Ober- und Unterhaunstadt
Die Oberen, die Unteren und die in der Mitte

29.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Ober- und Unterhaunstadt sind inzwischen fast zusammengewachsen; die Müllerbadsiedlung bildet das verbindende Element. −Foto: Bartenschlager/Schalles

Über Jahrhunderte nahmen die einst eigenständigen Dörfer Ober- und Unterhaunstadt eine getrennte Entwicklung – und pflegten ihre Rivalitäten. Heute sind die beiden Orte in einem Bezirk zusammengefasst und haben eine zusätzliche Siedlung als Puffer bekommen

Über Jahrhunderte nahmen die einst eigenständigen Dörfer Ober- und Unter-
haunstadt eine getrennte Entwicklung – und pflegten ihre Rivalitäten. Heute sind die beiden Orte in einem Bezirk zusammengefasst und haben eine zusätzliche Siedlung als Puffer bekommen

Lange bestand zwischen den Bewohnern von Ober- und denen von Unterhaunstadt eine gepflegte Rivalität. In Oberhaunstadt lagen das Schloss, das sich langsam in eine Brauerei verwandelte, das alte Gut und hier lebten die reichen Bauern. In Unterhaun-
stadt hausten die etwas ärmeren Leute, es gab weniger Pracht und insgesamt war das einst eigenständige Dorf auch kleiner. Die Größenverhältnisse haben sich inzwischen umgekehrt, und manch ein Oberhaunstädter trauert noch heute den glorreichen alten Zeiten nach.

Urkundlich erwähnt wurde der Ortsname Hunestat erstmals 1087; damals ließ Ritter Arbo von Hunestadt auf dem „Kirchbuckel“ ein Schloss bauen. Der Letzte aus diesem Geschlecht war ein gewisser Districus, der 1288 in einer Urkunde auftaucht. Danach gab es mehrere Nachfolger, unter anderem die Jesuiten und die Johanniter. Die Jesuiten bauten 1693 die seit 1569 bestehende Brauerei im Schlossgut neu auf. 1822 übernahm Simon Wittmann das Gut samt Brauerei, und ein paar Jahre später das gesamte Schlossgut. Die Brauerei lief gut und wurde immer wieder erweitert – auf Kosten des Schlosses, das im Laufe der Zeit komplett verschwand.

Mit der Eingemeindung erfolgte die Umbenennung der Brauerei Oberhaunstadt in Nordbräu. Unterhaunstadt war ursprünglich ein eigenständiges Pfarrdorf. Sitz eines Burgherrn war es jedoch nie. Bei ihrer Gründung bekam die Universität Ingolstadt Unterhaunstadt als „Ausstattung“, es diente als finanzielle Grundlage und
Absicherung für die Hohe Schule. Der Zehentstadel, in dem die festgesetzten Abgaben abzuliefern waren, befand sich am Kirchplatz. Die „Universitätshofmark“ wurde 1813 aufgelöst. Immer wieder musste das Dorf, geografisch gesehen, Federn lassen: 50 Tagwerk mussten zum Bau der Munitionsanstalt Desching abgetreten werden, einen weiteren Gebietsverlust forderte der Autobahnbau im Jahr 1936.

Für die Stadt ist Unterhaunstadt schier unentbehrlich: Seit 1916 werden zwei Drittel des Ingolstädter Trinkwassers aus den Krautbuckelquellen gepumpt. Zwischen Ober- und Unterhaunstadt hat sich seit Beginn der 1960er-Jahre die Müllerbadsiedlung geschoben. Der Name bezieht sich auf ein Privatbad, das dort nach 1945 entstanden war. Auf der freien Fläche zwischen Augraben und Krautbuckel entstanden in kürzester Zeit neben zahlreichen Privatbauten Häuser und Wohnblocks der „Gagfa“, der Wohnbau AG, des
St. Gundekar-Werks sowie der Industrie- und Wohnbaugesellschaft. Heute leben im Bezirk Oberhaunstadt 5135 Einwohner (Stand Dezember 2016).

Die wachsende Bevölkerung machten neben den Kirchen St. Georg (Unterhaunstadt) und St. Willibald (Oberhaunstadt) ein drittes Gotteshaus nötig. Errichtet wurde St. Peter in moderner Bauweise; die Fertigstellung erfolgte 1969.

Wissenswertes aus Oberhaunstadt 

Schöner Klang seit fast 500 Jahren

Die große Turmglocke von St. Willibald wurde 1532 in Neuburg gegossen. 21 Jahre später kam eine kleinere Glocke dazu, die in Ingolstadt gefertigt wurde.

Schule ist wichtig

Oberhaunstadt war die erste Gemeinde im Landkreis Ingolstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Schulhaus realisierte. 1959 wurde dort erstmals unterrichtet.

Gleisanschluss

Die Lokalbahnlinie von Ingolstadt nach Riedenburg (Eröffnung 1904) berührte auch Oberhaunstadt, das einen eigenen Bahnhof bekam – ein Agenturgebäude in Bretterbauweise.

Ziegel für den Festungsbau

Ab 1827 entstanden drei Militärziegeleien, die Ziegel für den Festungsbau in Ingolstadt zu lieferten. Das Material kam zum Teil aus dem Areal des heutigen Mariengartens.

Musterhafter Obst- und Gemüsegarten

Nach Fertigstellung der Festungsanlagen stellten die Militärziegeleien den Betrieb ein. Auf dem Gelände entstand ein Mustergarten für Obst- und Gartenbau.

Keine arme Braut

Das Selbstbewusstsein der Haunstätter zeigt sich an einem Spruch von Bürgermeister Franz Klug anlässlich der Eingemeindung 1972: „Die Stadt heiratet keine arme Braut.“