27 Punkte, Tabellenplatz zwei: Für den ERC Ingolstadt verlief das erste Saisonviertel in der DEL sehr erfolgreich. Was Sportdirektor Tim Regan vor dem Halloween-Heimspiel an diesem Donnerstag (19.30 Uhr) gegen die Löwen Frankfurt an den Panthern gefällt, wie er plant und was er aktuell in den USA vorhat.
Herr Regan, vor einem Jahr stand der ERC nach den ersten 13 Spieltagen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit 16 Punkten auf Tabellenplatz elf – nun ist er mit 27 Zählern Zweiter. Schlafen Sie besser als im Herbst 2023?
Tim Regan (50): Im vergangenen Jahr durften wir die Wahnsinnserfahrung Champions League machen. Dieses Jahr hatten wir von Tag eins den Fokus auf der Liga. Es ist angenehmer, nur einen Fokus zu haben.
Wenn Sie so weitermachen, haben Sie 2025/26 wieder zwei Wettbewerbe zu bestreiten.
Regan: Die Saison ist noch so lang. Aber falls es so kommt, wären wir besser vorbereitet.
Viele Eishockey-Fans zählen den ERC zu den positiven Überraschungen. Sie auch? Oder haben Sie die Panther so stark erwartet?
Regan: Wir alle in diesem Klub erwarten, Erfolg zu haben. Ich möchte nicht mehr so viel auf die vergangene Saison schauen, aber wir ziehen unseren attraktiven, schnellen Stil konsequenter durch. Bis jetzt spielen wir sehr strukturiert und konstant.
Wieder drei statt zwei Importverteidiger, ein verjüngtes Team und mehr Konkurrenzkampf auf den Ausländerstellen direkt zum Start: Kann man schon jetzt sagen, dass die Schlüsse aus der Saison 2023/24 die richtigen waren?
Regan: Von diesem Plan waren wir fest überzeugt – und den haben wir umgesetzt. Wir stehen defensiv kompakter, spielen mehr als Kollektiv zusammen. Auch das Verhältnis zwischen eigenen Torchancen und Chancen des Gegners hat sich verbessert. Nur gegen Wolfsburg (7:5), Nürnberg (2:6) und München (1:5) haben wir zu viel zugelassen. Aber: Die Saison ist lang.
Für die deutschen Ü 23-Profis wie Jan Nijenhuis (zwei Einsätze), Sam Ruopp (fünf), Enrico Henriquez und Philipp Preto (beide sieben) ist es nicht leicht, Spielzeit zu erhalten. Könnte es da noch einen Abgang geben?
Regan: Dank unseres großen Kaders können wir bei Verletzungen oder anderen Ausfällen schnell reagieren. Alle sind integriert, alle sind wichtig für das Team. Das ist kein Thema.
Der deutsche Stamm um Leon Hüttl, Daniel Schmölz (beide Vertrag bis 2026), Wojciech Stachowiak und Philipp Krauß (beide bis 2027) ist über die Saison hinaus an den ERC gebunden, auch Preto, Niklas Hübner und Luca Hauf (alle bis 2026) bleiben längerfristig. Die Kontrakte von Kapitän Fabio Wagner, Daniel Pietta und Noah Dunham laufen aus. Wie planen Sie in diesen Fällen?
Regan: Beim Blick auf die Tabelle könnte man sagen: Super Mannschaft, wir halten alle. Aber nach 13 Spielen den Großteil des Kaders zu verlängern – das machen wir natürlich nicht.
Aber die Verträge mit den deutschen Profis werden doch zu dieser Jahreszeit geschlossen.
Regan: Wichtig ist, dass man das ganze Jahr über mit den Jungs in Kontakt ist. Die Gespräche beginnen oft schon im Sommer. Während der Saison kristallisiert sich dann heraus, wo die Prioritäten liegen. Es müssen ja immer beide Seiten zueinanderfinden.
Bleibt Coach French? „Kein Grund, irgendwas ändern zu wollen“
Müssen Sie den starken Neuzugängen Alex Breton und Myles Powell schon jetzt ein Angebot zum Verbleib vorlegen?
Regan: Auf beide sind alle Augen gerichtet. Wie gesagt: Die Prioritäten kristallisieren sich langsam heraus. Wir sind sehr zufrieden mit beiden, das teilen wir ihnen und den Vermittlern auch mit. Aber es spielen hier viele Faktoren mit rein, und letztlich muss es für beide Seiten passen.
Könnte sich auch Trainer Mark French ein viertes Jahr in Ingolstadt vorstellen?
Regan: Mark und ich haben ein sehr enges Vertrauensverhältnis. Wir sind jeden Tag im Austausch. Er und sein ganzes Trainerteam leisten sehr gute Arbeit, ich sehe, wie viel Zeit sie in diese Mannschaft investieren. Es gibt keinen Grund, irgendetwas ändern zu wollen. Wir gehen dieses Thema ganz entspannt an, wir wollen im Lauf der Saison Klarheit schaffen. Aber es gibt keinen Druck, denn wir sind offen und ehrlich zueinander.
Wie sehen Sie die Entwicklung der U 23-Spieler Niklas Hübner, Noah Dunham, Johannes Krauß und Luca Hauf?
Regan: Der Plan für Niklas war, dieses Jahr das DEL-Tempo zu schnuppern. Er hat schon viele Spiele bei uns gemacht und sich gut entwickelt. Bei Luca ist es die erste Profi-Erfahrung, ihn wollen wir langsam aufbauen. Er spielt bei unserem Kooperationspartner in Ravensburg eine wichtige Rolle. „Hanni“ Krauß war schon ein Eckpfeiler in der DEL2. Er macht es sehr gut bei uns und hält in den Zweikämpfen mit. Noah hat das Trockentraining sehr ernst genommen. Jetzt erhält er von den Trainern das Vertrauen im ersten Unterzahlpaar.
Goalie Michael Garteig hat in dieser Spielzeit noch nicht konstant seine Bestform abrufen können, zuletzt fehlte er mit einer Verletzung. Obwohl Ersatzmann Devin Williams meist überzeugte: Bereitet Ihnen das ein wenig Sorgen?
Regan: Michael will am liebsten immer spielen, aber wir wollten bewusst mit zwei Goalies die Saison bestreiten, die sich die Aufgabe teilen. Es ist eine neue Situation für „Garts“, mit diesem Rhythmus, dieser Routine auch mental umzugehen. Wir geben ihm die Zeit und sind fest von ihm überzeugt.
Im Vorjahr war die Disziplin ein Thema. Heuer leisteten sich Mat Bodie (acht Spiele Sperre wegen Spuckens) und Riley Sheen (zwei Spiele für einen Stockstich) Aussetzer, doch auch kleine Strafen kassiert der ERC recht viele. Wie bekommt man das in den Griff?
Regan: Wir müssen in bestimmten Situationen cleverer sein, vor allem die Zwei-Minuten-Strafen wegen Hakens oder Haltens vermeiden. Die Trainer sprechen viel mit den Spielern, wie sie cleverer agieren können, um nicht durch eine Unterzahl das Momentum zu verlieren.
Vor der Pause geht es noch gegen Frankfurt und Augsburg am Sonntag (16.30 Uhr). Mit wie vielen Punkten wären Sie aus den beiden Heimspielen zufrieden?
Regan: Sechs Punkte wären cool. Aber Frankfurt kommt mit einem 2:0-Sieg in Mannheim, ihr Torwart Jussi Olkinuora wird langsam warm. Wir brauchen die hundertprozentige Bereitschaft, die gegen München vielleicht nicht so da war, von Beginn an. Und Derbys haben total andere Regeln. Da müssen Einstellung und Kampfgeist stimmen. Also: Ich wäre mit zwei Siegen zufrieden. In der Pause können wir verschnaufen, danach geht’s sehr intensiv weiter.
Geht es für Sie demnächst zum Scouten ins Ausland?
Regan: Ich bin aktuell schon in den USA und werde Spiele in der AHL und der ECHL schauen. Die Eigentümer unseres Partners Ingolstadt Village sind auch die Eigentümer der New York Islanders. Mit ihnen werde ich mich ebenfalls treffen und daher auch ein NHL-Spiel schauen.
• Personal: Verteidiger Mat Bodie hat fünf Partien seiner Acht-Spiele-Sperre abgesessen und darf am Sonntag nach der Deutschland-Cup-Pause wieder ran. Der zuletzt angeschlagene Goalie Michael Garteig trainiert zumindest wieder mit der Mannschaft. Ob er für das Frankfurt-Spiel schon ein Thema ist, entscheidet sich kurzfristig.
• Gegner: Die Löwen haben ihre Pleitenserie von fünf Partien gestoppt: Am Sonntag siegte Tom Rowes Team 2:0 in Mannheim – es war der erste Erfolg mit Star-Goalie Jussi Olkinuora. Topscorer der Hessen ist Cameron Brace (zwölf Punkte). Die Löwen verfügen über eine solide Abwehr, das Powerplay und die Torausbeute (29 Treffer – DEL-Negativwert) sind dagegen ausbaufähig. Deshalb nahm Frankfurt Stürmer Erik Brown – Ex-Teamkollege der ERC-Profis Myles Powell und Abbott Girduckis – nach einem Probetraining fest unter Vertrag, der Kanadier soll gegen die Panther debütieren. Verteidiger Markus Lauridsen fehlt verletzt. 17 der 22 Duelle in Ingolstadt gewann der ERC.
Artikel kommentieren