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Streifzüge durch das Donaumoos

Kunststücke: Viktor Schecks Ausstellung „Requiem“ wird an diesem Samstag in der Ingolstädter Harderbastei eröffnet

13.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:34 Uhr

„Requiem“ hat Viktor Scheck seine neue Ausstellung in der Harderbastei genannt, die an diesem Samstag um 19 Uhr eröffnet wird.

Denn: „Ein Totengebet kann man ja für alles veranstalten, für einen Menschen, für Landschaften, für die Welt. Das ist eine Totenklage, weil etwas unwiederbringlich verloren gegangen ist. Arten, Natur, Klima“, sagt der Künstler, der 1952 in Schrobenhausen geboren wurde.

Die Landschaft ist sein Thema. „Weil ich in der Landschaft aufgewachsen bin. Ich habe mit drei, vier Jahren im Fluss schwimmen gelernt, auf dem Rücken meines Vaters. Er war mit mir sehr viel unterwegs – im Sommer und im Winter“, erzählt er. Später ist Viktor Scheck selbst gereist, war viel in Skandinavien unterwegs, hat dort „die unermessliche und riesengroße Natur kennen- und lieben gelernt“.

Und erst im Oktober ist er mit dem Schiff von Kiel nach Oslo und bis nach Kirkenes gereist. Gut versteckt im Nordosten Norwegens ist sie eine der letzten Gemeinden vor der russischen Grenze. Eine Region mit einer bewegten Geschichte, atemberaubender Natur und dem geheimnisvolle, magisch wirkende Phänomen der Polarlichter.

Nur ein Werk der Ausstellung erzählt von dieser Reise. Merkwürdigerweise leuchtet hier nichts Grün, Blau, Violett oder Rot. Dunkle Farben beherrschen diese Landschaft – nur zaghaft bringt Helligkeit die Luft zum Leuchten. „Dieses Licht ist schwierig darzustellen. Das schaut schnell kitschig aus. Man braucht eine Chiffre“, sagt Scheck. Er arbeitet dran. In seiner Ausstellung in Neuburg im März, April will er Norwegen-Bilder zeigen.

„Dunkelland“, „Moor“ oder „Die Welt ist nicht nett“ nennt er seine Arbeiten über das Donaumoos. Viele erdige Töne, dräuendes Grau-Braun, flächiges Schwarz. Tusche- und Sepiaarbeiten. Tusche und Acryl. Temperafarben mit Eisen(III)-chlorid. Aquarell. Öl. Immer wieder probiert er neue Techniken, um sein Thema künstlerisch in den Griff zu kriegen: Die immer stärker werdenden Gefährdungen der natürlichen Umwelt.

Seit 2007 hat Viktor Scheck sein Atelier in Niederarnbach. Er geht oft mit dem Hund dort spazieren, sieht die Veränderungen der Natur. „Mich interessiert das Produkt, das der Mensch hinterlässt. Das Donaumoos ist ein Kulturprodukt. Ab 1796 wurde das Moor trockengelegt. Das war die größte Neulandgewinnung in Bayern seit dem Mittelalter. Das Donaumoos hat durch die Urbarmachung seinen Moorcharakter fast vollständig verloren. Die niedermoortypische Vegetation ist größtenteils verdrängt worden.“

Die Folgen zeigt Viktor Scheck auf zwei großformatigen Werken gleich im Eingangsbereich: Auf schwarzem Grund sieht man links einen Feldhamster, rechts ein Kiebitznest. „Der Feldhamster ist im Donaumoos komplett ausgestorben“, erklärt Scheck. Und der Kiebitz? „Früher zogen im März, April bis zu 3000 oder 4000 Kiebitze durch das Donaumoos. Es gab eine Population von 400 bis 500.

Jetzt gibt es fast keine mehr.“ Der ursprüngliche Lebensraum der Kiebitze ist verschwunden. Es fehlen Brachen, Sommergetreidefelder und Feuchtwiesen für Brut und Nahrungssuche.

Eine weitere Arbeit fällt aus dem Rahmen – das Triptychon gab der Ausstellung den Titel. Im Zentrum ein Fasanenflügel auf einer Holzplatte, flankiert von bearbeiteten Eisen- und Aluplatten. Sie erzählen von Tod und Vergänglichkeit, aber auch von Gewalt und Zerstörung. Wie es auch das Sophokles-Zitat im Eingangsbereich andeutet: „Vieles ist ungeheuer. Aber nichts ist ungeheurer als der Mensch.“

Doch gibt es einen Lichtblick: Helle Farben erwarten die Besucher und Besucherinnen im kleinen Separee. Zwei Dutzend Aquarelle und kleinformatige Arbeiten, meistens entstanden nach Wanderungen der letzten Jahre in ganz Deutschland.

Im Zentrum: „Il paradiso“ von 2019. „Meine Utopie, wie es im Donaumoos ausschauen sollte“, erklärt Scheck. „Meine Bilder erzählen meine Geschichte und verweisen auf meine kulturelle Herkunft. Der Betrachter macht aus meinen Bildern seine eigene Geschichte.“

DK


Kulturreferent Gabriel Engert eröffnet die Ausstellung in der Harderbastei am Samstag, 14. Januar, um 19 Uhr. Es spricht: Werner Kapfer (BBK), Öffnungszeiten bis 5. Februar: Do bis So 11 bis 18 Uhr.