Kösching
Von Oberpfälzern zu Oberbayern

Wie Bettbrunn zu Kösching kam: Ein Zusammenschluss mit geringem Widerstand

11.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:28 Uhr

Eine historische Ansicht von Bettbrunn im Jahr 1876. Foto: Geschichtsverein (Repro)

Von Marita Ciesla

Bettbrunn/Kösching – Das Gebietsreform-Jubiläum beschäftigt auch den Geschichtsverein Kösching-Kasing-Bettbrunn. Deswegen widmete sich Friedrich Lenhardt, Heimatpfleger und Vorsitzender des Vereins, in einem Vortrag dem Zusammenschluss der Gemeinde Bettbrunn mit dem Markt Kösching im Zuge dieser Reform. Dabei tauchte er in die wechselvolle Geschichte Bettbrunns ein und schilderte die unterschiedlichen Zugehörigkeiten des Orts.

Im Mittelalter gehörte Bettbrunn zu Riedenburg, beherrscht von den Babonen. Über Besitz- und Nutzungsrechte der Babonen am Köschinger Forst bekam der Bischof von Regensburg Zugriff auf Bettbrunn und konnte dort einen eigenen Kirchenbau gründen. Nach dem Aussterben der Babonen im späten 13. Jahrhundert verwalteten die Wittelsbacher durch Pfleggerichte das Gebiet. Das Pfleggericht Riedenburg und damit Bettbrunn waren zunächst in Oberbayern.

Im Zuge der Neugliederung Bayerns kam Bettbrunn mit Riedenburg zum Altmühlkreis, später zum Regenkreis und damit in die Oberpfalz. Die Zuordnungen Bettbrunns blieben bis in das 20. Jahrhundert bestehen.

Angesichts der gewohnten Abhängigkeiten war der Widerstand der Bettbrunner gegen die Aufgabe ihrer Selbstständigkeit im Zuge der Gebietsreform gering, betonte Lenhardt. Am 6. Januar 1971 fiel der Grundsatzbeschluss des Bettbrunner Gemeinderats unter Bürgermeister Karl Recum für einen Zusammenschluss mit Kösching. Bettbrunn gehörte zum Landkreis Riedenburg in der Oberpfalz und kam mit der Eingemeindung nach Kösching und so nach Oberbayern. Einstimmig beschloss der Gemeinderat aufgrund einer Empfehlung der Bürgerversammlung die Eingliederung, wenn der Markt bestimmte Voraussetzungen erfüllte – wie den Ausbau der Straße Bettbrunn-Kösching.

115 Bettbrunner wurden nach erneuter Anhörung im November zur Abstimmung gerufen: 82 stimmten dafür, 33 dagegen. In einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Bettbrunn und Kösching bestätigte man im Dezember den Beitrittsbeschluss nochmals und Köschings Bürgermeister Karl Dollinger sagte zu, allen Forderungen nachzukommen. Aus dieser Veranstaltung im Gasthaus Pickl bot der Geschichtsverein Ausschnitte eines Tondokuments: Bürgermeister Karl Recum trug die Vereinbarungen vor, gefolgt von einer lebhaften Diskussion der Gemeinderäte beider Orte.

Am 1. Juli 1972 erfolgte schließlich der Zusammenschluss und der Markt Kösching wuchs um 204 Einwohner. Bei den Kommunalwahlen im Juni 1972 wurden zwei Vertreter aus Bettbrunn in den 20-köpfigen Köschinger Gemeinderat gewählt: Der letzte Bettbrunner Bürgermeister Karl Recum und Andreas Uttlinger. Die Schulkinder von Bettbrunn besuchten noch ein Jahr die Schulen in Altmannstein und Sandersdorf und wechselten dann nach Kösching.

Schon vor 25 Jahren erinnerte der Geschichtsverein an den Zusammenschluss. Der Ehrenvorsitzende des Geschichtsvereins, Otto Frühmorgen, hatte ein Album mitgebracht, das Zeitungsausschnitte aus der Feder des damaligen Heimatpflegers Rudolf Winterstein enthielt. Und um die Erinnerung an die Gebietsreform auch weiterhin zu bewahren, wird im Heimatmuseum Kösching in einer eigenen Abteilung an die Geschichte der ehemaligen selbstständigen Gemeinde Bettbrunn erinnert.

DK