Kösching
„Teure und nutzlose Bauten“

Historischer Stammtisch des Köschinger Geschichtsvereins über das Zwischenwerk Großmehring

19.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:07 Uhr

Das Zwischenwerk Großmehring stand im Mittelpunkt eines Stammtisches des Geschichtsvereins Kösching. Foto: privat

Der historische Stammtisch des Geschichtsvereins Kösching im Gasthaus Amberger hatte diesmal ein militärisches Thema: das Zwischenwerk 5 in Großmehring. Viele Mitglieder des örtlichen Soldaten-, Krieger- und Veteranenvereins waren gekommen.

Willi Walther aus Großmehring referierte über Planung, Bau und Nutzung des Zwischenwerks. Dazu musste er etwas weiter ausholen, denn die Festung Ingolstadt stand von Anbeginn an in einem ständigen Wettlauf zwischen der Entwicklung der Belagerungsartillerie und der Antwort der Festungsbauingenieure darauf. So habe man die Bayerische Landesfestung Ingolstadt immer wieder vergrößern und verstärken müssen, um den potenziellen Gegner von einem Beschuss der Kernfestung mit ihren militärtechnischen Betrieben fern zu halten.

Bau von Vorwerken nötig

Man habe einen immer weiteren Ring von Vorwerken ziehen müssen, um auf die wachsende Schussleistung zu reagieren, von den provisorischen Erdwerken der 1860er-Jahre zu dem ausgebauten Fortgürtel der 1870er- und 1880er-Jahre. Dabei habe man feststellen müssen, dass nicht nur die Geschütze weiter und genauer schossen, sondern auch die Geschosse ihre Zerstörungskraft erheblich steigerten. Mit dem Zwischenwerk Großmehring wollte man die Lücke zwischen Fort VI Prinz Karl bei Katharinenberg und dem Manchinger Fort VII schließen, die Donaulinie sichern und verhindern, dass die Verteidigungsstellung vom Fluss her aufgerollt wurde.

Nutzung nur zur Munitionslagerung

Militärtechnisch sei das Werk als befestigtes Infanteriefort für etwa 300 Mann gebaut worden. So waren dort nur wenige 9-cm-Geschütze vorgesehen. Nach einer Ortsbesichtigung habe man entschieden, eine Erhebung nordöstlich des Ortes als Bauplatz zu nehmen. Das Werk war vollendet, aber die Geschichte entschied anders über sein Schicksal: Deutsche Truppen verbluteten in Flandern, an der Somme oder vor der Festung Verdun. „Der Franzose“ stand dagegen nicht vor Ingolstadt. „Die teuren und jetzt nutzlosen Bauten sind nur mehr zur Munitionslagerung hergenommen worden“, führte Willi Walther aus. Das sei für die Sieger des Zweiten Weltkriegs überaus praktisch gewesen, um die Festung Ingolstadt 1946 gründlich in die Luft zu jagen. Den Zeitpunkt der Zerstörung konnte Walther nach mühevollen akribischen Recherchen aus Unterlagen des Pfarrarchivs Großmehring erschließen.

Nach dem Krieg: Zucht von Schnecken in den Ruinen

Das Ruinengelände sei nach dem Krieg zur Zucht von Schnecken benützt worden, wovon zahlreiche Schneckenhäuser heute noch Zeugnis ablegten. Der zuletzt geplanten Verwendung als Schrottplatz kam die Gemeinde zuvor und legte ihre Hand auf das Erbbaurecht. Seit einiger Zeit macht sich ein engagiertes Team mit bester Unterstützung durch die Gemeinde Großmehring daran, das inzwischen zum Biotop gewordene Gelände des Zwischenwerks besser erlebbar zu machen, die gut erhaltenen Mauerreste freizulegen und die vollständig erhaltenen Gräben vom Wildwuchs zu befreien. Die historisch überaus bedeutenden Zeugen seien weitgehend unbekannt geblieben, was sich ändern solle.

Das Zwischenergebnis demonstrierte Walther mit einer Bilderserie und bot an, im nächsten Frühjahr, wenn das Wetter passe und das Laub noch nicht die Sicht behindere, eine Führung durchzuführen.