Als Willy Brandt für Ingolstadt warb

03.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:09 Uhr

(peh) Vieles hat der Rathausplatz in seiner langen Geschichte schon erlebt.

Die Aktion Stadturlaub mit Sandkasten und Rasenfläche von IN-City, Tangotänzer, Oster- und Weihnachtsmärkte, Fahrradversteigerungen, Konzertauftritte, Fußballübertragungen, viele Info-Busse, Aufstiegsfeiern, Afrikafeste, Streikkundgebungen, Ordensverleihungen der Narrwalla, Schäfflertänze und Weinfeste - um nur einige aufzuzählen.

Nicht zu vergessen natürlich Oskar Lafontaine und Dietmar Bartsch oder Hans-Jochen Vogel. Und natürlich Willy Brandt als Regierender Bürgermeister von Berlin vor 7000 Zuhörern am Rathausplatz. Gut, das war 1961. Heute wäre die SPD in Sachsen und Brandenburg wahrscheinlich froh, wenn sie insgesamt 7000 Wähler hätte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Am kommenden Montag ist am Rathausplatz wieder mal jede Menge los. Der Schwarzwald kommt. Also nicht die ganzen Bäume, sondern das Schwarzwald-Radio. Das ist ein Radioprogramm für Urlaub und Freizeit. Und dieser Sender macht auf seiner Deutschlandreise wieder Station mit seinem Foodtruck. In dieser rollenden Küche sollen Schwarzwälder Spezialitäten an alle Besucher verteilt werden - kostenlos. Gewinnen kann man auch was.

Genehmigt hat die Aktion übrigens der Oberbürgermeister persönlich. Denn der Rathausplatz ist sozusagen seine Spielwiese. Er allein entscheidet nämlich, wer unter seinem Büro was machen darf - oder auch nicht. Böse Zungen werden jetzt wieder lästern, dass der Christian Lösel halt so gerne Schwarzwälder Kirschtorte und Schinken isst und er nur deshalb die Show genehmigt hat. Dem müssen wir an dieser Stelle jedoch entschieden entgegen treten. Will heißen, dass wir ehrlich gesagt nicht wissen, was der OB gerne mag und was nicht. Das Schwarzwaldradio darf den Rathausplatz deswegen nutzen, weil es den ganzen Tag über nicht nur aus, sondern auch über Ingolstadt berichtet. Also Werbung für die Stadt macht (was dem Sender nicht schwer fallen dürfte, ist doch der Geschäftsführer ein Ingolstädter, der früher in der Schanzer Medienlandschaft überaus präsent war).

Also lieber Herr Lösel, jetzt mal unter uns: Wir wissen ja, dass wir bisweilen rechte Dipferlscheißer sind. Aber haben Sie sich das wirklich gut überlegt, das Argument mit der Werbung für die Stadt und dem Rathausplatz? Willy Brandt, da war die Schanz bundesweit in den Schlagzeilen! Aber jetzt ist es ja nicht nur das Schwarzwaldradio, das über Ingolstadt berichtet sondern auch der DONAUKURIER, Radio IN oder tv ingolstadt. Und der Thomas Thöne beackert seit kurzem in seinem Blog auch Themen aus der Stadt. Wenn der das jetzt liest, können's ihm gleich so eine Art Speakers' Corner neben dem Café Moritz einrichten, so viel wie der zu sagen hat. Und dem Michael Schmatloch bauen's am besten direkt daneben seine eigene Bühne auf. Aber die Stadtratssitzungen können Sie sich dann auch sparen. . .