Elternbeirat solidarisiert sich
Streik in der Kinderbetreuung: Eltern in Ingolstadt fordern schnelle Einigung im Tarifstreit

22.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:38 Uhr

Arbeitsniederlegung: In Ingolstadt haben vor zwei Wochen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst – darunter Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen der städtischen Kitas – gestreikt.Viele Eltern haben dafür Verständnis. Foto: Brandl

Im Zuge des laufenden Tarifstreits im öffentlichen Dienst haben zuletzt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Kindertagesstätten die Arbeit niedergelegt. Für die betroffenen Eltern keine leichte Situation.



Eltern mussten einmal mehr improvisieren und die Betreuung ihrer Kinder organisieren. Manch eine berufstätige Mutter oder Vater hätte sich deswegen gewünscht, etwas früher von dem Streik zu erfahren. Trotz aller Umstände zeigen sich viele Eltern in Ingolstadt solidarisch mit den Erzieherinnen. Sie unterstützen sie in ihrer Forderung nach mehr Lohn, hoffen aber vor allem, dass die Arbeitsbedingungen in den Kitas besser werden. Vor allem der Mangel an qualifiziertem Personal ist ein Problem.

Eltern verschicken offenen Brief



Das wird auch in dem offenen Brief deutlich, den der Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas in Ingolstadt jetzt formuliert hat. Am Dienstagabend wurde er unter anderem an Oberbürgermeister Christian Scharpf, das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, Verbände sowie die Presse versandt.

„Wir hoffen sehr, dass sich endlich etwas in Bewegung setzt, um die Probleme anzupacken und die Situation langfristig zu verändern“, sagt Schriftführerin Juliane Fritsche.

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In dem Brief schreiben die Eltern, sie fürchten, der Streit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern könnte sich noch lange hinziehen. Da die Auseinandersetzung vor allem zu Lasten der betroffenen Kindern und ihre Eltern gehe, fordert der GEB, „zügig und ohne gegenseitige Schuldzuweisungen zu einer Einigung zu kommen“.

Nach der Pandemie mit eingeschränkter Notbetreuung, reduzierten Öffnungszeiten oder Einschränkungen des Regelbetriebes wegen Fachkräftemangels seien es „wieder einmal wir Eltern, die zwischen Beruf und Kinderbetreuung jonglieren müssen“. Dabei zeigten längst nicht mehr alle Arbeitgeber Verständnis für die schwierige Situation von berufstätigen Eltern. „Wir Eltern leben auf einem dünnen Seil, gespannt zwischen beruflichem Druck und familiären Verpflichtungen.“

Mehr Lohn für „wertvolle Bildungsarbeit“ gefordert



Die allgemeine Entwicklung beobachten die Eltern vor allem im Hinblick auf Personalmangel und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen schon lange mit Sorge, heißt es in dem Schreiben. „Die Qualität der Bildungsarbeit leidet enorm. Das Geld aus dem Gute-KiTa-Gesetz wurde kaum dazu eingesetzt, die Rahmenbedingungen für die Arbeitenden in den Einrichtungen zu verbessern.“

Um das System nachhaltig zu verbessern, müssten in Zukunft „faire Löhne“ bezahlt werden, finden die Eltern. „Sie sind der Grundbaustein, auf welchem Qualität in Bildung und Betreuung, Entlastung und Motivation einen sicheren Stand finden und gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Nur so kann eine Aufwertung der Erzieherberufe stattfinden, welche Stabilität und Kontinuität sichern und damit uns Eltern eine zuverlässige Betreuung garantieren.“ Der Appell der Eltern ist deswegen klar: „Liebe Arbeitgeber, zahlen Sie unseren Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen endlich den Lohn, der ihnen für ihre wunderbare und wertvolle Bildungsarbeit zusteht! Denn genau dies tun sie. Es findet keine reine Betreuungsarbeit statt.

Diese Menschen bilden unsere Kinder und tragen enorm zu deren Entwicklung bei! Es genügt nicht, damit Abhilfe zu schaffen, die Ausbildung zu verkürzen oder Quereinsteigern den Weg zu erleichtern.“