Ingolstadt – Klavier, Bassgitarre, Blockflöte, Gitarre, Violoncello, Ski Alpin, Taekwondo, Akrobatik, Bodenturnen, Einrad, Fechten, Inline Skating, Kampfsport, Hip-Hop, Jazzdance, Modern Dance, Streetdance, Ballett – die Liste der Fertigkeiten von Chen Emilie Yan ist lang. Dabei ist die Schauspielerin gerade mal 24 Jahre alt. Wann hat sie das alles gelernt? „Ich habe mit zwei Jahren mit Ballett angefangen, meine Eltern haben immer gefördert, dass ich unterschiedliche Sachen ausprobiere. Auch im Studium lernt man Verschiedenes. Und: Mein Papa ist begeisterter Skifahrer. Wir sind zwei Mal im Jahr im Innsbrucker Land zum Skifahren gefahren. Skifahren kann ich richtig gut“, sagt sie.
Chen Emilie Yan wurde 2000 in Shanghai geboren, hat eine chinesische Mutter und einen deutschen Vater. Als sie fünf Jahre alt war, zog die Familie in die Nähe von Düsseldorf, wo Chen Emilie Yan aufwuchs. Sie spricht Chinesisch, Deutsch, Englisch – und Finnisch. „Finnisch ist einfach passiert“, sagt sie. Voraussetzung für den Bachelor in Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist unter anderem ein Sprachkurs. „Französisch war ausgebucht, das Nächste auf der Liste war Finnisch“, erklärt sie. Und: „Wir haben Freunde in Helsinki, sind im Sommer auch gern mal in Finnland.“ Trotzdem: Finnisch ist schwer. Und fließend spricht sie nur die anderen Sprachen. Auch wenn das bisweilen zu Sprachverwirrung führt: „Ich war im Sommer in China. Das ist anstrengend für meinen Kopf. Ich denke Deutsch, musste Chinesisch kommunizieren und habe gleichzeitig ein Buch auf Englisch gelesen.“ An der britischen Durham University hat Chen Emilie Yan ihren Bachelor in Psychologie abgeschlossen, bevor sie ihr Schauspielstudium an der Kunstuniversität Graz absolvierte.
Nach ersten Erfahrungen am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Deutschen Theater Berlin, bei den Berliner Festspielen und Wiener Festwochen tritt Chen Emilie Yan ihr erstes Festengagement nun in Ingolstadt an. Und stellt sich in „Opening Night“ dem hiesigen Publikum vor.
Im April stehen auch Dreharbeiten an. „Staatsschutz“ lautet der Arbeitstitel des Films von Faraz Shariat, in dem Chen Emilie Yan die Hauptrolle übernehmen wird: „eine Staatsanwältin, die sich mit rechter Justiz konfrontiert sieht und selbst Opfer wird“, verrät sie. Auf der Besetzungsliste steht auch Sandra Hüller.
Sie schätzt den politisch-gesellschaftlichen Anspruch des Theaters. „Auch wenn ich den Eindruck habe, das Theater es gerade schwer hat. Es spielt sich zu viel Drama in der Welt ab, da möchte man vielleicht lieber verdrängen“, sagt sie. Dabei kann Theater „ein gemeinsamer Verhandlungsraum“ sein, für „Nahbarkeit“ und „ein kollektives Gefühl“ sorgen. „Ich sitze jedenfalls gern im Theater, wenn es mir Spaß macht, ich das Gefühl habe etwas zu lernen und ich gleichzeitig meine Zeit dort als sinnhaftig erlebe.“
aw
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