Vohburg
Turmstüberl wohl doch eher Rückzugsort statt Gefängnis

Großes Interesse in Vohburg beim Tag des offenen Denkmals – und neue Erkenntnisse

12.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:45 Uhr

Das Auer Tor und das Turmstüberl lernten die Vohburger beim Tag des offenen Denkmals neben dem neuen Museum im Pflegschloss kennen. Foto: Lamprecht

Ein brandneues Museum im altehrwürdigen Pflegerschloss, hoch oben auf dem Burgberg. Das war das Herzstück, das Vohburg zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag seinen Besuchern zu bieten hatte. Daneben gab es zwei weitere Denkmäler zu sehen und zu erleben, die nicht minder interessant für die zahlreichen Besucher waren.

Zum einen das Turmstüberl, in dem – allerdings nur der Sage nach – Agnes Bernauer inhaftiert gewesen sein soll. Zum anderen das frisch sanierte Auertor, das bisher nur wenige Vohburger von innen zu Gesicht bekommen haben.

Wurde hier die Bernauerin gefangen gehalten?

Lange Zeit, so wusste Kunsthistorikerin Evi Steinberger zu berichten, war man im Ort davon ausgegangen, dass in jener kleinen Kammer in der Burgmauer tatsächlich im frühen 15. Jahrhundert die berühmte und geheimnisumwitterte Bernauerin gefangen gehalten worden sei. Inzwischen allerdings hätten sich berechtigte Zweifel an dieser Geschichte aufgetan. Untersuchungen ergaben dabei nicht nur, dass die Kammer im Turm schon lange vor der Ankunft von Agnes Bernauer auf der Vohburg entstanden ist, sondern auch, dass das Zimmerchen aufwendig verziert und ausgestaltet war. „Für ein Gefängnis würde das keinen Sinn machen“, betonte Steinberger. Zudem sei – auch das hätten Untersuchungen ergeben – das Zimmer Teil eines Gebäudes gewesen, das an dieser Stelle an die damals noch im Original bestehende Burgmauer anschloss. All das legt die Vermutung nahe, dass das Turmstüberl, wie Steinberger die Kammer liebevoll nennt, wohl eher Rückzugsort als Gefängnis war. „Es kann aber durchaus sein, dass Agnes einmal hier war. Nur eben aus freien Stücken und nicht hinter Schloss und Riegel.“

Auertor ist frisch saniert

Ähnlich interessant fiel der Einblick in das frisch sanierte Auertor aus. Auch hier durften die Besucher von innen sehen, was lange Jahre verschlossen geblieben war. Das Tor zu Au, war, so erklärten Stadtarchivar Rudi Kolbe und Bauamtsleiterin Karin Kis, früher hauptsächlich für die Landwirtschaft von Bedeutung. Hier im Westen befanden sich damals nur landwirtschaftliche Nutzflächen und Weideflächen für das Vieh. Das Au-Tor war neben Donautor und Klein-Donautor der dritte Zugang nach Vohburg in der damaligen, rund 1,2 Kilometer langen Stadtmauer um Vohburg, die im 15. Jahrhundert entstand. „Früher einmal war das Auer Tor so etwas wie der soziale Wohnungsbau der damaligen Zeit“, scherzte Kolbe und verwies darauf, dass die Zimmer im Tor, wie auch in einigen anderen städtischen Gebäuden, armen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Bewohnt war das Tor allerdings noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

Zuletzt war 1983 unter Bürgermeister Josef Hammerschmid eine Außenrenovierung mit der Erneuerung des Dachstuhls, Verputzarbeiten und neuen Fenstern durchgeführt worden. 1996 wurde ein Brandschaden behoben. Jetzt erstrahlt es nach aufwendiger Sanierung von innen und außen in neuem Glanz. Wie genau das Tor künftig genutzt werden soll, steht allerdings noch nicht fest.