Ingolstadt
Vorlesungsverzeichnis von 1787/88 als Zeitkapsel

Ausstellung der FOS/BOS zur Universitätsgeschichte in der Hohen Schule – Zusammenarbeit mit drei Archiven <?ZE?>

24.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:55 Uhr

Einblicke in eine spannende Zeit: Die Ausstellung in der Hohen Schule Foto: FOS/BOS Ingolstadt

Ingolstadt – Anlässlich des Jubiläums 550 Jahre Hohe Schule in Ingolstadt (die heutige Ludwig-Maximilians-Universität in München) präsentieren Schülerinnen und Schüler der FOS/BOS Ingolstadt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Ingolstadt, dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv München und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach eine Ausstellung, die sich mit dem Hochschulleben einer vergangenen Epoche auseinandersetzt. Ein Lehrerteam mit Christian Däufel, Margarethe Kuffer, Ivo Mei und Rebecca Zimmermann begleitete das Projekt mit Exkursionen, Expertenvorträgen und Führungen durch Archive. Es half auch bei der Erstellung der Website.

Im Mittelpunkt steht ein Vorlesungsverzeichnis der Hohen Schule von 1787/1788, das wie eine Zeitkapsel des akademischen sowie gesellschaftlichen Lebens in einer Phase großer Umbrüche fungiert. Die Auseinandersetzung zwischen Illuminaten und Ex-Jesuiten bildet nur ein Spannungsfeld, das hier gezeigt wird, erzählen die Lehrerinnen und Lehrer.

Mit dem Stadtarchiv fand das Team einen Partner, der sich sofort für das Projekt begeistern konnte und einer Schülergruppe der FOS/BOS bei der Archivarbeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Die Schülerinnen und Schüler fanden interessante Dokumente, die Zusatzeinblicke in die Epoche des Vorlesungsverzeichnisses geben. Weltgeschichtlich umrahmt von zwei epochalen Revolutionen (Amerikanische Revolution von 1776 und Französische Revolution ab 1789) in einer Zeit, die vor allem in England, Frankreich und den Niederlanden von einem weitreichenden Rationalisierungs- und Säkularisierungsprozess geprägt war, spiegelt das historische Vorlesungsverzeichnis eine Schwellenzeit in Bayern wider, in der das noch vorherrschende barocke Lebensgefühl des katholischen Landes allmählich dem Gedankengut der Aufklärung weicht.

Immer wieder wurden von den Schülerinnen und Schülern Entwürfe entwickelt, überarbeitet, verworfen und in veränderter Form wieder aufgenommen, bis endlich das abschließende Ausstellungskonzept stand: Vitrinen im Gebäude der Hohen Schule präsentieren das Originaldokument anhand von Faksimiles und Transkriptionen, zusätzliche Exponate aus dem Stadtarchiv und dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv ermöglichen eine umfassende Kontextualisierung.

Anhand des Vorlesungsverzeichnisses als Herz der Ausstellung werden Einblicke in das Hochschulleben einer vergangenen Epoche, in universitäre Regularien und Gepflogenheiten, Fakultäten und Wissensgebiete, aber auch in das studentische und gesellschaftliche Leben der Zeit gegeben.

Einigen der im Vorlesungsverzeichnis erwähnten Dozenten wie dem Chemiker Georg Ludwig Claudius Rousseau, dem Botaniker Franz von Paula Schrank und dem Juristen Franz Xaver Moshammer sind die flankierenden Vitrinen der Ausstellung gewidmet. Sie stehen exemplarisch für den fundamentalen Wandel von einem barocken hin zu einem aufgeklärten Denken, welcher jedoch keinesfalls konfliktlos vonstatten ging. Gegen den 1776 in Ingolstadt von Mitgliedern der Philosophischen Fakultät gegründeten Illuminatenorden wurde bereits mit aller Härte vorgegangen, was die im Dokument erwähnten Professoren Johann Nepomuk Gottfried Krenner und Vicelin Schlögl sehr eindrücklich zu spüren bekamen.

Online-Begleitmaterial bildet eine digitale Ergänzung zu den analogen Exponaten. Mit Hilfe von QR-Codes werden die Besucher von der analogen Vitrine in eine virtuelle Welt geführt, die Zusatzinformationen zum Thema bietet. Auf diese Weise kann sich der Betrachter das Schriftstück eigenständig erschließen.

Die Vernissage fand großen Anklang bei der Schülerschaft und den Lehrkräften der FOS / BOS, aber auch bei Vertretern der Stadt sowie den beteiligten Archiven. Bis 23. Dezember kann die Präsentation im Erdgeschoss der Hohen Schule kostenlos besucht werden.

DK