Kösching
Und mühsam plagt sich das Teufelchen

Köschinger Kunstwerke: Die „Seelhausgrotte“ beim Kriegerdenkmal

06.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:48 Uhr
Friedrich Lenhardt

Die Fresken der Seelhausgrotte in Kösching sind gut erhalten und sind in der Region wegen ihrer künstlerischen Qualität bekannt. Foto: Lenhardt

Im Nachgang zum Totengedenken soll ein Blick in die alte Friedhofskapelle getan sein. Sie steht gleich beim Kriegerdenkmal neben der Pfarrkirche und ist in Kösching nach diversen Umbauten als „Seelhausgrotte“ bekannt.

Pfarrer Kerschl berichtete ausführlich über den Neubau eines Ossuariums im Jahr 1732: „Als ich bei besagter Kirche nach unsrer und der Tradition anderer deutscher Diözesen ein Ossuarium, gemeinhin als ein Seelhaus bezeichnet, errichtet habe, wo die Totengebeine den Augen der Gläubigen von passenden Bildern begleitet ausgesetzt zu werden pflegen, damit sie immer wieder an den Tod erinnert würden, der jeden Menschen gewisslich ereilen wird, hatte ich über viele Jahre hinweg gezögert und war unschlüssig, wie ich solches zu gläubiger Verehrung, geistlichem Gewinn und zur Hilfe der Armen Seelen im Fegfeuer ins Werk setzen könnte. Ich wollte nämlich solches nicht, nur um Geld zu sparen, möglichst einfach haben, wie man es an der alten Vorgängerkirche offensichtlich getan und es nur an die Kirchenmauer angebaut hatte, sondern hoffte, daß Gott in einem günstigen Moment die Herzen der Pfarrkinder dazu würde bewegen können, mit großzügigen Liebesgaben zur Umsetzung und Vollendung solcher Pläne etwas beizusteuern.“

Gemeinde sammelt Geld für das neue Seelhaus

Es wurde Geld gesammelt und 1731 stand das neue Seelhaus im Rohbau, 1732 wurde es mit Fresken und einem Altar ausgestattet. Die „Seelhausgrotte“ hat ihren ganzen Freskenschmuck glücklicherweise bewahrt. Er ist – bis auf Risse und geringfügige Abreibungen – hervorragend und original erhalten. Der ehemalige Ingolstädter Kulturreferent Siegfried Hofmann (1930–2014) schrieb die Malereien dem Ingolstädter akademischen Maler Melchior Puchner (1695–1785) zu, während er als Stuckateur Wolfgang Zächenberger (1696–1742) nannte.

Der ursprünglichen Verwendung entsprechend geht die Ikonographie um die „Vier letzten Dinge“ – Tod, Gericht, Himmel und Hölle – zugleich die thematischen Vorwürfe der großen Deckenbilder.

Vier Bilder über die letzten Dinge

Erstes Bild, der Tod: Eine Frau liegt im Sterben. An ihrem Sterbebett stehen ein Engel und ein Priester. Sie weisen den Weg zum Himmel, den nun die Seele bald gehen wird, und versperren zwei Teufeln, die mit den gefüllten Sündenregistern zu der Sterbenden herandrängen, den Zugriff auf ihre Seele.
Zweites Bild, das Gericht: Der Erzengel Michael mit dem Flammenschwert hat über Luzifer schon gerichtet, der zur Hölle fährt. Als Seelenwäger hält er seine Waage hin. In der einen Waagschale liegt der Mühlstein der Sünden. Ein Teufelchen plagt sich ab, sie zu seinen Gunsten herunterzuziehen und die arme Seele seinem Höllenreich zuzuführen. Diese Seele kniet derweilen in der andern Schale vor einem Buch und betet daraus. Ein hilfreicher Engel wirft Rosenkränze dazu. Das wiegt schwerer. Der große Teufel langt sich an den Kopf ob dieser Entscheidung. Seine Krallenfüße strecken sich leer zurück. Er muss in die Tiefe stürzen, wo ihm das Höllenfeuer schon entgegenschlägt.

Wie’s weitergeht, zeigt das dritte Bild: Himmel und Hölle. Die Seelen der Geretteten steigen betend zum Licht auf, die Verdammten kugeln sich von Höllenhunden gejagt im Dunkeln herum und stürzen von Blitzen umzuckt in die ewige Verdammnis. Ganz unten zeigt die Hölle ihr Fratzengesicht. Ihm zunächst im Profil ein Porträt. Wie so häufig kolportiert, soll Puchner einen missliebigen Kritiker in die Hölle gemalt haben.