Bis
Schwaben im Anmarsch – Katholiken auf Talfahrt

Der starke Zuzug aus allen Richtungen hat die Ingolstädter Gesellschaft seit 1945 markant umgebaut, auch auf konfessionellem Terrain

22.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:21 Uhr

Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Ingolstädter noch unter sich. Aber das änderte sich rapide. Nach 1945 setzten kräftige Wandlungsprozesse ein, die zu einem signifikanten Umbau der Gesellschaft führten, erklärt Helmut Schels (Foto), der Sachgebietsleiter Statistik der Stadt.

Erst kamen die Vertriebenen. 6050 lebten 1950 in der Stadt. 1960 waren es – auch wegen der vielen DDR-Flüchtlinge – bereits 11 200, das entsprach einem Anteil von gut 21 Prozent. „Da war die Wohnungsnot natürlich groß“, sagt Schels. In den 60er Jahren begann die Anwerbung der Gastarbeiter, wie man sie damals nannte. Der Ausländeranteil in Ingolstadt stieg von 3,1 Prozent (1960) auf 11,2 Prozent im Jahr 1973. Dann sank die Zahl langsam. Die Wirtschaftskrise nach 1973 machte sich bemerkbar.

Mit den Wendejahren 1989/90 stieg der Ausländeranteil: 16,1 Prozent anno 1996 markieren den Höhepunkt, seither sinkt die Zahl wieder leicht. In den 90ern begann mit dem starken Zuzug Deutschstämmiger aus der ehemaligen UdSSR erneut ein kräftiger Prozess des Wandels. Der Aussiedleranteil lag 2011 bei 18 Prozent (das sind 22 800 Bürger), der Ausländeranteil bei 14 Prozent. Sieben Prozent gelten als „eingebürgerte Deutsche“. Alle zusammen gehen als Bevölkerungsgruppe „mit Migrationshintergrund“ in die Statistik ein, insgesamt also fast 40 Prozent.

Auch interessant: Nur 34 Prozent der Ingolstädter sind in Ingolstadt geboren (siehe Grafik), 15 Prozent kamen in Deutschland und außerhalb Bayerns zur Welt, das entspricht 19 000 Bürgern. Die meisten davon (3300) stammen aus Baden-Württemberg. „Das hat auch mit dem Audi-Standort in Neckarsulm zu tun“, erklärt der Statistiker.

Der Zuzug aus anderen Bundesländern hat die konfessionellen Gewichte stark verschoben: „Die Evangelischen haben sich gut gehalten und sogar ein wenig zugelegt“, sagt Schels. Ihr Anteil stieg von 16 Prozent (1960) auf 17,5 Prozent (2012). Bei den Katholiken zeigt die Kurve steil nach unten: 1950 gehörten 82 Prozent der Schanzer der Kirche Roms an, heute sind es noch 48 Prozent. Die werden immer älter: In der Altersgruppe 65 plus sind 63 Prozent katholisch. Die Generation 0 bis unter 18 Jahre hat einen Katholikenanteil von 41 Prozent, das sind 8500 Kinder und Jugendliche. „Und dieser Trend setzt sich fort.“ sic