige Personalie für sein ambitioniertes Formel-1-Projekt. Mit Red Bull feierte Wheatley in den vergangenen Jahren als Teammanager und Sportdirektor sieben Fahrertitel und sechs Triumphe in der Konstrukteursmeisterschaft, ab 2026 soll der 57-Jährige seinen WM-Glanz den Ingolstädtern verleihen. „Ich freue mich, dass wir Jonathan Wheatley als Teamchef für unser zukünftiges Formel-1-Team gewinnen konnten,“ sagte Audi-Chef Gernot Döllner. „Jonathan war in seiner bisherigen Formel-1-Karriere an vielen Siegen und Weltmeister-Titeln maßgeblich beteiligt und verfügt über weitreichende Erfahrung im Fahrerlager. Er ist eine große Bereicherung für unser Team.“
Wheatley und Binotto bilden Doppelspitze
Bis zum Jahresende bleibt Wheatley, der seine Karriere in der Formel 1 1991 als Mechaniker bei Benetton begann und dort in den folgenden Jahren die beiden ersten WM-Titel von Rekordweltmeister Michael Schumacher miterlebte, in seiner Rolle bei Red Bull, dann wird der Brite als Doppelspitze mit Binotto die neue Geschäftsführung der Sauber Motorsport AG bilden. „Mit der Verpflichtung von Jonathan und Mattia sind wir einen entscheidenden Schritt in Richtung Formel-1-Einstieg vorangekommen“, sagte Döllner, der nun auch als Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sauber Motorsport AG agiert. „Ihre Erfahrung und ihr Können werden uns helfen, möglichst schnell im harten Wettbewerb der Formel 1 Fuß zu fassen.“
Erst in der vergangenen Woche hatten die Ingolstädter den Machtkampf ihrer bisherigen Formel-1-Spitze beendet und kurzerhand sowohl Sauber-Geschäftsführer Andreas Seidl als auch Oliver Hoffmann, zuletzt Generalbevollmächtigter für das Formel-1-Projekt, rausgeworfen. An ihre Stelle trat mit dem Italiener Binotto der ehemalige Ferrari-Teamchef.
Klare Aufgabenteilung
Audi hat wohl aus dem bisherigen Führungsschlamassel gelernt und die Aufgaben nun klar verteilt: Binotto verantwortet die operative Geschäftsführung am Sauber-Standort im schweizerischen Hinwil und die technische Entwicklung der künftigen Boliden. Wheatley wird „spätestens ab Juli 2025“ die Verantwortung an der Rennstrecke tragen. Branchenüblich ist nach einem solchen Teamwechsel eine Sperrfrist. Ab 2026 geht der Sauber-Rennstall dann als Audi-Werksteam an den Start.
„Die Chance, den werksseitigen Einstieg von Audi in die Formel 1 als Teamchef aktiv zu gestalten, ist eine einmalig spannende Perspektive, und ich freue mich auf diese Herausforderung“, sagte Wheatley. „Auch freue ich mich, mit Mattia zusammenzuarbeiten, den ich seit vielen Jahren kenne. Er ist die richtige Person, um gemeinsam an diesem spannenden Projekt zu arbeiten.“
Red Bull reagiert verschnupft
Für Red Bull ist der Weggang des Briten nach dem geplanten Abschied von Design-Genie Adrian Newey ein weiterer großer Personalverlust. Wheatley hatte sich beim Team aus Milton Keynes Medienberichten zufolge Hoffnungen auf die Nachfolge von Christian Horner gemacht, nachdem der Teamchef im Zuge einer Affäre vor dem Rauswurf gestanden hatte. In den kommenden Wochen werde der Rennstall um Weltmeister Max Verstappen eine „neue Teamstruktur“ bekannt geben, teilte Red Bull am Donnerstag mit.
Dass der österreichische Rennstall nicht gerade glücklich über den Personalcoup der Ingolstädter ist, lässt die Art der Verkündung am Donnerstag vermuten. Red Bull gab zunächst den Abschied seines Sportdirektors bekannt und plauderte auch gleich dessen Ziel aus – ein ungewöhnlicher Vorgang. Audi schien davon überrascht und wollte zunächst keinen Kommentar zur Sache abgeben. Am späten Nachmittag folgte dann aber die ausführliche Bestätigung der Ingolstädter.
jpi/sid
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