Ingolstadt – Ein Opernabend der etwas anderen Art steht am 16. Juni im Rahmen der Kabaretttage auf dem Programm. Dann nämlich werden die Schauspieler Conny Glogger, Gerd Anthoff und Michael Lerchenberg „Carmen“, „Die Zauberflöte“ und „Der fliegende Holländer“ in neuem Gewand präsentieren: Die Opern wurden nicht nur in Mundartverse übersetzt, auch ihre Handlungen wurden nach Bayern verlegt, nach Berchtesgaden und an den Starnberger See.
Frau Glogger, wie würden Sie jemandem „Opern auf Bayrisch“ erklären, der davon noch nie etwas gehört hat?
Conny Glogger: Die „Opern auf Bayrisch“ sind einfach ein Vergnügen, ein Opernabend der ganz besonderen Art. Die Libretti weltbekannter Opern sind von Paul Schallweg ins Bairische übersetzt worden, eingedampft und gereimt. Ort der Handlung ist bei uns immer Bayern, egal ob es sich um „Aida“, „Carmen“ oder „Turandot“ handelt. Der Lohengrin heißt bei uns zum Beispiel „Der Lohengrin von Wolfratshausen“, „Die Meistersinger“ spielen in Miesbach, „Die Zauberflöte“ ist „Das Wunder vom Königssee“. Die Musik von Friedrich Meyer, Rolf Wilhelm und Andreas Kowalewitz ist selbstverständlich angelehnt an das Original, aber herrlich mit bayerischen Klängen versetzt. Der Triumphmarsch aus „Aida“ beginnt mächtig, prächtig und endet dann in einem altbayerischen Schlager. Keine Oper dauert bei uns länger als 35 Minuten und deswegen gibt es gleich drei an einem Abend Wer kann das schon? Da wird‘s nicht langweilig.
Was verbinden Sie mit „Opern auf Bayrisch“?
Glogger: Wunderschöne Abende auf großen Bühnen. Wir sind regelmäßig in unserem Stammhaus im Staatstheater am Gärtnerplatz in München oder im Münchner Prinzregententheater. Ich habe zwei großartige Kollegen, Gerd Anthoff und Michael Lerchenberg und ein Orchester vom Feinsten. Das „Musikensemble Opern auf Bayrisch“ unter der Leitung von Andreas Kowalewitz besteht durchweg aus Mitgliedern der großen Orchester in München: Sie kommen von der Oper, aus der Philharmonie, vom Rundfunkorchester. Mit Philipp Jungk haben wir einen wunderbaren Perkussionisten, er hat auf der Bühne verschiedene Gerätschaften, schlägt auf Pfannen und rührt in Töpfen – ganz kurios.
Was macht der bairische Text mit den Opern?
Glogger: Er macht sie lebendig, lustig, verkürzt extrem und versucht das Wesentliche zu erzählen, ohne Wichtiges aus den Geschichten wegzulassen.
Sie stehen inzwischen seit vielen Jahren mit Ihren Kollegen auf der Bühne. Wie kam es dazu, dass aus einer einmaligen Faschingsveranstaltung ein regelmäßiges Programm geworden ist?
Glogger: Durch den Zuspruch des Publikums. Das Ensemble ist 1985 gegründet worden, da war ich noch nicht dabei – für eine einmalige Vorstellung. Es waren damals schon Größen der bayerischen Theaterszene dabei wie Gustl Bayrhammer, Karl Obermayr und Ruth Kappelsberger. Der Bayrische Rundfunk hat diese Faschingsvorstellung damals aufgezeichnet und im Radio gesendet und das war so ein Erfolg, dass es wieder aufgenommen worden ist. Insgesamt sind es bestimmt 500 Folgevorstellungen mittlerweile.
Wie sind Sie denn zu den „Opern auf Bayrisch“ dazugekommen?
Glogger: (lacht) Wenn ich das wüsste! Es war wirklich eine große Ehre damals, als mich 1999 der damalige Regisseur anrief: „Könntest du dir vorstellen, für Ruth Kappelsberger als Zweitbesetzung zur Verfügung zu stehen, weil: Sie mog net immer und manchmal geht‘s ihr net so gut.“ Ich habe mich richtig reingehängt. Anfangs hatte ich nur zwei Vorstellungen im Jahr, dann drei, dann ein bisschen mehr und irgendwann hat sie gesagt: „Jetzt mog i nimma. Es wird mir zu beschwerlich, jetzt machst as du ganz.“ Seitdem darf ich es ganz machen. Und meine Zweitbesetzung ist Monika Gruber.
Im Stadttheater Ingolstadt spielen Sie „Carmen“, „Die Zauberflöte“ und „Der fliegende Holländer“. Ohne zu viel vorwegzunehmen, was können Sie über das Programm verraten?
Glogger: „Carmen“ hat bei uns den Untertitel „Wia d’ Liab an Sepp zum Mörder gmacht hat“. Die Carmen wird unter anderem so beschrieben: „Sie war die Todsünd in Person. Mit Lippen röter als der Mohn. Und Augen hats ghabt so feirig scho, wenn die bloß o‘gschaut hat an Mo, dann ist der glei stocknarrisch worn.“ Das Drama nimmt seinen Lauf und der arme Sepp geht am Ende drauf – und sie auch. „Die Zauberflöte“ dauert im Original gerne mal drei Stunden und die Handlung ist richtig kompliziert. Da habe ich schon ein paar Mal erlebt, dass die Zuschauer hinterher sagen: „Ah, Dankeschön, jetzt hab ich die Geschichte auch endlich kapiert.“ Die Königin der Nacht ist bei uns die Blaueisgletscherkönigin. Die spiele natürlich auch ich – ich übernehme alle Frauenrollen.
Und der „Fliegende Holländer“?
Glogger: Den „Holländer“ haben wir am Starnberger See verortet. Senta aus dem Original ist bei uns die „Zenzi von Leoni“. Durch ihren Opfertod rettet sie den fliegenden Holländer endlich aus seiner Verdammnis. Das ist eine meiner Lieblingsstellen, die klingt so klassisch und hochtrabend, aber das geht dann so: „Zerst hots no do an Schroa an langa und dann is langsam unterganga. Nur Blosen san no auffa gstiegen, sie selm ist unt im Wasser blieben“, also traurig und natürlich auch Gelächter.
Haben Sie selbst auch eine Lieblingsoper?
Glogger: Diese Mischung, mit der wir nach Ingolstadt kommen, gefällt mir gut. Lieblingsopern sind Mozarts „Zauberflöte“ und „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, denn da darf ich sogar ein kurzes Gsatzl singen. Wir sind ja keine Sänger, und wenn wir trotzdem hin und wieder singen – die Buben mehr als ich –, dann tragen wir ausschließlich dazu bei, dass sich das Publikum amüsiert.
Wird es noch weitere Neuinterpretationen geben oder könnten Sie sich vorstellen, einen Text wie Paul Schallweg zu verfassen?
Glogger: Wir haben 18 Opern im Repertoire und der Schallweg hat 25 geschrieben. Relativ neu ist die Oper „Faust“ von Charles Gounod. „Tristan und Isolde“ von Wagner machen wir auch noch nicht so lang. Von uns wird sich keiner ans Texten machen. Die Texte sind einfach hervorragend. Schallweg hat so einen wunderbar schrägen Blick und konnte Wesentliches und Unwesentliches gereimt ins Absurde und ins Komische transportieren. Das Schreiben dieser Texte ist eine große Kunst für sich. Eine ganze Oper erfordert viel Können und Kraft.
Gibt es eine Stelle, auf die Sie sich am meisten freuen oder auf die Sie hinarbeiten?
Glogger: Wir arbeiten auf jede Stelle hin! Die Opern kommen auf den ersten Blick sehr leicht daher. Aber es ist nicht so einfach, wie es klingt oder aussieht. Obwohl wir drei das jetzt schon länger miteinander machen, heißt es immer wieder: gut vorbereiten. Ein Reim verbaselt – und die ganze Geschichte hängt schief. Und dann muss man entweder flugs versuchen, auf einen Reim einen neuen zu setzten oder – wir nehmen das Ganze schon sehr ernst, aber wenn auf der Bühne mal was passiert, haben wir oft zusammen mit dem Publikum eine Riesengaudi – dann wird ein Satz oder ein Vierzeiler auch einfach mal wiederholt.
Gibt es neue Projekte, an denen Sie gerade arbeiten?
Glogger: Es gibt eine Hörspielreihe, es gibt ein neues Projekt für eine Lesung, und hoffentlich auch mal wieder eine Rolle für eine Fernsehserie, aber dafür bin ich leider grad so komisch alt. Für die jungen endgültig zu alt und für die ganz alten noch zu jung, das ist gerade ein bisschen schwierig, leider! Und jede Menge Moderationen für Galas, Bunte Abende, Benefizveranstaltungen. Also, mir ist nicht fad! Und ich würde mich natürlich freuen, wenn es den Ingolstädter Zuschauern genauso gefällt wie uns. Man muss kein Abendkleid anziehen, auch kein Dirndl, man kann einfach so hübsch kommen, wie man ist.
DK
Die Fragen stellte Laura Möndel.
Im Rahmen der Ingolstädter Kabaretttage ist „Opern auf Bayrisch“ am Sonntag, 16. Juni, um 20 Uhr im Ingolstädter Festsaal zu sehen.
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