Im Alter von 85 Jahren
Manchinger Holocaust-Überlebende Sinteza Ursula Heilig gestorben

19.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:39 Uhr

Die Holocaust-Überlebende Ursula Heilig ist 85-jährig am 18. August in Ingolstadt gestorben. Die Sinteza lebte in Manching. Foto: Zentralrat der Sinti und Roma

Sie überlebte als Kind mit ihrer Mutter und Geschwistern versteckt den Holocaust. Am Donnerstag ist die Sinteza Ursula Heilig 85-jährig in Ingolstadt gestorben, teilte der Zentralrat der Sinti und Roma am Freitag mit.



Ursula Heilig war dem Zentralrat und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma immer eng verbunden und begleitete die Delegationen des Zentralrats über viele Jahre am 2. August zur internationalen Gedenkfeier nach Auschwitz-Birkenau. Heilig nahm auch am jährlichen Gedenken in Sachsenhausen und im Bundesrat teil. Ebenso wirkte sie mehrfach als Gesprächspartnerin mit Jugendlichen in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz mit.

Familie führte ein Zirkusunternehmen

Ursula Heilig (geb. Hartmann) wurde am 28. Februar 1937 in Frankenstein in eine schlesische Sinti-Familie geboren. Ihre Familie führte ein Zirkusunternehmen. Von 1940 bis 1945 lebte sie als kleines Kind mit ihrer Mutter Auguste Sperlich und weiteren Angehörigen unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Illegalität in Oberschlesien. Durch Flucht und Verstecktleben erlitt sie schwere Gesundheitsschäden. Große Teile ihrer Verwandten wurden im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

„Ursula Heilig war eine ausgesprochen sanfte und freundliche Frau, die mit ihrem dezenten Auftreten als Zeitzeugin gerade bei den Freiwilligen in den Gedenkstätten und bei Gruppen eine sehr beliebte Ansprechpartnerin war. Auch bei den Delegationen war sie bekannt dafür, dass sie sich über die immer wieder mal auftretenden Probleme bei Reisen nicht beschwerte, sondern lieber mithalf, diese zu lösen“, sagte am Freitag ein Pressesprecher des Zentralrates der Sinti und Roma auf Nachfrage des DONAUKURIER.

Wichtige Zeitzeugin verloren

Ursula Heilig hatte vier Kinder. Bis zu ihrem Tode lebte sie mit ihrer Familie in Manching bei Ingolstadt. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der gesamte Vorstand des bayerischen Landesverbandes trauern um Ursula Heilig, die gestern im Alter von 85 Jahren in Ingolstadt verstorben ist. „Ich bedauere es zutiefst, dass wir nun Abschied von Ursula Heilig nehmen müssen. Wir alle verlieren mit den letzten Überlebenden der NS-Verfolgungen wichtige Zeugen für unsere Geschichte und unsere Identität in Deutschland. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren und sind in Gedanken bei ihrer Familie“, schrieb der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose.

DK