Ingolstadt
Wertvollstes Wiesenbrütergebiet der Stadt

Thomas Schladt ist seit kurzem Naturschutzwächter und auch im Schuttermoos bei Mühlhausen unterwegs

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:27 Uhr

Streng geschützte Tierarten leben auf diesen Wiesen bei Mühlhausen. Mario Meier-Gutwill von der Unteren Naturschutzbehörde (l.) und Thomas Schladt haben etliche neue Schilder aufgestellt. Spaziergänger sollten das Areal meiden, Hunde sind an der Leine zu führen. Foto: Bernd Betz/Stadt Ingolstadt

Sie tragen während des Dienstes einen Ausweis und sind somit der „verlängerte Arm der Unteren Naturschutzbehörde“, sagt Mario Meier-Gutwill, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Stadt Ingolstadt: „Damit können die Bürgerinnen und Bürger die Naturschutzwächter erkennen und ansprechen.“ 16 dieser Ehrenamtlichen sind derzeit im Auftrag der Stadt tätig, davon vier neue. „Wir bauen gerade auf“, sagt Meier-Gutwill, der von einem Generationenwechsel spricht. Hinzu kommen noch sechs Biberberater.

Ein weiterer neuer Wächter ist Thomas Schladt, der gerade seine Prüfung mit Erfolg bestanden hat. „Ich bin im Vorruhestand und habe genügend Zeit“, erzählt der Maschinenbauer auf einem Ortstermin bei Mühlhausen. Als Jäger bringt er darüber hinaus beste Voraussetzungen mit, denn als solcher kennt er sich natürlich mit der Tier- und Pflanzenwelt in Feld, Wald und Wiesen hervorragend aus. „Und das Interesse ist auch da“, sagt der 61-Jährige, der sich in seiner Freizeit viel in der Natur aufhält, wandert und Rad fährt.

Zur Naturschutzwacht kam er, nachdem er vor einiger Zeit einen Artikel darüber im DONAUKURIER gelesen hatte. Er erkundigte sich, absolvierte die Online-Ausbildung, bei der er sich intensiv mit Ökologie, aber auch mit Rechtsfragen beschäftigt hat, und ist jetzt schon fleißig in Wald und Flur unterwegs. In der Mühlhausener Flur ist er mittlerweile kein Unbekannter mehr. „Man kommt mit den Leuten ins Gespräch und sie erzählen auch von sich aus“, sagt Schladt. Außerdem ist er auch noch Hornissenberater.

Zu seinem Einsatzgebiet zählt unter anderem ein Wiesenbrütergebiet nördlich von Mühlhausen. Das knapp 200 Hektar große Areal erstreckt sich entlang des Spiegelgrabens von Dünzlau bis nach Pettenhofen. Dieses Gebiet zählt zum Entwässerungsbereich im Schuttermoos und bietet noch Lebensraum für viele geschützte Tierarten. „Wir haben hier eine Kartierung gemacht und einen schönen Bestand festgestellt“, erzählt Meier-Gutwill. Deshalb hat das Umweltamt jetzt, für jeden deutlich sichtbar, neue Schilder aufgestellt. Spaziergänger, Jogger und Radler werden aufgefordert, zwischen Anfang März und Mitte Juli dieses wertvollste Wiesenbrüterareal im ganzen Stadtgebiet nicht zu betreten – es könnte die seltenen Tiere aufschrecken. Auch wenn man sie im hohen Gras nicht sieht, es gibt hier noch Kiebitz, Wachtelkönig und andere seltene und streng geschützte Arten.

Wichtig ist es der Unteren Naturschutzbehörde, die Landwirte zu beteiligen – auch in Form von Vertragsnaturschutz. Derzeit läuft außerdem die Fortschreibung des Landschaftsplans der Stadt. Meier-Gutwill hofft, dass Teile der Flur im Schuttermoos als Landschaftsschutzgebiet deklariert werden, was einen höheren rechtlichen Schutzstatus bedeutet. Von großer Bedeutung sind auch die Entwässerungsgräben in diesem Gebiet. Diese werden zwar geräumt, aber gleichzeitig wird dem Gedanken der Ökologie große Bedeutung beigemessen. Denn die Wiesen, auf denen die seltenen Vögel brüten, sollen feucht sein, damit die Tiere Nahrung finden, und müssen deswegen bisweilen auch verwässern.

Steigendes Interesse

Im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde bei der Stadt Ingolstadt sind derzeit 16 Naturschutzwächter und sechs Biberberater im Außendienst im Einsatz. Das Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit ist nach Angaben der Stadt in den vergangenen Jahren gestiegen. Erfreulich sei, dass sich viele junge Menschen dafür interessieren.

Die Naturschutzwächter sind in Absprache mit dem Umweltamt bis zu 15 Stunden im Monat ehrenamtlich unterwegs. Der Einsatz erfolgt dabei auch nach Interessenlage. Schwerpunkte sind etwa Wespen und Hornissen, die Donauauen oder Ersatzpflanzungen. Sie fungieren als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Verwaltung, erfassen und melden Veränderungen und beteiligen sich an Artenschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen.

Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit hat, kann sich bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Ingolstadt melden, per E-Mail an naturschutzwacht@ingolstadt.de.