stadtgeflüster
Schlabbershorts und Badeschlappen

27.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr

(ada) Es gilt als ein speziell mittel- und nordeuropäisches Phänomen: Sobald die Temperaturen den Bereich zweistelliger Plusgrade erreichen, beginnen die Menschen auch hierzulande sich zu entkleiden und halbnackt durch die Gegend zu laufen.

Gerne geschieht das dann in Gruppen und ohne Berücksichtigung des eigenen Aussehens oder der Figur. Und natürlich auch ohne Rücksicht auf andere zufällig anwesende Betrachter.
Nähern sich die Temperaturen gar der 30-Grad-Marke, gibt es, so scheint es, für den kollektiv zelebrierten Exhibitionismus keine Grenzen mehr. Urlaubsgefühle machen sich breit. Und dazu gehört halt einfach auch legere Kleidung oder was man dafür hält. Schlagartig fallen die Hüllen nicht nur bei jungen Menschen sondern auch bei Leuten im gesetzteren Alter. Schlabbrige T-Shirts und Shorts, die aussehen als kämen sie geradewegs aus dem Altkleidercontainer, prägen schnell das Bild der Menschen in den Straßen. Nackte, zuweilen auch unsaubere Füße in Badeschlappen schlurfen über den Asphalt oder das Pflaster der Fußgängerzone als wäre man an einer Strandpromenade. Zwangsläufig fragt sich der Betrachter, warum es gerade in Ingolstadt so viele Modeläden oder sogenannte Designer-Outlets gibt, und was das dann wohl eine Art von Oberbekleidung ist, die dort feilgeboten wird.
Während man in Südeuropa halbnackten Touristen inzwischen den Zutritt zu Kirchen oder öffentlichen Einrichtungen verwehrt und in Restaurants zumindest von den Herren erwartet, in langen Hosen zum Essen zu erscheinen, gehen mache Leute hier sogar am Sonntagmittag in einem Aufzug zu ihrem Innenstadtgriechen oder Lieblingsitaliener, der eher vermuten lässt, sie seien gerade aufgestanden und hätten vergessen sich etwas überzuziehen. Gut gekleidet ist dann oft einzig das Personal.

Wenn man Glück hat, tragen die Leute dann wenigstens noch eine der inzwischen epidemieartig auftretenden Jogginghosen, statt zu enge Badehorts auf bleicher Haut. Wir wollen da allerdings nicht hoffen, dass Modeschöpfer Karl Lagerfeld doch recht hat, wenn er sagt: "Wer in der Öffentlichkeit Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. "