Der Deutschland Cup in Landshut beginnt an diesem Mittwoch und Christian Künast redet bei seiner Einordnung erst gar nicht um den heißen Brei herum. Der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes sagt über das Heimturnier der Nationalmannschaften: „Bei den Frauen ist das Turnier für uns extrem wichtig mit Hinblick auf die Olympia-Qualifikation.“ Damit sie im Februar in Bremerhaven die Fahrkarte für Mailand 2026 lösen, dafür proben die deutschen Frauen in Landshut den Ernstfall.
„Wir wollen in einigen Situationen etwas Druck aufbauen für die Mädels“, sagt Bundestrainer Jeff MacLeod und erläutert: „Damit sie bereit werden für das, was kommt.“ Und damit er in den drei Spielen in Landshut sieht, wie die Spielerinnen unter Druck zurechtkommen („Evaluierung“). Vor vier Jahren, beim Qualifikationsturnier für die fünf Ringe in Füssen, scheiterten die DEB-Frauen ja unter anderem auch an den haushohen Erwartungen. Erwartungen ihrerseits, aber auch seitens des Verbandes – geht es doch für den DEB im Zuge der Potenzialanalyse auch um Fördermittel. Zudem entsteht fast automatisch Druck durch die Öffentlichkeit. Im Vorjahr, sagt Torhüterin Sandra Abstreiter, habe das gut besuchte Turnier „Aufschwung für die Saison“ und damit auch für die gute Weltmeisterschaftsleistung verliehen.
MacLeod hat zwei Spielerinnen des ERC Ingolstadt nach Landshut eingeladen, Torfrau Lisa Hemmerle und Stürmerin Katharina Häckelsmiller. Dazu kommen, der Stamm besteht aus zehn Spielerinnen des Deutschen Meisters ECDC Memmingen, auch einige Ex-Panther wie Celina Haider, Jule Schiefer, Emily Nix und Nicola Hadraschek-Eisenschmid.
Theresa Wagner, die flinke ERC-Topscorerin, steht derweil nicht im Aufgebot und das, obwohl der DEB mit ihrem Abbild das Turnier bewirbt und MacLeod „Zwänge im Kader“ hatte, wie Künast erörtert.
Die College-Spielerinnen um Nina Jobst-Smith, mit denen MacLeod für die Olympia-Qualifikation plant, erhielten für den Deutschland Cup keine Freigabe. Statt als Ersatz auf gestandene Bundesliga-Profis wie die in der Saisonvorbereitung angeschlagenen Wagner zu setzen, nominierte MacLeod lieber Talente: Hanna Weichenhain (16), Alexandra Boico (15) und Charleen Poindl (15) – sie haben bisher zehn, sechs respektive noch kein Spiel auf höchster deutscher Ebene in der Vita.
Beim Deutschland Cup treffen die deutschen Frauen zuerst auf Frankreich um die beiden ERC-Legionärinnen Lore Baudrit und Léa Villiot (Mittwoch, 19.45 Uhr). Am Freitagabend, 19 Uhr, steht das Duell mit Außenseiter Slowakei an. Im designierten „Finale“ am Samstag, 14.30 Uhr, ist Ungarn der Gegner. Ohnehin steht die Saison der DEB-Frauen im Zeichen Ungarns. Wie beim Deutschland Cup treffen sie auch bei der Weltmeisterschaft im April auf das Team, das von Ex-Bundestrainer Pat Cortina trainiert wird – und dazwischen, beim wichtigsten Turnier des Jahres, auch: bei der Olympia-Qualifikation.
MacLeod sieht das Aufeinandertreffen in Landshut aber nicht unbedingt als Duell an, in dem man gleich mal den Ton vorgibt. „Es ist kein Turnier mit nur einem Spiel. Wir wollen Erfolg haben und mit dem gleichen Gefühl und dem gleichen Spielansatz in die drei Spiele gehen“, sagt er, räumt aber ein: „Wenn es um das finale Spiel geht, nehmen wir das vielleicht ein bisschen anders an.“ Auch die spezielle Einstimmung auf eine ausgiebige Rivalität gehört eben dazu, um Druck aufzubauen – als Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation.
DK
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