stadtgeflüster
FDP - Boxsport mit und ohne Biss

07.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr

(rh) Undank ist der Welten Lohn.

Wenn eine politische Bewegung in Ingolstadt die mitunter niederschmetternde Kraft dieses alten Erfahrungsschatzes zu spüren bekommen hat, dann war es der Liberalismus. So tapfer sich die FDP-Stadträtinnen über all die Jahrzehnte im Rathaus schlugen, so fleißig sie auch durch Antrag um Antrag das liberale Fähnlein hochzuhalten trachteten, so hingebungsvoll sie ihr kommunales Mandat jenseits aller realistischen Erfolgsperspektiven ausübten - die Ingolstädter Wähler honorierten diese Bemühungen stets nur in recht bescheidenem Maß: Einer von 50 Stadtratssitzen, das musste genügen, mehr parteigebundene Liberalität wäre übertrieben gewesen, schließlich lebt man ja ohnehin im Mutterland der Liberalitas.

Seit 2014 verwaltet nun Karl Ettinger treuhänderisch das politische Erbe von Sigrid Michaelis und Christel Ernst, selbstverständlich weiterhin als einziger Stadtrat der FDP, inzwischen so etwas wie das Alleinstellungsmerkmal der Liberalen. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass seitdem ein freiheitlicher Ruck durch Ingolstadts Politik und Gesellschaft gegangen wäre. Schwer zu beeindrucken wusste der FDP-Mann jedoch die Schwächlinge aus anderen Parteien durch seine überragenden boxerischen Qualitäten, die er kürzlich gegen einen Landtagsabgeordneten aus Pfaffenhofen unter Beweis stellte. Nach unserer Überzeugung könnte Ettinger, wenn es hart auf hart kommt, selbst in einem Zehnrunden-Fight gegen CSU-Champion Albert Wittmann ordentlich bestehen. Gar nicht auszuschließen, dass sich gegen den schlagkräftigen Routinier aus Etting letztlich sogar sein jugendlich wirkendes Draufgängertum durchsetzen würde, das in Stadtratsdebatten leider viel zu selten zum Tragen kommt.

Auch im Einsatz für den guten Zweck vermag sich der unerschrockene Liberale jederzeit voll reinzuhängen. Per Spendenaufruf im Internet gelang es ihm im Juli, einen Elektrorollstuhl zu erwerben, den er an den stadtbekannten Verkäufer der Obdachlosenzeitschrift "Biss" übergab. Der dankte es ihm prompt, indem er Parteiwerbung auf einem Rollator machte - für die CSU. Im Boxsport gilt so etwas ganz klar als Schlag unter die Gürtellinie, der zur sofortigen Disqualifikation des Übeltäters führen müsste.