stadtgeflüster
Weihnachten naht

24.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:48 Uhr

(kue) "Ja is denn heut' scho Weihnachten", fragte sich Franz "der Kaiser" Beckenbauer einst in einem Werbespot so selig lächelnd, als würde er lange vor dem Fest der Liebe und der teuren Geschenke schon die Weihnachtsglocken läuten hören.

Vielleicht hatte der von Finanzminister Peer Steinbrück als Steuerflüchtling gescholtene Wahl-Österreicher, spätere Fifa- und Gazprom-Botschafter aber auch deshalb so gute Laune, weil der Satz das ganze Jahr über Kassen klingeln ließ. Jedenfalls ist der Werbeslogan eines Mobilfunkanbieters, der drei Jahre lang im Deutschen Fernsehen lief, schnell zum geflügelten Wort geworden. "Ja is denn das schon die Weihnachtsbeleuchtung", fragte denn auch jüngst in Anlehnung daran eine junge Mutter einen Monteur, der die Platanen vor der Sparkasse am Rathausplatz mit Lichterketten schmückte. Der Mann in der Hebebühne schüttelte zwar nur kurz mitleidig lächelnd den Kopf und setzte dann den Kampf mit dem Gewirr aus Kabeln und Lämpchen fort. Aber so abwegig war die Frage der Passantin gar nicht. Schließlich taucht in diesen Tagen in den Supermärkten schon das erste Weihnachtsgebäck auf. Wer sich Ende August nicht für Mandelspekulatius, Dominosteine und Lebkuchen erwärmen kann, der sollte das Angebot einfach zumindest bis November ignorieren. Wer sich aber jetzt schon einen kleinen Vorgeschmack gönnen möchte, der kann ja in der Eisdiele mal nach Lebkucheneis fragen. Falls der Gelatiere auch nur so müde lächeln sollte, wie der Herr mit den Lichterketten, dann bleibt nur noch eine Möglichkeit. Sie gehen mit Ihrem Schatz auf den Barthelmarkt, den Gillamoos und all die anderen Herbstfeste und lassen sich ein Lebkuchenherz schenken.