Wehmut und Enttäuschung
Kritik an Abschied: Audi startet am Hockenheimring nach 25 Jahren mit Abt letztmals in der DTM

17.10.2024 |

Gibt es wieder einen Audi-Champion mit Red-Bull-Werbung? Abt-Pilot Kelvin van der Linde kann sich mit dem Audi R8 am Hockenheimring in den allerletzten Rennen noch den Titel holen – wie ihn sich 2004 sein Idol Mattias Ekström (Bild am Ende des Texts) im legendären DTM-A4 sicherte. Fotos: Imago Images

Das DTM-Finale an diesem Wochenende bringt nicht nur die Auflösung im spannenden Meisterschaftsrennen zwischen Audi-Pilot Kelvin van der Linde und Mirko Bortolotti (Lamborghini), sondern aus Ingolstädter Sicht vor allem den endgültigen Abschied der Vier Ringe aus der Serie mit dem noch klingenden Namen. Ein letztes Mal schickt Abt seine Audi R8 LMS GT3 Evo II über den Hockenheimring. 

 

  

In Wehmut über das Ende der immens erfolgreichen Partnerschaft mischt sich auch weiterhin jede Menge Enttäuschung über den Vorstandsbeschluss in Ingolstadt, der die ganze Motorsportszene erschüttert hatte. „Es ist sehr schade, dass Audi das GT3-Engagement nicht fortführt“, sagte jetzt auch wieder Firmenchef Hans-Jürgen Abt, dessen Kemptener Fahrzeugschmiede seit einem geschlagenen Vierteljahrhundert mit Audi in der DTM zusammenarbeitet(e). Abt waren die einzigen, die in dieser nun zu Ende gehenden DTM-Saison noch auf die Boliden von Audi Sport setzten. Nächstes Jahr fährt man Lamborghini.

 

Die letzten Audis werden ausgeliefert



Der R8 bekommt bekanntlich keinen Nachfolger bei Audi, in Kürze wird das letzte Fahrzeug an Motorsportkunden ausgeliefert. Er könne sich „mit dieser Firmenpolitik nicht identifizieren“, sagte Abt kürzlich noch einmal gegenüber dem Fachportal „motorsport-total.com“ und wünschte sich, „dass der aktuelle Audi-Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner das noch einmal überdenkt“. Aber auch eine ähnliche Forderung des Audi-Betriebsrats hatte keinen Effekt. Bekanntlich bündelt der Konzern alle Kräfte und Finanzen für den Formel-1-Einstieg 2026

 

Ausstieg ist „falsch“



Dennoch hält Hans-Jürgen Abt das Aus für den sogenannten Kundensport („mit relativ geringen Mitteln möglich“) für falsch. Audi habe „mit seinen Erfolgen weltweit über viele Jahre Kunden angesprochen und glücklich gemacht. Und dann kippt man das“, sagte Abt, der ein Abwandern der Audi-Kunden ausgerechnet zur Konkurrenz von BMW oder Mercedes genau aus diesem Grund für möglich hält.

 

  

 

Zehn DTM-Titel von Abt mit Audi



Nichtsdestotrotz blickt der letzte verbliebene Audi-Rennstall in der DTM mit Dankbarkeit auf die gemeinsame Zeit zurück. Zehn DTM-Titel, 77 Siege bei bisher 331 Rennen sprechen eine eigene Sprache. „Es bleiben unendlich viele Erinnerungen an die gemeinsamen Rennen, Siege, Meistertitel“, sagte Abt-Sportsline-Chef Thomas Biermaier, „vor allem aber auch an die vielen großartigen Menschen bei Audi und bei Audi Sport, die uns mehr als zwei Jahrzehnte lang begleitet haben.“ Wie der aktuelle Audi-Sport-Chef Rolf Michl, ein ehemaliger Abt-Mitarbeiter.

 

Titel zum Abschied wäre „i-Tüpfelchen“



Als langjähriger Audi-Werksfahrer war Martin Tomczyk unterwegs, der inzwischen Abt-Motorsportdirektor ist. Der Rosenheimer begann seine DTM-Karriere mit 19 Jahren bei Abt-Audi, gewann den Fahrertitel zehn Jahre später. „Natürlich wäre es das i-Tüpfelchen, Audi zum Abschied einen weiteren DTM-Titel schenken zu können“, sagte Tomczyk und ergänzte mit Blick auf die Chancen des Zweitplatzierten van der Linde: „15 Punkte auf Mirko Bortolotti sind ein großer Rückstand und nur schwer aufzuholen.“ Aber natürlich werde man am Hockenheimring kämpfen.

 

Kelvin van der Linde schwärmt von Mattias Ekström



Für van der Linde sind es ebenfalls besondere Tage: „Ich war acht Jahre alt, als Mattias Ekström 2004 mit dem blauen Red-Bull-Audi von Abt seinen ersten DTM-Titel geholt hat“, sagte der Südafrikaner. „Er war ein Idol für mich und ich bin unheimlich stolz darauf, 20 Jahre später selbst mit einem Red-Bull-Auto um den Titel kämpfen zu dürfen.“ Nach zehn Jahren ist es auch van der Lindes letztes Rennen mit Audi. „Es wird auf jeden Fall ein sehr emotionales Wochenende, unabhängig davon, wie es ausgeht.“

DK

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