Der Fachkräftemangel ist in kaum einem Bereich so eklatant wie bei der frühkindlichen Erziehung. Auch in Ingolstadt fehlen Erzieherinnen. Familienministerin Ulrike Scharf will diesem Problem unter anderem mit einem Gesamtkonzept für die berufliche Weiterbildung begegnen.
Bei der zweiten Regionalkonferenz des Bündnisses für frühkindliche Bildung am Montag in Ingolstadt hat sie dafür in einem Pressegespräch geworben. „Die Fachkräftegewinnung ist im Bereich der Kita wirklich eine der ganz großen Herausforderungen“, sagte Scharf. Entscheidend sei, Menschen zu finden, die in diesem Beruf arbeiten wollen, fügte sie hinzu. Durch Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen soll diesen Menschen eben genau das ermöglicht werden, nämlich das Arbeiten in der Kita.
Ein Plan, den auch Josef Weingärtner vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft – Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) unterstützt. Ingolstadts Kulturreferent Gabriel Engert, der gemeinsam mit der Zweiten Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll an dem Treffen teilgenommen hat, sieht das ebenfalls so. Man könne den Menschen nun eine Perspektive bieten. „Ich bin sehr überzeugt davon“, sagte Engert. Kritik an diesen Plänen gibt es laut Engert etwa von den Fachakademien, die auf ihre hohen Anforderungen an Qualität verweisen. Engert verweist dagegen darauf, dass es in praktisch allen Branchen Seiteneinsteiger gebe. Warum nicht auch bei der Kinderbetreuung?
Ministerin Scharf informiert sich über Erfahrungen aus der Praxis
Kulturreferent Engert hält das Format dieser Regionalkonferenz für ein gutes Werkzeug. Zunächst hinter verschlossenen Türen hat sich Ministerin Scharf darüber informieren lassen, welche Erfahrungen es in der Praxis gibt. Engert hat nach seinen Worten bei der Konferenz darauf hingewiesen, dass die Jugendsozialarbeit in den Schulen in den vergangenen Jahren stark ausgebaut worden ist, es aber bei der frühkindlichen Erziehung derzeit kaum ein Angebot gibt, um unterstützend einzuwirken. „Hier sollten wir über eine stärkere Förderung nachdenken“, sagte Engert.
Familienministerin Scharf wies bei dieser Gelegenheit auch auf „die unglaubliche Dynamik“ bei der Kinderbetreuung hin. Vor zehn Jahren hat es in den bayerischen Kitas 64000 Beschäftigte gegeben, heute sind es laut Scharf bereits 114000. Und die Tendenz ist weiter steigend. „Wir wollen jedenfalls alles daran setzen, möglichst viele Menschen für diesen Beruf zu begeistern.“ Das dürfte auch dringend nötig sein.