stadtgeflüster
Tierischer Protest im Klenzepark

19.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr

(peh) Das Verhältnis der Ingolstädter zu ihrer Tierwelt war schon immer ein ganz spezielles - und an Vielschichtigkeit kaum zu überbieten.

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht nehmen vorzugsweise warmblütige Vierbeiner mit Augen dabei einen hohen Stellenwert ein. Aufmerksamen Beobachtern ist nämlich nicht entgangen, dass die Probleme des Ingolstädter Schlachthofs in dem Maße zunahmen, wie die Zahl der Vegetarier, Flexitarier, Pescarier, Veganer, Fructarier und Frugivoren stetig anstieg. Fleischverzicht gefährdet Arbeitsplätze, möchte man da nur ausrufen!

Tiere als Anschauungsobjekt waren und sind ebenfalls sehr beliebt. Da sei nicht nur auf die Taubenzüchter, Vogelfreunde und Aquaristen verwiesen, den Wildpark am Baggersee oder die liebevoll aufgespießten Insekten unserer Entomologen. Die Stars unter unseren tierischen Freunden bleiben natürlich der Schwedenschimmel im Stadtmuseum, der bekanntlich König Gustav II. Adolf unter dem Hintern weggeschossen wurde, sowie der unvergessene Maxl, dessen Präparat heute noch im Zoo Wasserstern zu bewundern ist.

Fast schon art- und grenzüberschreitend ist die Beziehung der Gerolfinger zum Tierreich. Die Geschichte der Moiakäfer, wie sie sich nennen, geht auf einen Handwerksburschen zurück, der beim Gerolfinger Wirt übernachtete und kein Geld für die Zeche hatte, dem Wirt aber dafür eine Schachtel wertvoller Uhren überließ, aus der ein Ticken zu hören war. Erst nach einer Woche und dem Verschwinden des Burschen blickte demnach der Wirt in die Schachtel und entdeckte, dass er getäuscht worden war: Statt Uhren befanden sich in der Schachtel nur Maikäfer (Moiakäfer).

Nicht weniger innig ist die Beziehung der Schanzer zu ihrem Wappentier, dem Panther. Dieses feuerspeiende Fabelwesen erhielten die Schanzer angeblich, weil sie in der Schlacht von Gammelsdorf so tapfer gekämpft haben sollen. Und damit sind wir bereits beim Tier in der Ingolstädter Kunst. Unerreicht sind hier natürlich die Gebrüder Asam und ihre Darstellungen exotischer Viecher in der Maria de Victoria, wie der bekannte Elefant. Doch der hat jetzt starke Konkurrenz bekommen, wie auf dem Schnappschuss zu sehen ist, der einer aufmerksamen Kollegin der Redaktion gelang. Ein Esel auf dem abgedeckten Brunnen im Klenzepark. Ehrlich gesagt sind wir am Rätseln, ob dies jetzt Kunst, eine Protestaktion der Tierschützer von Peta oder der Grundstock für die Schanzer Variante der Bremer Stadtmusikanten werden sollte. Oder doch ein nachträglicher, stiller Protest gegen die Zerstörung der gleichnamigen Bastei am Gießereigelände.