Manching
„Volle Kanne gegen PFC“

Gießverbot mit Grund- und Oberflächenwasser in Westenhausen und Lindach: Aktion der Betroffenen

14.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:22 Uhr

Mit dem Symbol der umgedrehten Gießkanne protestieren die Bürger von Lindach und Westenhausen gegen die Verzögerungen bei der PFC-Sanierung am Flugplatz Manching. Fotos: privat

Manching – Mit einer umgedrehten Gießkanne als Protestsymbol machen die Bürger und Bürgerinnen von Westenhausen und Lindach auf Initiative der Interessengemeinschaft NO PFAS Manching auf den vierten Jahrestag des dortigen Gießverbotes und die fehlenden Fortschritte zum Grundwasserschutz bei der geplanten Abstromsicherung aufmerksam. Wie mehrfach berichtet, hatte das Landratsamt Pfaffenhofen am 14. Mai 2018 per Allgemeinverfügung die Nutzung von Grund- und Oberflächenwasser bis 30. April 2032 untersagt. Anlass war und ist die fortwährende Kontamination mit PFC durch den Flugplatz Manching.

Ziel der Allgemeinverfügung (AV) ist die höchstmögliche bodenschutzrechtliche und abfallrechtliche Vorsorge. Es sollte auch im Interesse aller betroffenen Bürger sein, den Oberboden in den Hausgärten nicht durch die Bewässerung zu verunreinigen und dadurch bodenschutzrechtliche und abfallrechtliche Folgemaßnahmen herbeizurufen.

Die Interessensgemeinschaft NO PFAS unterstützt diese Haltung des Landratsamts. Die Vorsitzende Doris Schmidt kritisiert jedoch in einer Mitteilung der Initiative: „Selbstverständlich liegt es auch im Interesse aller Bürger, weiteren PFC-Eintrag zu verhindern. Das sollte vor allem auch erkennbares und zeitnahes Ziel des Verursachers sowie des Landratsamtes Pfaffenhofen als Untere Bodenschutzbehörde sein.“ Die Meinung der Betroffenen bringt Gudrun Lemle zum Ausdruck: „Seit vier Jahren sorgen allein wir selbst durch Einhaltung der AV dafür, möglichen Schaden von unserem Grund und Boden abzuwenden. Als im Juli 2012 erstmals der Nachweis giftiger Perfluorierter Tenside (PFT) im Lindacher Weiher öffentlich wurde, ahnten wir Anrainer nicht einmal ansatzweise, was da noch auf uns zukommen würde. Vonseiten der Bundeswehr wurden bis dato nicht einmal Sicherungsmaßnahmen getroffen, um zumindest im Flugplatz Manching an den drei Hotspots den PFC-Eintrag ins Grundwasser zu verhindern. Es ist schon paradox, bei den Betroffenen sofort ein Gießverbot anzuordnen, beim Verursacher hingegen auf Freiwilligkeit zu bauen.“

Die zwei Vorsitzenden von NO PFAS bemängeln die „mehr als ernüchternde PFC-Sanierungsbilanz der vergangenen vier Jahre“ und fordern eine zeitnahe Entscheidung zur Sanierung, um das Grundwasser zu schützen. Trotz der Maßnahmen wie Ernte- und Fischmonitoring, Wasser- und Bodenbeprobungen, Pilotversuch, Runder Tisch sowie Unterstützung durch Medien und Politiker aller Parteien würden die Betroffenen selbst den größten Beitrag leisten: „Wir gießen mit Regen- oder kostbarem Trinkwasser, müssen bei Neubauten auf den Keller verzichten und PFC-kontaminiertes Erdreich teuer entsorgen.“

Die bisherigen Zusicherungen von Bundeswehr und Landratsamt Pfaffenhofen, dass alle Beteiligten an einem zügigen Sanierungsbeginn interessiert seien, hinterlassen 22 Monate nach dem medienwirksam inszenierten Bau des ersten Brunnens für den längst abgeschlossenen Pilotversuch zur Pump&Treat-Maßnahme „mehr Frust als Hoffnung“. Jüngste Aussagen des Pfaffenhofener Landrats, das Sanierungskonzept verschiebe sich von März 2022 auf Herbst 2022 und der Baubeginn der Abstromsicherung werde in 2022 nicht mehr durchgeführt, trügen dazu maßgeblich bei.

Bei den Mitgliedern von NO PFAS herrscht Einigkeit darüber: „Es gibt ein Verfallsdatum für Versprechungen, Wartezeiten und die Geduld der Betroffenen. Die Zeit des Schönredens ist endgültig vorbei!“ Der Gießkannen-Protest „Volle Kanne gegen PFC“ soll den Handlungsdruck für die Sanierung erhöhen: „Die leeren Gießkannen, Plakate, Bilder und Texte in den Gärten werden zum unübersehbaren Zeichen des ungebrochenen Widerstandes der PFC-Betroffenen aus Westenhausen und Lindach.“

DK