stadtgeflüster
Country Bumpkin statt Bauernfünfer

11.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:52 Uhr

(peh) Warum Bairisch, wenn Englisch auch geht?

Gerade in einer Region, wo so manche alteingesessene Handwerker bisweilen leichte mentale Vorbehalte gegenüber Beschäftigten internationaler Konzerne artikulieren sollen, ist es wirklich wünschenswert, sich auf eine gemeinsame Kommunikationsebene zu verständigen. Und seien wir doch ehrlich: Know-It-All oder Stickler hört sich einfach besser an als Gscheidhaferl oder Dipferlscheißer, wie auch Village Idiot oder Country Bumpkin einfach viel netter klingt als Dorfdepp oder Bauernfünfer.

Auch in anderen Bereichen gibt es starke Tendenzen zu Anglizismen. So pflegen ja etwa Frauen zu behaupten, sie seien im Gegensatz zu Männern multitaskingfähig, wenn sie gleichzeitig fernsehen, Kreuzworträtsel lösen und auf dem Kanapee schlafen. In der Industrie spricht man von Simultaneous Engeneering, in der Betriebswirtschaft von Synergieeffekten. So was hat wohl unser OB im Sinn, wenn er diesen Samstag am Rathausplatz die Schlüsselübergabe an die Narrwalla mit der Premiere des Schäfflertanzes kombiniert. "Da geht's in oam dahi", hat er sich wohl gedacht, wobei wir natürlich nicht wissen, ob unser OB auf Bairisch denkt - oder ob er bei sich gedacht hat: "I Kill Two Birds With One Stone".

Im Sinne einer ungebrochenen Kontinuität von Festen und Feiern ist es natürlich zu begrüßen, wenn zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Nur vor Übertreibungen sei gewarnt. Allein die Narren sind ja unberechenbar, wenn sie einmal losgelassen. Aber diese Schäffler erst! Wie es bei denen einst zuging, schildert die Zunftordnung der Ingolstädter Schäffler von 1541, abgedruckt im Sammelblatt des Historischen Vereins, Band 25, erschienen im Jahr 1900. "Item so sie beinander sind", heißt es, müsse der eine Strafe zahlen, "welcher den anderen schilt, lugstraft, maulwischt oder ander Frevel erzeigt". Berüchtigt waren offenbar die Einstandsfeiern der Schäfflermeister (mehr so eine Art mentaler Shutdown): Da habe man "auch im ehrsamen Rath befunden, daß aus solchen viel Aufruhr, Rumor, Trunkenheit, Gottslästerung und anderer Schaden, Saumsal und Nachtheil entstanden ist".

"Da sei der Stadtrat vor! ", möchte man ausrufen. Nicht auszudenken, wenn am Rathausplatz zum Schluss noch Rumor und Saumsal entstehen! Unser Vorschlag: Das Ganze an die städtische Veranstaltungs-GmbH übergeben. Dann ist aber gleich Schluss mit lustig, wie man so hört. . .