Ingolstadt
Weltladen Ingolstadt feiert Jubiläum mit Konzert, Kaffee und Kuchen

Faires Kaffeekränzchen mit Bach-Kantate im Martin-Luther-Saal St. Matthäus

27.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:41 Uhr

Geschäftsführerin Karin Swientek ist begeistert von der Kaffeekantate: „Denn mit dem Verkauf von fair gehandeltem Kaffee begann die Geschichte der Weltläden.“ Fotos: Fröhlich

„Ei! Wie schmeckt der Coffee süsse“, singt das Liesgen in der „Kaffeekantate“ Johann Sebastian Bachs, jener weltlichen Kantate, in der Bach humorig das Leben Leipziger Bürger erzählt. Ein Vater (Bass) versucht, seine Tochter Liesgen (Sopran) vom Kaffeetrinken abzubringen.

Erst als er ihr erlaubt zu heiraten, lenkt sie ein. Allerdings wird im Rezitativ klar, dass die Kaffeeliebhaberin nur einen Mann ehelichen wird, der ihr den täglichen Genuss des damaligen Modegetränks erlaubt. Diese einzige Kantate Bachs, die weder der Kirchenmusik zuzuordnen, noch eine die weltlichen Herrscher huldigende ist, erklingt am Sonntag, 31. Juli, um 14 Uhr im Martin-Luther-Saal des evangelischen Kirchenzentrums St. Matthäus. Passend dazu wird Kaffee und Kuchen vom Team des Weltladens Ingolstadt serviert. Anlass ist das 40-jährige Bestehen des Weltladens, das das Team um Geschäftsführerin Karin Swientek ein ganzes Jahr lang mit verschiedenen Aktionen feiert.

Die Aufführung dieser Kantate, die eigentlich „Schweigt stille, plaudert nicht“ (BWV 211) heißt, geht auf Initiative Swienteks zurück: „Vor 20 Jahren hat Dorothea Kohut vom Vorstand der Weltbrücke Eichstätt die Kantate aufführen lassen. Ich war begeistert. Denn mit dem Verkauf von fair gehandeltem Kaffee begann die Geschichte der Weltläden.“ Und da zur Idee und zur Arbeit der Weltladen-Bewegung die Netzwerkbildung und das Leben in guter Nachbarschaft gehört, sprach Swientek, die seit 30 Jahren im fairen Handel tätig ist, Kirchenmusikdirektor Oliver Scheffels an, der auch Kantor des evangelischen Dekanats Ingolstadt ist.

Und der „Bachfan“, wie Scheffels sich selbst nennt, war sofort „Feuer und Flamme“. Die Kaffeekantate Bachs sei nicht nur wegen ihres Humors und musikalischer Lebendigkeit so vorzüglich, sie schildere auch einen weniger bekannten Aspekt des großen Komponisten: „Bach selbst war mit seinen Studenten in den damals so beliebten Kaffeehäusern in Leipzig unterwegs und spielte gegen Geld. Die Uraufführung seiner Kantate, die sich an eine Dichtung Picanders anlehnt, war 1734 im Zimmermannschen Kaffeehaus in Leipzig.“

Um die Atmosphäre und die Aufführungspraxis so originalgetreu wie möglich zu gestalten, hat Oliver Scheffels in Ingolstadt bekannte Musiker um sich geschart: Sopranistin Agnes Preis wird unter anderem die berühmte Arie „Ei! Wie schmeckt der Coffee süsse“ singen, Tenor Gustavo Martín Sánchez ist der Erzähler mit der titelgebenden Arie „Schweigt stille, plaudert nicht“, und der ehemalige Tölzer Sängerknabe Tobias Pfülb wird als verzweifelter Vater Herr Schlendrian unter anderem mit seiner Bass-Stimme klagen „Hat man nicht mit seinen Kindern Hunderttausend Hudelei…“. Die halbstündige Aufführung wird von Kozue Satz (Flauto Traverso), Lucia Swientek und Johanna Kurz (Violine), Andrea Riemer (Violoncello) und Anette Faßl (Kontrabass) begleitet. Oliver Scheffels leitet das Ensemble und spielt selbst das Cembalo. „Stilecht haben wir die Instrumente tiefer gestimmt. Auf 415 Hertz, wie im Barock üblich“, sagt Scheffels.

Das besondere faire Kaffeekränzchen am 31. Juli um 14 Uhr im Kirchenzentrum St. Matthäus Ingolstadt ist bei freiem Eintritt (Spenden erwünscht) zu genießen. Platzreservierungen erbeten im Weltladen Ingolstadt, Schrannenstraße 32, Telefon (0841) 34763, E-Mail: kontakt@weltladen-in.de.

DK