„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, so August Bebel. Mit anderen Worten: Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin? „Unsere Vorkämpfer auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft haben sich diese Fragen sicherlich auch gestellt“, sagte Awo-Vorsitzender Dieter Betz zu Beginn seines Rückblicks bei der Jahresversammlung und erinnerte an die Anfänge der Arbeiterwohlfahrt in Berlin. Die Arbeiterwohlfahrt wurde am 13. Dezember 1919 von Marie Juchacz gegründet.
1947 wurde die Awo Kösching im „Bachbräu“ (heute Pizzeria „Piazetta“) gegründet. In einem Zeitungsartikel vom Juli 1954 hieß es: „Der Ortsverein der Awo Kösching, der im Juli 1947 durch Frau Strobl ins Leben gerufen wurde, zählt gegenwärtig 30 Mitglieder.“ Zum Ersten Vorsitzenden wurde Julius Krenig gewählt.
Von Anfang an Geld sammeln für Soziales
Wieder aus der erhaltenen Niederschrift: „Bei den darauf folgenden Sitzungen konnte der neugegründete Verein schon auf einige neue Mitglieder stolz sein. Gesammelt wurde im Frühjahr und im Herbst und es war nicht immer leicht. Man musste auch mit 10 und 20 Pfennig zufrieden sein. Sammeln musste jedes Mitglied ohne Ausnahme.“
1951 legte Julius Krenig den Vorsitz nieder. Paula Sitzmann übernahm das Amt. Aus den 60er-Jahren bis 1975 sind keine Unterlagen erhalten. Anfang der 70er-Jahre schlief das Engagement ein.
Mit Schwung ging es am 30. November 1975 wieder los. Auf Einladung des Kreisvorsitzenden Josef Forster wurde die Awo Kösching neu gegründet. Zum neuen Vorsitzenden wurde der 33-jährige Siegfried Betz gewählt. Er sollte es 25 Jahre bleiben. Bereits 1976 waren 71 Mitglieder registriert, und das gesellige Leben blühte auf. 1976 gab es wieder eine Weihnachtsfeier. 1977 wurde das erste Kinderfest durchgeführt. 1979 wurde der erste Seniorennachmittag veranstaltet. Erstmals beteiligten sich Köschinger an der Kindererholung des Kreisverbandes. 1979/80 wurde eine Hausaufgabenhilfe aufgebaut. Die Mitgliederzahl betrug 107.
1981 fungierte die Bahnhofsgaststätte als Vereinslokal. Ausflug, Kinderfest, Grillfest und Weihnachtsfeier waren fester Bestandteil des Vereinslebens. Im März 1984 wurde Vorsitzender Siegfried Betz zum Bürgermeister von Kösching gewählt.
1988 waren 148 Mitglieder registriert. Seit 1988 sammeln Awo-Mitglieder gebrauchte Kleidung für die Awo-Kleiderkammer in Ingolstadt. Am 6. Juli 1991 stellte die Gemeinde die Sandlagerhalle den Vereinen für Feiern zur Verfügung.
1992 erfolgte der Beschluss des Ortsvereins, aus dem Kreisverband Eichstätt auszutreten und sich dem Kreisverband Ingolstadt anzuschließen. Diese Initiative und viele Gespräche mit dem Bezirksverband, dem Kreisverband Ingolstadt und weiteren Awo-Ortsvereinen führte am 15. Oktober 2000 zur Fusion der Kreisverbände Ingolstadt-Eichstätt.
Ab 1996 wurden neben dem jährlichen Tagesausflug große Reisen organisiert: 1996 ging es mit 70 Teilnehmern nach Ägypten, 1997 nach China. In den folgenden Jahren wurde die ganze Welt bereist.
Im Dezember 1997 rufen die Awo und die SPD Kösching zu einer Spendenaktion für den im Wachkoma liegenden, damals siebenjährigen Thomas Bauer aus Oberdolling auf. Bis März 1998 werden 92525 Mark gespendet. Das Geld dient dem dringend notwendigen Umbau des Hauses von Familie Bauer. Insgesamt kamen über 100000 Euro zusammen.
Am 16. November 1998 beantragt die AWO beim Landratsamt Eichstätt die Errichtung eines Kinderhortes an der Grundschule Kösching. Am 1. Dezember nimmt der erste Kinderhort im Landkreis Eichstätt mit einer Gruppe und maximal 25 Kindern seine Arbeit auf. Hortleiterin wird Monika Eicher. Sie blieb es bis zur Pensionierung 2019.
Die 2000er-Jahre mit vielen Veränderungen
2000 trat Vorsitzender Siegfried Betz nach 25 Jahren nicht mehr an. Nachfolger wurde Manfred Hofweber. Neuer Stellvertreter Dieter Betz und neuer Schriftführer Jakob Glossner. Die Verdienste von Siegfried Betz sind groß: Er hat die Awo in Kösching aufgebaut, erweitert, mit Leben gefüllt und ist auch heute noch sehr aktiv. 2000 war auch das Jahr, in dem das Kinderfest wiederbelebt wurde: Bis 2014 fand es am Spielplatz „Im Bogen“ statt. Seit 2015 auf der Hofwiese. Im Oktober 2000 fusionierten die Kreisverbände Ingolstadt und Eichstätt. Dieter Betz wird zum Stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt.
Weitere Aktionen laufen an, aber es gibt auch Rückschläge. 2001 erfolgt die erste Hosenaktion durch Pogos Mode. Hunderte Jeans für die Kleiderkammer der Awo werden gespendet. Die Aktion läuft in unregelmäßigen Abständen bis heute. Im Herbst 2002 wird wegen mangelnder Sammler die Sammlung über die Ausgabe von Überweisungsträger getestet. Das Ergebnis ist mäßig. 2003 taucht mit Klemens Winzinger ein neuer Sammler auf. Er ist in diesem Jahr der Einzige. Sammelergebnis: 1022 Euro. 2015 erreicht das Sammelergebnis erstmals die stolze Summe von 8368 Euro. 178 Mitglieder zählt da der Verein.
Am 9. November 2016 wird eine Gedenktafel am ehemaligen „Bachbräu“ enthüllt. Im Jubiläumsjahr wächst der Verein auf 203 Mitglieder an. 2018 feiert der Kinderhort sein 20-jähriges Bestehen. 2020 werden 207 Mitglieder gezählt.
Die Awo Kösching trotzt Corona und wächst weiter
Dann folgt die Corona-Pandemie. Das 40. Kinderfest muss ausfallen, ebenso die Jahresversammlung mit Neuwahlen und die Weihnachtsfeier. Doch die Mitglieder sind treu – 2021 sind es 208. 2021 muss auch der Seniorennachmittag ausfallen. Die Frühjahrssammlung ergibt trotzdem 5241 Euro. Im Juli folgt die Jahresversammlung für 2020 und 2021 mit Ehrungen und Neuwahlen. Neu ist, dass neben Andrea Ernhofer mit Heike Reinhardt-Berthold eine weitere Stellvertretende Vorsitzende gewählt wird. Zum 75. Bestehen wird nur im kleinen Rahmen gefeiert, doch eine Weihnachtsfeier wird es geben.
