stadtgeflüster
Vollmundige Ankündigungen

09.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:54 Uhr

(tsk) Was waren die Berliner, die dafür ausgewählt worden waren, aufgeregt: Nur drei Monate vor der Eröffnung ihres neuen Flughafens im Süden der Stadt durften sie im März 2012 mit testen, ob die Sicherheitskräfte und die Anlagen für den Katastrophenfall gerüstet wären.

Und sie stellten inmitten von brennenden Bussen und fließendem Theaterblut fest: Ja, das wäre er. Zufrieden radelten sie nach Hause in ihre schicken Altbauwohnungen mit Dielenboden im Wedding - und malten sich schon mal aus, wohin sie von dort überall fliegen würden. Nun ja, wie wir wissen, kam es ganz anders. Der Flughafen Berlin-Brandenburg erweist sich bis heute als katastrophenerprobt - ob von dort jemals Menschen oder irgendeine Fracht abheben werden, steht in den Sternen.

Nun würden wir uns niemals erdreisten, BER mit hiesigen Bauprojekten zu vergleichen, weder was die Kostenentwicklung noch Zeiträume anbelangt. Doch wir erinnern uns schon auch an manch vollmundiges Versprechen: Zum Beispiel die Ankündigung des Oberbürgermeisters im Gespräch mit unserer Zeitung 2016, er hoffe, seine Gäste schon beim Neujahrsempfang 2020 im neuen Kongresssaal begrüßen zu können. Mittlerweile gibt man Zeitpläne dazu nur noch ungern bekannt.

Apropos vollmundig: In der größten Hitze gingen wir jetzt in der Mittagspause auf der Suche nach Essbarem durch die Innenstadt und entdeckten auf der Litfaßsäule am Schlifflmarkt die großflächige Werbung für B. Good, eine Filiale des neuen Schnellrestaurants, für das in den Räumen des früheren Mc-Donald's schon seit einigen Monaten umgebaut wird. "Frische natürliche Speisen in nur 100 m" stand dort zu lesen - und wir freuten uns, allerdings etwas verwundert, weil wir nicht einmal eine Einladung zur Eröffnung bekommen hatten. Mit knurrendem Magen liefen wir die 100 Meter die Moritzstraße hinunter - und stellten dann verwundert fest, dass sich vor dem Eingang nach wie vor eine Bauplane befindet und Arbeiter vor und in der Filiale werkelten. Offenbar hatte man die Werbung ein bisschen zu früh geschaltet.

So mussten wir also weiterziehen. Angesichts unseres Hungers eine kleine persönliche Katastrophe. Foto: C. König