Ingolstadt
Spannend, fantasievoll, tiefgründig

Preisverleihung des Schanzer Schreibwettbewerbs für Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Ingolstädter Literaturtage

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:04 Uhr

Ausgezeichnete junge Schreibtalente: Die Siegerinnen und Sieger stellten sich nach der Preisverleihung mit ihren Urkunden und Geschenken zum Foto (es fehlt Eva Schmidt). Foto: Geigenberger

„Liebe Schriftstellerinnen und Schriftsteller“, eröffnete die Leiterin der Ingolstädter Stadtbücherei Heike Marx-Teykal am Sonntagnachmittag in der Neuen Welt die Verleihung der Preise des Schanzer Schreibwettbewerbs für Schülerinnen und Schüler, der im Rahmen der 29. Ingolstädter Literaturtage ausgelobt wurde. Die Bezeichnung Schriftsteller, Schriftstellerin war angebracht. Davon war nicht nur die Jury überzeugt gewesen, der es sehr schwer gefallen sei, eine Auswahl zu treffen aus den vielen interessanten und mit großer Kreativität geschriebenen Geschichten zum Thema „Fantastische Reisen durch die Zeit“. Nachdem die drei Erstplatzierten Ausschnitte ihrer Geschichten selbst vorgelesen hatten – Inhalt der Geschichten der zweiten und dritten Siegerinnen und Sieger hatte Marx-Teykal jeweils kurz angerissen – stand fest: Hier sind wahre Schreibtalente am Werk. Das Publikum stimmte gerne mit Marx-Teykal überein, die von „ganz individuellen Geschichten“ gesprochen hatte, bei denen „die Begeisterung am Schreiben zu spüren“ sei.

Die vierköpfige Jury sei von der Vielfalt begeistert: „Einige Geschichten bleiben in der Gegenwart, aber in einer Parallelwelt, mal ist der Held der stille Beobachter, mal ist die Heldin aktiv am Geschehen beteiligt, mal wird man in einen Zeittunnel gezogen, reist in die Zukunft oder blickt auf die Vergangenheit. Mal entscheidet man sich selbst dazu. Immer soll sich etwas zum Besseren ändern oder geändert werden.“

So lautet der letzte Satz in „Das Geheimnis der Zeit“ von Paula Kaiser (Christoph-Scheiner-Gymnasium, Klasse 5d), Drittplatzierte der 4. bis 6. Jahrgangsstufen: „Das Böse war besiegt.“ Eva Schmidt (Klasse 6a, Gnadenthal-Gymnasium) schickt ihre Protagonistin „Barfuß in die Vergangenheit“ , in die Kindheit ihres Opas am Ende des Zweiten Weltkriegs. Dort findet diese einen Kristall und erfährt von einem vergrabenen Mehlsack. Dessen Geschichte vielleicht ein ander Mal erzählt wird? Erstplatzierte Hanna Fellner (Gnadenthal-Gymnasium, 6c) überrascht mit Sätzen wie „Jeder hat sein Schicksal, meines war, in den Armen eines Freundes zu sterben“ in „Letzte Hoffnung in der Zeit“. Darin wird Protagonist Lukas von seinem toten Freund Stefan in die Vergangenheit geschickt, um eine bessere Zukunft zu ermöglichen, in der nicht Kinder wegen Wassermangels mit der Waffe in der Hand kämpfen müssen. Im Mittelpunkt steht eine große Freundschaft. Zwei dritte Plätze gab es in der Gruppe der 7. bis 9. Klassen: Immer wieder erlebt die Heldin von Kathrin Hüls’ Geschichte (Gnadenthal-Gymnasium, 9c) „In den Wellen der Vergangenheit“ den Moment wieder, als ihr Bruder beim Surfen starb. Sie fühlt sich schuldig, weil er sie aus Seenot rettete. Am Ende wird der Heldin klar, dass sie im Jetzt leben muss und darf. In „Die Chance des Lebens“ von Antonia Westner (Gnadenthal Mädchen Realschule, 9c) fällt die Heldin bei Musik in einen Traum, der sie ins Mittelalter führt, wo sie einen Ring findet. Dieser gibt ihr die Chance, die Zukunft und die Vergangenheit zu gestalten. Franziska Cerhak (Katharinen-Gymnasium, 9c), die zweite Siegerin, lässt ihre 28-jährige Erzählerin mit Hilfe einer Zeitkapsel zurückschauen auf sich selbst als Elfjährige, auf ihre Träume und ihr Können. Und begreift dies am Ende, ihrem erwachsenen Leben eine neue Wendung zu geben. Eine Geschichte mit ausgewiesener Chuzpe erzählt Lukas Endtner (Katharinen-Gymnasium, 8c), in „Zeit zu Reisen“, mit der er gewann: Sein mittelmäßiger Schüler nimmt an einem Schreibwettbewerb teil und versucht sich mit einer Kurzreise in die Zukunft Vorteile zu verschaffen. Die Uhr seines Deutschlehrers hilft ihm dabei, an die Sitzungsunterlagen der Jury zu kommen...!

Mit seiner Geschichte um Arne, der in einer Zukunft lebt, in der Zeitreisen so üblich sind wie Pauschalreisen, erzählt Sören Schmidt-Clausen (Gymnasium Gaimersheim, Q12), dass es manchmal gar nicht so gut sein kann, die Vergangenheit zu verändern. Denn damit wird die eigene Gegenwart anders. Und nicht immer so, wie man es gerne hätte. Auch die Geschichte von Johanna Porsch (Gabrieli Gymnasium Eichstätt, Q11) warnt davor, an der Zeitschraube zu drehen – besser: die Umstellung der Uhren nicht zu versäumen. Die Siegergeschichte „Das Jetzt entscheidet die Zukunft“ von Florian Mändl (Reuchlin Gymnasium, Q11) erklärt mit einer Zukunftsreise zweier Helden und einer Heldin, dass die Zukunft nicht feststeht, sich auch schlecht mit KI exakt berechnen lässt. Denn bei diesen Berechnungen fehlt immer der menschliche Faktor: Dass die Einstellung der Menschen zum Leben (optimistisch, pessimistisch, realistisch) auch immer das Handeln beeinflusst. Ein philosophischer Text, der spannend erzählt ist. Wer gerne liest, muss sich um anregende Lektüre nicht sorgen.