Gerolfing
Reichlich Platz im „goldenen“ Westen

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr
Der Bezirk West bietet der Stadt Entwicklungsmöglichkeiten – und die werden genutzt. Wie hier in Pettenhofen wird fast überall fleißig gebaut. −Foto: Fotos: Bartenschlager/Schalles

In weiten Teilen noch ländlich geprägt: Die Orte Gerolfing, Irgertsheim, Pettenhofen, Mühlhausen und Dünzlau
bieten Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt. Doch die Grundstückspreise sind stark gestiegen.

In weiten Teilen noch ländlich geprägt: Die Orte Gerolfing, Irgertsheim, Pettenhofen, Mühlhausen und Dünzlau bieten Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt. Doch die Grundstückspreise sind stark gestiegen.

Der Westen ist der mit Abstand größte Ingolstädter Bezirk: Er umfasst 3342 Hektar. Zu „West“ gehören die zum Teil noch sehr dörflich geprägten Orte Irgertsheim, Pettenhofen, Mühlhausen und Dünzlau.

Gerolfing ein Dorf zu nennen, verbietet sich; hier haben sich fast schon städtische Strukturen etabliert. Und das liegt nicht etwa daran, dass in Gerolfing der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer seinen Wohnsitz hat. Es ist die schiere Nähe zu Ingolstadt, die sich stark bemerkbar macht.

Die Eingemeindungen, die 1971/72 über die Bühne gingen, erweisen sich heute als Gewinn für die Stadt, die an vielen Stellen an ihre Grenzen stößt, etwa in Friedrichshofen. In anderen Bezirken wiederum wird die Bebauung verdichtet, um Wohnraum zu schaffen, doch hier im Westen ist noch Platz – und der hat seinen Preis: Die aktuellen Bodenrichtwerte für Mühlhausen, Pettenhofen und Irgertsheim liegen zwischen 350 und 370 Euro pro Quadratmeter. Doch nach den Bodenrichtwerten richtet sich praktisch kein privater Verkäufer mehr. Die tatsächlichen Preise im privaten Immobilienmarkt liegen wesentlich höher. Für Gerolfing-Mitte gibt der Bodenrichtwert satte 950 Euro pro Quadratmeter an; damit hat sich der Preis innerhalb von zwei Jahren gut verdoppelt.

Die Ortschaften stehen auf uraltem Siedlungsgebiet. Die Gegend um Gerolfing beispielsweise war bereits in der Mittelsteinzeit, um das Jahr 10 000 vor Christus, besiedelt. Rund 220 Grabhügel westlich des Ortes zeugen davon, dass hier auch in der Bronzezeit (1200 bis 800 vor Christus), der Hallstadtzeit (800 bis 500 vor Christus“) und der Latènezeit (etwa 500 vor Christus) Menschen gelebt haben. Ähnliches gilt für die anderen Orte: Bei Dünzlau finden sich Siedlungsspuren aus der Jungsteinzeit (etwa 2000 Jahre vor Christus), bei Pettenhofen stand ein Beobachtungsturm der Römer, und ein Altar mit lateinischer Inschrift kam in Irgertsheim zum Vorschein.

Die heutigen Orte gehen auf Gründungen im Mittelalter zurück. Interessant scheint in diesem Zusammenhang Mühlhausen, was auf eine Mühle hinzudeuten scheint. Nur: Das ist mehr als unwahrscheinlich. Die Schutter floss auch in früheren Tagen ein ganzes Stück entfernt und hat den Gemeindebereich nie auch nur ansatzweise berührt. Vielmehr scheint hier ein Haus gestanden zu haben, in denen Mühlknechte wohnten, die in den umliegenden Mühlen arbeiteten. Das muss nach dem Jahr 1000 gewesen sein, denn erst ab diesem Zeitpunkt kennt man den Namensteil „-hausen“ .

Wissenswertes aus dem Bezirk West

Die falsche Burg

Ein stattliches Gebäude auf einem Hügel bei Gerolfing wird gern, aber fälschlich als „Burg“ bezeichnet. Eine Burg gab es tatsächlich. Sie brannte 1546 ab. Übrig blieb das Gesindehaus.

Der Dreiländerstein

Am Waldrand des Höhenloher Berges findet sich ein Grenzstein, der daran erinnert, dass hier drei Länder aneinanderstießen: das Herzogtum Bayern-Ingolstadt, das Fürstbistum Eichstätt und die Pfalzgrafschaft Neuburg.

Zehn Mark „Eingemeindungsgeld“

Die Eingemeindung Gerolfings war nicht unumstritten. Um den Bürgern die Sache ein wenig zu versüßen, gab es pro Haushalt einen Einkaufsgutschein von zehn Mark, worauf der Ort bereits 1971 zu Ingolstadt ging, nicht erst 1972 wie die übrigen Dörfer.

Traktorenfertigung

In Irgertsheim existierte eine florierende Traktorenfertigung. Xaver Funk baute bis 1956 von Hand insgesamt 33 Exemplare, die heute gesuchte Liebhaberstücke sind.

Uraltes Patronat

Bei St. Andreas in Dünzlau handelt es sich um ein uraltes Patronat. Indizien deuten darauf hin, dass die Gründung bereits in der Merowinger-Zeit erfolgte.

Stattliche Viehbestände

In Mühlhausen gab es viel Vieh, um das sich mehrere Hirten kümmerten. In den 1880er-Jahren wurden die Rinder morgens auf die Riedweide und nachmittags auf die Moosweide getrieben.

Bildung

Das Schulhaus in Pettenhofen zählt zu den ältesten im ehemaligen Landkreis Ingolstadt. Bereits im 16. Jahrhundert ist dort eine Schule nachgewiesen.