stadtgeflüster
Zählen lernen mit Herrn Dobrindt

13.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr

(reh) Der größte Stammtisch der Welt ist nicht bei den Banklsitzern in Gerolfing, sondern dort, wo der Berühmteste aller Gerolfinger als Landesvater mit schöner regelmäßig die Huldigungen seiner untertänigsten Untertanen entgegennahm: beim Politischen Aschermittwoch in Passau, der Mutter aller Großveranstaltungen.

Natürlich zieht die CSU als erfolgreichste Partei des ganzen Universums unzählige Besucher an, die dem Spektakel mit Horsti und Co. beiwohnen wollen. Und nie waren es mehr als im Jahr 2013, als der damalige Generalsekretär Alexander Dobrindt von 7000 Besuchern schwafelte, die der Dreiländerhalle einen absoluten Rekordwert beschert hätten - und natürlich deutlich mehr waren als bei der SPD-Konkurrenzveranstaltung in einem 5000er-Bierzelt in Vilshofen.

Dass die Dreiländerhalle aber bei derartigen Veranstaltungen per Auflage der Stadt Passau maximal 4100 Menschen fassen darf, das sah Dobrindt in gekonnter Schaffung von alternativen Fakten natürlich nicht so eng. Donald Trump hätte auf alle Fälle seine helle Freude an dem faktenverdrehenden Oberbayern, der ihm auch in Sachen Beliebtheitswerten durchaus das Wasser reichen kann. Oder hat Trump sich sogar in "Good old Bavaria" diese Idee abgeschaut, um auch bei seiner greatesten Amtseinführung aller Zeiten im Januar 2017 von rekordverdächtigen Zuschauermassen in Washington faseln zu lassen, die gar nicht da waren?

In diesem Sinne braucht sich die deutsche Automobilindustrie gar nicht so viele Sorgen über den Markt bei unseren uneingeschränkten transatlantischen Freunden in den USA zu machen. Von wegen, aus lauter Furcht vor Strafzöllen auf Knien ins Weiße Haus rutschen - die Taktik, um sich Donalds Gunst zu sichern, ist längst eine andere, wie man jetzt bei Audi wieder sieht. Dort begrüßte der Betriebsrat des Autobauers nach eigenen Angaben am Mittwochnachmittag "mehr als 8000 Besucher" bei der Betriebsversammlung im Veranstaltungsraum über der Halle B des Güterverkehrszentrums, heuer im Juli sollen es sogar 10000 Audianer gewesen sein.

Dass zu diesen Gelegenheiten laut eigener Aussage aus der Betriebsratsführung eigentlich nur maximal 5000 Besucher in der Halle erlaubt sind, muss man angesichts der ökonomischen Großwetterlage derweil nicht so genau nehmen. Vielmehr kann man nach dem Motto agieren: Wenn das Unternehmen schon nicht neue Rekorde einzufahren vermag, dann sollten wenigstens im Umfeld einige wichtige Marken fallen. Donald Trump fährt sicherlich voll darauf ab. Und Alexander Dobrindt fragen wir erst gar nicht. Make Audi Great Again!