Wende in Ingolstädter Fall
Tote (23) in Auto war eine andere: Vermeintliches Opfer lebendig festgenommen

18.08.2022 | Stand 30.01.2024, 13:54 Uhr

Der Tatort an der Peisserstraße wurde für die Arbeit der Spurensicherung mit einem Sichtschutz versehen. −Foto: Reiß

Nach dem Fund einer weiblichen Leiche am Dienstag in einem Auto in Ingolstadt hat der Fall eine ungewöhnliche Wende genommen: Das vermeintliche Opfer wurde am Mittwochabend festgenommen. Sie sah der Toten auffällig ähnlich, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

So äußerte sich die Polizei am Tag nach der Tat:

 



Wie berichtet, wurde am Dienstagabend in Ingolstadt in einem abgestellten Fahrzeug die Leiche einer 23-jährigen Frau aufgefunden, nachdem sie dort von Familienangehörigen in einer zunächst offensichtlich hilfsbedürftigen Lage vorgefunden wurde. Der hinzugezogene Notarzt konnte jedoch nur noch den Tod der Frau feststellen. 

Die Mordkommission hatte noch in der Nacht ihre Arbeit aufgenommen. Die Polizei konzentrierte sich bei den Ermittlungen auf das persönliche Umfeld des Opfers. Konkrete Hinweise auf einen Täter gab es zunächst nicht.

Massive Zweifel an Identität der Frau

Die durchgeführte Obduktion des Leichnams und die kriminaltechnischen Abgleiche der Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt haben nach Polizeiangaben bereits am Tag darauf massive Zweifel an der Identität der Frau aufgeworfen. Zugleich gingen mehrere Zeugenhinweise ein, die vom Fachkommissariat für Tötungsdelikte bei der Kripo Ingolstadt bearbeitet und ausgewertet wurden und diese Ermittlungsergebnisse bekräftigten.

Im Ergebnis leitete die Polizei noch am Mittwoch umfangreiche operative Maßnahmen ein, die um kurz vor 22 Uhr zur Festnahme der in Ingolstadt wohnhaften Deutsch-Irakerin führten, bei der es sich um die zunächst als getötet benannte 23-Jährige handelt. Im weiteren Laufe der Nacht wurde in Ingolstadt ein 23-Jähriger Kosovare mit Unterstützung der Polizeiinspektion Spezialeinheiten in seiner Wohnung festgenommen, gegen den sich hinreichende Verdachtsmomente ergaben, an der Tötung der aufgefundenen Frau beteiligt gewesen zu sein.

Tote ist ebenfalls 23 Jahre alt - und sah Opfer auffallend ähnlich

Bei der am 16.08.22 aufgefundenen Leiche handelt es sich nach heutigem Ermittlungsstand um eine ebenfalls 23-jährige Frau, die in einem anderen Bundesland wohnhaft war und der nunmehr festgenommenen 23-Jährigen auffallend ähnlich sah. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen konzentrieren sich neben der Klärung der Motivlage und der Rekonstruktion des Tatablaufs auch darauf, eventuelle Vorbeziehungen der Tatbeteiligten untereinander und zur Getöteten zu klären.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat Haftbefehl wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts gegen die beiden Tatverdächtigen beantragt. Sie werden noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt.

Sollte alles ein Täuschungsmanöver sein?

Die Ermittler vermuten, dass beide gemeinsam die andere Frau getötet und ein Täuschungsmanöver inszeniert haben. Das Opfer war in der Nacht zum Donnerstag im Auto der Ingolstädterin gefunden worden. Selbst Angehörige gingen aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit davon aus, dass es sich um die Fahrzeughalterin handelt. Wie genau die beiden die andere Frau getötet haben sollen, teilten die Ermittler nicht mit. Dies sei Täterwissen und könne daher noch nicht bekannt gegeben werden, sagte die Polizeisprecherin.

− ce/dpa