Lisa Seebach im Lechner-Museum
Rätselhafte Inszenierungen

„Earthy Liquids and Heavy Metal“: Vernissage am Sonntag

08.08.2024 | Stand 08.08.2024, 17:26 Uhr |

Die neue Ausstellung im Lechner-Museum ist die bisher größte museale Einzelausstellung der Künstlerin Lisa Seebach. Für die Ausstellung in Ingolstadt hat sie auch neue Werke konzipiert. Foto: Becker

Im kommenden Jahr hätte Alf Lechner (1925–2017) seinen 100. Geburtstag gefeiert. Anlass, den bedeutenden Bildhauer mit einem Jubiläumsprogramm zu feiern. Doch zuvor soll das Museum als Bühne genutzt werden – „als Plattform, um eine junge Position zu fördern, die auch mit Stahl arbeitet, aber mit Keramik etwas Neues hinzufügt“, sagt Dominik Bais. Er ist Kurator der Ausstellung „Earthy Liquids and Heavy Metal [Hypersleep]“ mit Werken der zeitgenössischen Bildhauerin Lisa Seebach, die am Sonntag um 11 Uhr im Lechner-Museum eröffnet wird.

Was verbindet beide Künstler? „Das Material, die Auseinandersetzung mit dem Raum und der Fokus auf Skulptur“, sagt Dominik Bais. „Stahl ist ein Material, das in einer bestimmten Zeit en vogue und hauptsächlich eine Männerdomäne war, deshalb finde ich es sehr spannend, dass eine junge Bildhauerin damit arbeitet.“

Lisa Seebach wurde 1981 in Köln geboren und lebt und arbeitet derzeit in Potsdam. Sie studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und schloss 2013 ihr Diplom in Bildender Kunst bei Prof. Raimund Kummer, Prof. Corinna Schnitt und Prof. Candice Breitz ab. Im Anschluss wurde sie 2014 Meisterschülerin von Prof. Thomas Rentmeister. Ihr Werk wurde bereits mit mehreren renommierten Stipendien und Preisen ausgezeichnet.

„Erdige Flüssigkeiten und schweres Metall“ also: Der Titel spielt auf die beiden Materialien an, die Lisa Seebach nutzt: „Keramik, auch die Glasur, die flüssig ist, die was sehr Erdiges hat und dann gebrannt wird – und Stahl. Beides sind Materialzustände, die man gar nicht sieht. Die Keramik ist fest gebrannt und der Stahl wirkt, wie Lisa Seebach ihn einsetzt, federleicht. Das sind fast schon Zeichnungen im Raum“, erklärt Bais.

Im zweiten Teil des Ausstellungstitels − „Hypersleep“ – sieht der Kurator Bezüge zu Stanisław Lems „Sterntagebüchern“. Der Hyperschlaf ist für den Raumfahrer eine Art Ruhezustand, in dem man viele Jahre lange Strecken zurücklegen kann. Zeitsprünge oder konkurrierende Erinnerungen machen ein chronologisches Erzählen unmöglich. Das passt auch zu Lisa Seebach, meint Bais: „Ihre Installationen sind fast wie Szenen und die einzelnen Skulpturen triggern Erzählungen, die sehr subjektiv sind. Ihre Arbeiten sind verschlüsselt und frei zur Interpretation.“

Schon die Installation „Sleepover for Dreamers“ im Eingangsbereich des Museums ist so assoziationsreich wie poetisch: Wer genau schaut, sieht in den schwarzen Keramikballons, die hier kraftlos zur Erde gesunken scheinen, noch die ursprünglichen Formen von Katze, Löwe, Giraffe, Elefant. Verblassende Erinnerungen an einen Jahrmarktbesuch? Wo führt der „Fluchttunnel“ hin? Steht da ein Miniklavier oder doch ein Gartengrill? Was verbirgt sich hinter der „Terra Incognita“? Was hat es mit der Blitzschutzanlage auf sich? Die Arbeit „Fragile Knowledge“ erinnert mit ihrer Sternenhimmel-Optik an eine Kuckucksuhr – aber was für eine Zeit mag sie ohne Uhrwerk anzeigen? Welche Geschichte erzählt „The Arrival“ im letzten, stillen Raum des Obergeschosses?

Wie Zeichnungen wirken die fragilen Kompositionen mitunter in den weißen, großzügigen Räumen. Manche Arbeiten entfalten einen dystopischen Raum, manche lassen an postapokalyptische Science-Fiction denken. Was könnte beispielsweise der „Club Utopia“ beherbergen, der sein Portal im Obergeschoss öffnet?

Es sind rätselhafte Inszenierungen, die die Künstlerin kreiert. Dominik Bais: „Lisa Seebach versucht, Gefühle und Szenerien zu erschaffen, in denen der Betrachter eigene Narrative entwickeln kann.“ Zur Vernissage am Sonntag ist auch ein Kunstgespräch zwischen Lisa Seebach und Nele Kaczmarek, Direktorin des Kunstvereins Nürnberg, geplant.

DK


Eröffnung der Ausstellung ist am Sonntag, 11. August, um 11 Uhr im Lechner-Museum. Eintritt frei.

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