Ingolstadt
Weltbienentag im Katherl

Süße Veranstaltung mit viel Honig und Gästen aus Slowenien, dem Königreich für Imker

23.05.2022 | Stand 22.09.2023, 23:20 Uhr

Auf die Freundschaft zwischen Ingolstadt und Murska Sobota: Simona Rottenkolber (v.l.), Alt-OB Peter Schnell, Generalkonsulin Maša Šiftar, Lara Pecjak aus Murska Sobota, Landtagsabgeordneter Alfred Grob, Schulleiter Matthias Schickel und Melanie Kühnel vom Kulturamt. Fotos: Erich Reisinger

Von Christian Silvester

Ingolstadt – Als es ans Gießen geht, übernimmt Alfred Grob das Kommando. „Wasser! Wir brauchen mehr Wasser!“ Sonst darben die Johannisbeersträucher. Mit gärtnerischer Hingabe samt bedächtigem Spateneinsatz vollendet er die Pflanzarbeit. Alle sehen: Ein bayerischer Landtagsabgeordneter muss nicht nur souverän anzapfen können, sondern auch anpflanzen. An Grobs Seite setzen Schülerinnen und Schüler des Katharinen-Gymnasiums auf dem weithin grünen Schulgelände ebenfalls Johannisbeersträucher in die Erde.

Auch ein Gast werkelt mit einem Spaten: Maša Šiftar, Generalkonsulin Sloweniens in München. Sie stammt aus Murska Sobota, seit 1979 Partnerstadt von Ingolstadt. Während die Gruppe gartelt, verzehren ringsum Jugendliche Honigbrote. Alt-OB und Ehrenbürger Peter Schnell, begleitet von seiner Tochter Simona Rottenkolber, verfolgt das Gewusel strahlend. „Ein Stück Europa und Natur“, schwärmt er. „Was will man mehr?“

Ja was war denn da los? Wie kam es zu dieser Begegnung?

An jenem Freitag, 20. Mai, war internationaler Weltbienentag. In Slowenien wird er ausgiebig begangen, denn die Bienenzucht ist in der Republik eine jahrhundertealte Tradition, ein weit verbreiteter Wirtschaftszweig und bis heute ein höchst beliebtes Hobby – so steht es auf einer Infotafel im Gymnasium. An dem gibt es auch eine Imkergruppe, geleitet von Alexander Schöner. Seit Herbst vergangenen Jahres beherbergt das Katherl außerdem den slowenischen Kulturverein Lastovska. Schließlich: Es war OB Peter Schnell, der einst die Partnerschaft mit Murska Sobota anbahnte. Er pflegt die Freundschaft weiterhin. „Die alte Verbindung besteht noch“, erzählt er. Auch wenn der Austausch heute nicht mehr ganz so rege verlaufe wie früher. Am Weltbienentag kommen am Katherl also Slowenien, Bayern und viel Honig zusammen.

Zuvor hat Generalkonsulin Šiftar mit einem Imagefilm die Schönheit ihrer Heimat vorgestellt: riesige Wälder, weitläufige Naturschutzgebiete, majestätische Flusslandschaften. Und ein Königreich für Imker. Denn die Biene genieße in ihrer Heimat große Wertschätzung, erzählt sie. Ein traditionelles slowenisches Frühstück bestehe aus Brot, Honig und einem Apfel. Genau das ist im Klassenzimmer bereits angerichtet.

Andreas Obenauf, Biologielehrer, verdeutlicht in einem Kurzvortrag die geradezu existenzielle Bedeutung der Bienen und des „Superorganismus Bienenstock“ für das Ökosystem. „Sie bestäuben 80 Prozent aller Pflanzen. Der Rest wird vom Wind bestäubt.“ Gäbe es keine Bienen mehr, hätte die Natur ein Problem. Und damit der Mensch. An dieser Stelle projiziert Obenauf das Foto eines Stands am Wochenmarkt mit auf dürftige 20 Prozent geschrumpftem Angebot. Auch Flächenversiegelung und Pestizide gefährden Bienen und damit die Bestäubung. „Wir berauben uns damit unserer Nahrungsgrundlage!“ Doch jeder könne Bienen Gutes tun, „ohne gleich sein Leben umstellen zu müssen“, etwa „nur Honig aus der Region kaufen“, der garantiert nicht aus industrieller Fertigung stammt. Und: Viel anpflanzen. Zum Beispiel Johannisbeersträucher.

Nicht auszuschließen, dass das Prinzip des Bienenstocks dem Idealbild der bayerischen Bildungspolitik nahe kommt: Unermüdlich fleißige Wesen erfüllen in strenger Hierarchie diszipliniert all ihre Aufgaben. Dass es am Katharinen-Gymnasium eine Imkergruppe gibt, liegt indes an der Begeisterung Alexander Schöners für dieses „sehr entspannende Hobby“, das er gerne seinen Schülerinnen und Schülern nahebringt. Leider hat ein Kälteeinbruch im Frühjahr, als im schulischen Bienenstock die Betriebsamkeit begann, böse Folgen gehabt: „Unser Bienenvolk ist erfroren. Das war ein dramatisches Jahr, jedes fünfte Volk hat nicht überlebt.“ Schuld daran seien auch die Wetterkapriolen mit den sich abrupt verändernden Temperaturen. Nach dieser Lektion gab es an dem heißen Weltbienentag erst mal für alle ein gutes Honigbrot.

DK