(jb) Als Ingolstädter Fußball-Fan hat man es dieser Tage wahrlich nicht leicht.
Der FCI ist abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der zweiten Bundesliga, der Frust wächst von Stadionbesuch zu Stadionbesuch. Was soll's, denkt man sich als Sympathisant des bayerischen Ballsports. Es gibt ja noch die Münchner Bayern. Also nach dem Heimspiel im Sportpark ab ins Innenstadtlokal unseres Vertrauens, auf das bei Fußballübertragungen immer Verlass ist. "Aber nur bis 17.30 Uhr, wir haben heute Weihnachtsfeiern", kündigt die Bedienung den drohenden Wirtshausverweis an, als sie das erste Kaltgetränk bringt. Kein Problem, uns geht es ja schließlich nur um die Übertragung der Fußball-Bundesliga. Ein erster Warnschuss, wie sich später herausstellen sollte.
Bekanntlich spielen die besten deutschen Mannschaften auch unter der Woche und liefern europäischen Spitzenfußball zum Zungeschnalzen. Um uns die bayerischen Königsklassenpaarungen auf keinen Fall entgehen zu lassen, ist ein Besuch im Gasthaus des Vertrauens fest eingeplant. Mitten in der Innenstadt, es gibt Bier und wenn's pressiert auch ein Schnitzel - was will Fußballfan mehr. Doch es ist die Zeit der Firmenfeiern, Klassentreffen und Vereinsabende. Kurzum: Hinz und Kunz trifft sich noch im Dezember, um das schlechte Gewissen nicht mit in die Christmette zu nehmen. In weiser Voraussicht wählen wir also einen Tag vorher die Nummer des Wirtshauses, um uns einen Platz für den Fußballabend zu sichern: "Tut mir leid, wir sind leider ausreserviert", klingt es aus dem Hörer. Fassungslosigkeit. Was nun? Der Anpfiff rückt näher und wir müssen mit großem Bedauern feststellen, dass Innenstadtlokale mit Bezahlfernsehen langsam aber sicher aussterben. Schwere Zeiten für Fußballfans. Wir entschließen uns also schweren Herzens, doch zur Weihnachtsfeier zu gehen. Wenn die besinnliche Zeit vorbei ist, wird es hoffentlich auch im Stammlokal wieder ruhiger. Und wir können problemlos Fußball schauen.
