stadtgeflüster
Im Biergarten zum Sieg

17.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:39 Uhr
So sehen Siegersattel aus: ein Geschenk des FCI. −Foto: Hammer

(sic) In der wunderbaren Welt des Sports in Ingolstadt kam es am Sonntag zu einer bemerkenswerten Begegnung: ERC gegen FCI.

Im Mo-Biergarten. Also die Fans jetzt. Das Heimspiel der Panther gegen Krefeld und das Auswärtsspiel der Schanzer fanden am selben Nachmittag statt. Der FCI trat gegen Bottrop an. Oder wie das heißt. Ach ne: Bielefeld. Oder war's dieses Waldbröl? Egal. Irgendwelche Loser aus NRW halt. Genau: Bochum!

Das Spiel war wie immer auch im Mo zu sehen. Dutzende FCI-Fans saßen dort zu Bier vor den Bildschirmen, spätsommerlich-gülden gestimmt, in vollem rotschwarzen Ornat. Mitten unter ihnen: zwei Dutzend ERC-Fans, ebenfalls in Vereinsornat (hellblau). Hier die Altmeister der Ingolstädter Fankultur, dort die Debütanten auf der Bühne des organisierten Anfeuerns.

Alles blieb friedlich. Wahre Panther-Fans interessieren sich nämlich nicht nennenswert für diesen jungen Fußballverein da (sofern sie vom FC 04 überhaupt schon mal gehört haben). Die Stimmung im Mo war jedenfalls super! Gut, sicherlich, bis zur 14. Minute; dann wurde es im Biergarten immer stiller, bis man den Eindruck gewinnen konnte, im Fernsehen werde jetzt Turmspringen übertragen. Oder Golf.

In der Halbzeit (so gegen 14.15 Uhr) mussten die ERC-Fans dann langsam los. In die Saturn-Arena. Vermutlich wären in dem Moment viele FCI-Anhänger am liebsten sofort mit zum Eishockey, denn die Ingolstädter Fußballer lagen da schon 0:3 hinten. Die Sportsfreunde in Blau verließen fröhlich den Biergarten, um ihr Team siegen zu sehen (7:4). Die Rotschwarzen mussten bleiben, missmutig die Halbe in der Hand, und sich in Treue die übrigen drei Gegentore auch noch anschauen (Endstand 0:6).

Um jetzt mal etwas positiv zu sehen: Rein biergartentechnisch birgt die zweite Liga gegenüber der ersten klare Vorteile, weil es da diese frühen 13.30-Uhr-Spiele samstags und sonntags gibt. Das ist fast noch Frühschoppenfußball. Rein aus der Perspektive freizeitorientierter und biergartengeneigter FCI-Fans gesehen, wäre die dritte Liga freilich noch attraktiver, denn da finden viel mehr Spiele samstags statt. Bei den Schanzern wird man darüber bestimmt bald mal reden.

Feines Gespür für die psychologische Gesamtsituation stellte gestern die Marketingabteilung des FCI unter Beweis: Am Tag nach dem Desaster im Ruhrpott ließ sie am Ingolstädter Hauptbahnhof Dutzende Radlsattel mit einem Plastiküberzug in den Vereinsfarben verzieren (Foto). Das Ding macht echt was her, wenn man damit in den Biergarten radelt, um auf den nächsten Sieg des ERC anzustoßen.