stadtgeflüster
Tanz den Rehberger!

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr

(sic) Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer muss sich wohl doch nicht in die Kunst des Volkstanzes einarbeiten.

Wie berichtet, sollte die frei werdende Stelle des Vize-Heimatpflegers mit dem Schwerpunkt Brauchtum eigentlich nicht mehr besetzt werden. Aber dank des Einschreitens der Freien Wähler ändert die Verwaltung jetzt ihren Plan. Die Stellenausschreibung der Stadt - schön im Stil der Ära Söder gehalten - liegt uns bereits vor:

"Großstadt im Herzen Bayerns mit 135000 Einwohnern, davon 60000 nicht deutscher Herkunft, geprägt von einer dynamischen Entwicklung und starker Liebe zur bayerischen Heimat, mit einem attraktiven Brauchtums- und Shopping-Angebot, stabiler leitkultureller Identität (gemäß den Vorgaben der Bayerischen Staatskanzlei), einem wachsenden urbanen Bewusstsein sowie einer im Aufbau begriffenen historischen Sensibilität - - sucht - - zum 1. Januar 2019 einen stellvertretenden Stadtheimatpfleger mit dem Schwerpunkt Pflege der bairischen Traditionen, Sitten und rituellen Handlungen.

Das Anforderungsprofil: Sie sind bekennend wertkonservativ, bodenständig und stehen liberalen Anwandlungen mit gesunder Skepsis gegenüber. Sie ehren unsere bayerische Heimat und holen ihren Trachtenanzug (Loden in gedeckten Farben und konventionellen Formen) / Ihre Krachlederne / Ihr Dirndl (ohne Pink und Orange) nicht nur zur Wiesnzeit aus dem Schrank. Sie verfügen über beeindruckende Bairischkenntnisse und wenden Fachterminologie aus dem Volk (Freibierlätschn, Gscheidhaferl, Duadl, Gschaftlhuber, Schupfabrunzn, tramhaperte Trietschn - greisliche) eloquent wie stilsicher an. Sie ziehen einen hausgemachten Obazdn jedem ausländischen Käse vor. Sie kennen deshalb auch die landestypisch korrekte Aussprache des hochdeutschen Begriffs Geselchtes. Sie sind der Überzeugung: Ein geschmeidiges Gstanzl sagt mehr aus als 1000 Worte. Jedes Schnaderhüpfel betört Sie stärker als eine neumodische Unterhaltungssendung im TV. Sie wissen, dass es sich bei einem Rehberger um eine folkloristisch anspruchsvolle Variante des Landlers handelt - und verstehen ihn taktsicher, gewandt sowie ohne affektierte Beinarbeit darzubieten (wie alle weiteren relevanten Volkstänze). Sie sind auch beim Fensterln immer vorne mit dabei, können Blaskapellen dirigieren und volltönend goaßlschnalzen. Ihr Lebensmotto lautet: Über jeds Bacherl geht a Brückerl. CSU-Mitgliedschaft ist erwünscht, aber nicht Bedingung. Selbiges gilt für Jodelkenntnisse.

Die Stelle des stellvertretenden Stadtheimatpflegers für bairisches Brauchtum wird mit 250 Euro im Monat vergütet. An den katholischen Hochfesten gibt es ein Paar Wiener oben drauf. Bei Bedarf kann OB Christian Lösel eine Hirschlederhose (knielang, mit auf den Latz gesticktem Alm-idyll-Motiv, kaum getragen) als Leihgabe zur Verfügung stellen. Senden Sie bitte Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen an Herrn Personalreferenten Christian Siebendritt, Altes Rathaus, Rathausplatz 2."