Es sagt ziemlich viel über ein Spiel aus, wenn sich die Abwehrspieler für einen geblockten Schuss feiern, als hätten sie gerade ein Tor erzielt. Beim FC Ingolstadt II war das am Freitagabend gleich mehrfach der Fall. Und als sich Florian Pollack in der ersten Minute der Nachspielzeit mit allem was er hat, in den Schuss von Gegenspieler Josef Rodler warf, gab es gar kein Halten mehr. Die Jungschanzer hatten auch die letzte gefährliche Aktion der SpVgg SV Weiden unbeschadet überstanden, der 1:0(0:0)-Sieg war unter Dach und Fach.
Trainer Patrick Schönfeld hatte ein schweres Spiel erwartet. Er sollte mehr als Recht behalten. Und das hatte mehrere Gründe: Zum einen war Weiden als Aufsteiger zwar nominell der Underdog, doch er präsentierte sich ganz und gar nicht so. Schon zum Saisonauftakt hatten die Oberpfälzer Vizemeister VfB Eichstätt mit 2:1 geschlagen. Den Eindruck vom ersten Spiel bestätigten sie auch gegen den FCI: Robust und giftig in den Zweikämpfen, dazu mit teilweise tollem Kombinationsfußball – so machten sie den Schanzern das Leben schwer.
Zweifel an der Rot-Entscheidung
Zum anderen, und das war sicherlich der entscheidendere Grund, mussten die Ingolstädter ganze 83 Minuten lang in Unterzahl spielen. Innenverteidiger Christopher Ackermann hatte Weidens Patryk Bytomski kurz vor der Strafraumlinie zu Fall gebracht, Schiedsrichter Daniel Reich entschied ohne zu zögern auf Notbremse und Rote Karte (7. Minute). Eine höchst umstrittene Entscheidung. „Für mich fiel er extrem leicht. Ackermann trifft ihn leicht, aber das reicht für mich nicht aus, um so früh ins Spiel einzugreifen“, meinte Schönfeld. Auch die Zuschauer am Spielfeldrand waren ganz und gar nicht einverstanden mit der Entscheidung des Unparteiischen. Und so gab es auch 83 Minuten lang Vorwürfe gegen die der Unparteiischen.
Am Ende konnten aber auch sie die Aufregung vergessen, denn der FCI gewann ja trotzdem. Und dafür reichte ein schneller Konter nach der Pause: Über die Stationen Johann Chirinos, Davide Sekulovic und Said Souleymane landete die Kugel bei Emre Gül. Der legte nochmal quer und Souleymane versenkte den Ball (50.). Es sollte das einzige Tor bleiben – auch wenn die Gastgeber die Riesenchance zum 2:0 hatten, neun Minuten vor Schluss: Nach einer Hereingabe setzte sich Souleymane mit einer klasse Bewegung gegen seinen Gegenspieler durch, legte ab auf Kurt Pestel, der mit seinem Abschluss aus zehn Metern scheiterte.
FCI geht gestärkt ins Derby gegen Eichstätt
So mussten es am Ende eben die Abwehrspieler richten, die sich in jeden Schuss der Gäste warfen, als ob ihr Leben auf dem Spiel stand. „Wir haben über 90 Minuten wenig zugelassen. Wenn es mal gefährlich wurde, dann haben wir schnell geblockt. Man muss den Jungs schon ein Riesenkompliment machen, wie sie das mit zehn Mann runtergespielt haben“, sagte Schönfeld. Ein wenig zu wild sei es ihm hinten raus geworden. Aber nach dem zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel konnte er das verkraften. Die Ingolstädter gehen nun mit breiter Brust ins „nächste schwierige Spiel“ (Schönfeld), das schon am Mittwoch (18.30 Uhr) ansteht. Im Derby beim VfB Eichstätt werden die Abwehrspieler kaum weniger im Fokus stehen.
DK
FC Ingolstadt II: Dehler – Rausch, Pollak, Ackermann, Atak (64. Pestel) – Hoti – Souleymane, Chirinos, Gül (59. Agostinelli) – Sekulovic, Osei Tutu (69. Ham).
Tor: 1:0 Souleymane (50.). – Rote Karte: Ackermann (7. Notbremse) / - . – Schiedsrichter: Reich (Heubach). – Zuschauer: 80.
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