Lokalmatador glänzt auf dem Eis
Schanzer Dreiersprung erstmals inklusiv: Gelungene Kür von ERC-Eiskunstläufer

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:00 Uhr
Sabine Kaczynski

Gelungene Premiere für die Special-Olympics-Teilnehmer beim Schanzer Dreiersprung (v.l): Emma Gania, Lena Vollbrecht, Janine Kress, Frauke Klos, Corinna Huber, Sabrina Bichlmair, Dominik Huber, Lokalmatador Werner Eikenberg und Patrik Huber. Foto: Kaczynski

Konzentriert geht Werner Eikenberg gemeinsam mit Trainerin Conny Eichlinger seine Kür nochmal durch. Noch sind die beiden im Presseraum in der Saturnarena, doch gleich geht’s raus aufs Eis - zu einer ganz besonderen Premiere: Denn erstmals durften Eiskunstläufer mit Einschränkungen gemeinsam mit Sportlern ohne Handicap im Rahmen des Wettbewerbs „Schanzer Dreiersprung“ antreten.

Sechs Athleten nahmen an dem integrierten Special Olympics-Part an, drei Teilnehmer sogar in zwei Kategorien. Beim Warmlaufen zeigen die Eiskunstläufer ganz unterschiedliche Emotionen: Während der Ingolstädter Werner Eikenberg als Lokalmatador ruhig seine Bahnen zieht, muss sich Janine Kress aus Geretsried „erst ans Eis gewöhnen“, wie sie sagt.

Denn die Sportler sind zum ersten Mal im „Pantherkäfig“, auch Eikenberg hat bislang nur in der kleinen Eishalle trainiert. Dominik Huber aus dem österreichischen Ausserfern dagegen brennt auf seinen Auftritt, er ist kein bisschen nervös, sondern will am liebsten sofort vors Publikum.

Doch zunächst ist Janine Kress dran. Sie fährt beim „Level 0“ in einem hübschen Schmetterlingskostüm durch Hütchen und zwischen Stangen zu ABBAs „Mamma mia“. Ganz zufrieden ist sie nicht mit ihrer Leistung, großen Applaus bekommt sie trotzdem.

Als nächstes ist Sabrina Bichlmair aus Österreich dran: Für ihre Kür wird versehentlich die falsche Musik eingespielt, doch sie bleibt cool zeigt bei der Leistungsstufe „Level 1“ bereits mehr Tempo, fährt auf einem Bein und springt kurz vom Eis ab. Auch sie bekommt – genau wie ihre beiden Mitstreiterinnen Emma Gania und Frauke Klos aus Geretsried – viel Beifall von den Zuschauern.

Auf dem Eis eine „Rampensau“



Dann ist Dominik Huber dran. Er startet im „Level 2“ und ist auf dem Eis eine echte „Rampensau“. Er strahlt und hat ganz offensichtlich großen Spaß auf dem glatten Element.

Die Einzelwertungen beschließt Werner Eikenberg, der als einziger Läufer für den ERC Ingolstadt am Start ist und in der Stufe „Level 3“ antritt. Natürlich hat er einen Mini-Heimvorteil und wird mit stürmischem Klatschen begrüßt.

Routiniert und souverän spult der erfahrene Eiskunstläufer seine Kür zur Musik „Der dritte Mann“ ab, zeigt einen sicheren Einfachsprung, gelungene Schrittkombinationen und Pirouetten. Mit dem flüssigen und sauberen Vortrag sichert er sich eine gute Bewertung durch die Preisrichter – und das Lob seiner Trainerin Conny Eichlinger von Caritaszentrum St. Vinzenz.

Nach dem Einzel folgt der Paarlauf



Nach den Einzelwettbewerben treten drei Athleten zusätzlich im Unified Paarlauf an. Dabei steht ein Eiskunstläufer mit Einschränkungen gemeinsam mit einem Partner ohne Handicap auf dem Eis. Als erstes tritt erneut Dominik Huber vors Publikum, diesmal gemeinsam mit seiner Drillingsschwester Corinna. Die beiden zeigen einen tollen Auftritt mit viel Schwung und enormem Ausdruck und bekommen zurecht viel Applaus, genau wie Emma Gania, die mit Lena Vollbrecht im Frauen-Doppel ihr Können zeigte, bevor Sabrina Bichlmair mit dem dritten Huber-Drilling Patrik als Partner den Special-Olympics-Teil beendete.

Hinterher waren alle mit der geglückten Premiere zufrieden. Zwei Jahre übt Dominik schon für seine beiden Küren, er liebt den Beifall des Publikums und beim Eiskunstlauf am meisten die Sprünge, erzählt er. Sein Bruder Patrik findet es toll, dass die Special Olympics erstmals beim Schanzer Dreiersprung eingegliedert wurden: „Man muss diese Menschen in die Gesellschaft integrieren.

Die Sportler mit Beeinträchtigung haben nicht nur mehr Motivation, wenn sie bei gemischten Wettbewerben teilnehmen, sondern es fördert auch ihr Selbstwertgefühl. Es ist wichtig, mit solchen inklusiven Projekten die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren“, findet der Österreicher.

Inklusion wird nun beim Eiskunstlauf gelebt



ERC-Starter Eikenberg, der bereits seit 30 Jahren Schlittschuh läuft und seine Kür rund ein halbes Jahr „in jeder freien Minute geübt“ hat, freut sich ebenfalls, dass Inklusion nun auch beim Eiskunstlauf gelebt wird. Beim ERC Ingolstadt gehören die Sportler mit Handicap schon länger zur Eislaufgruppe des Vereins, trainieren dort zweimal wöchentlich.

„Vor allem die Sprünge und Kombinationen faszinieren mich, zudem schaue ich mir gerne Elemente von anderen Läufern ab“, erzählt Werner Eikenberg, der sich die Musik zu seiner Kür selbst ausgesucht hat und auch die Bestandteile gemeinsam mit Trainerin Conny Eichlinger entwickelt.

„Wir sind sehr glücklich, dass die inklusiven Wettbewerbe ausgebaut werden sollen, um den Läufern mehr Startmöglichkeiten zu bieten“, freut sich Eikenberg mit seiner Trainerin vom Caritaszentrum St. Vinzenz, die sich wünscht, dass noch mehr Kinder mit Einschränkungen den Weg zum Eiskunstlauf finden.