Die Pförringer Ortsmitte hat Sanierungsbedarf. Was augenfällig scheint, ist jetzt durch Zahlen belegt. Der Markt kann nun mit Zuschüssen aus der Städtebauförderung für die bis 2025 geplanten Maßnahmen rechnen. Die Kosten summieren sich auf über sechs Millionen Euro, wie in der jüngsten Marktratssitzung bekannt wurde. Um an den Zuschusstopf der Städtebauförderung zu kommen, müssen zunächst sogenannte städtebauliche Missstände dokumentiert und Maßnahmen erarbeitet werden. Deshalb hat der Marktgemeinderat Ende 2018 vorbereitende Untersuchungen für die Ortssanierung in Auftrag gegeben.
Jetzt stellte Hans-Peter Dürsch dem Gemeinderat die wichtigsten Ergebnisse vor. Von 218 erfassten Haupt- und Nebengebäuden im Gebiet Ortsmitte haben nach Dürschs Inaugenscheinnahme 14 erhebliche Mängel; 17 müssten saniert, 56 renoviert werden. Zudem stehen von den 163 Hauptgebäuden 18 leer. Die Bevölkerung im Untersuchungsgebiet weist laut den Daten aus dem Einwohnermeldeamt ein relativ hohes Durchschnittsalter auf. Von den 476 Einwohnern ist fast die Hälfte 50 Jahre und älter, etwa ein Viertel ist über 65 Jahre.
„Darauf muss man sich einstellen, zum Beispiel mit Verbesserungen für Fußgänger“, so Dürsch. Daten zur Dämmung und Heizung der Häuser wurden bei den Eigentümern abgefragt. „Der Rücklauf der Fragebögen war erfreulich hoch“, sagte Dürsch. Angaben zu 111 Objekten konnten ausgewertet werden. Demnach ist nur bei 17 Prozent die Gebäudehülle vollständig gedämmt. Entsprechend groß sei der Handlungsbedarf. Bei der Frage nach dem Heizen wurden für die 111 Objekte 204 Energiequellen genannt. Die Verteilung lautet: 41 Prozent fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle), 17 Prozent mit Strom, 34 Prozent Holz (auch als Pellets oder Hackschnitzel), 8 Prozent Sonnenkollektoren, Wärmepumpen etc. „Ein schönes Ergebnis“, wie Dürsch unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs meinte. Durch das Zusammenspiel von konventionellen und alternativen Energiequellen sei man weniger von einer Quelle wie Gas abhängig.
Zu den Einzelmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren erarbeitet worden sind – wie Aufwertung von Kelsstraße und Kelsplatz, ein Wasserspielplatz am Kelsbach oder das Fassadenförderprogramm – ist neu das Objekt Marktplatz 7 (besser bekannt als Posthalter) hinzugekommen. Dürsch schätzt die voraussichtlichen förderfähigen Kosten auf insgesamt 6,1 Millionen Euro, davon allein für das Posthalteranwesen rund 4,3 Millionen Euro. Der Experte schlägt für die Ortssanierung ein vereinfachtes Verfahren vor. „Das ist für die Anlieger nicht ganz unerheblich. Denn das würde bedeuten, dass sie keinen Ausgleichbetrag für eine eventuelle Wertsteigerung zahlen müssen.“
Von zentraler Bedeutung für die Ortssanierung ist laut Dürsch der Innerortsbebauungsplan „zur Steuerung des Maßes der baulichen Nutzung“, den das Gremium im Anschluss an dessen Referat einstimmig als Satzung beschloss. Der Bebauungsplan legt im Wesentlichen die Zahl der möglichen Wohneinheiten fest. Der Sanierungsplan soll bei der Art der Nutzung „schlimme Dinge verhindern“, wie Dürsch sagte.
Für alle, die von einem Einfamilienhaus in einem der neuen Baugebiete träumen, hat der Gemeinderat mit juristischer Begleitung neue „Vergaberichtlinien für gemeindliche Bauplätze im Familienmodell“ beschlossen. Basis ist ein Punktekatalog der neben dem Ortsbezug (Erstwohnsitz, Arbeitsstelle und Ehrenamt) auch soziale Kriterien wie Zahl der Kinder hohen Stellenwert einräumt und EU-Vorgaben entspricht. Die Einkommensobergrenze wird auf 55500 Euro für Alleinstehende und 111000 Euro für Paare festgesetzt. Die Vergabe im Familienmodell soll erstmals für die Gebiete „An der Pirkenbrunner Straße“ in Lobsing und „Südlich Mauerner Straße“ in Gaden angewendet werden. Die Quadratmeterpreise werden auf der Basis eines Verkehrswertgutachtens festgelegt.
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