Ingolstadt
Radtour von Schweden nach Ingolstadt

Schwedisch-bayerisches Ehepaar war 21 Tage auf dem E-Bike unterwegs

24.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:57 Uhr
Sophie Hepach

Christina und Dieter Stangl (r.), die jetzt in Schweden leben, haben sich vor 58 Jahren in Ingolstadt kennengelernt. Deshalb sind sie mit dem Rad in Kalmar gestartet, um pünktlich zum Jahrestag vor dem Schloss zu stehen. Das befreundete Ehepaar Walter und Gisela Grams hat sie begleitet. Foto: Hepach

Das Ehepaar Dieter und Christina Stangl strampelten mit dem Fahrrad von Schweden nach Sandersdorf, um am 17. Juni gemeinsam vor dem Schloss in Ingolstadt zu stehen. Denn da lernten die Schwedin und der Bayer sich vor 58 Jahren kennen.

Im Sommer 1964 kam Christina Stangl in den Sommerferien nach Deutschland, um hier zu arbeiten. „Vor dem Neuen Schloss stand eine Gruppe von Jugendlichen, und da war dann eben auch Dieter dabei“, erzählt sie. Damals war sie 17. Die beiden haben sich so lange unterhalten, bis sie den letzten Bus verpasste. Dieter Stangl hat sie dann nach Hause begleitet und wenige Jahre später in Schweden geheiratet. Hier leben die beiden jetzt in Kalmar. „Mein Traum war es schon immer, einmal von Schweden nach Ingolstadt zu radeln“, erzählt die 75-Jährige.

Und diesen Wunsch haben die beiden sich jetzt erfüllt. 21 Tage war das Paar mit dem E-Bike unterwegs, hat 1780 Kilometer zurückgelegt. Davon etwa 85 pro Tag. „Von Kalmar ging es nach Ystad und von da dann erst einmal mit der Fähre nach Rügen“, erzählt der 77-Jährige. Von Stralsund suchten sie dann einen Weg Richtung Elbe. Denn dort sei der Radweg sehr gut. „Dann sind wir vorbei an Wittenberg, Magdeburg, Dresden und rein nach Tschechien und Prag“, zählt er auf. Von da ging es dann über Furth im Wald weiter nach Regensburg. „Hier haben dann unsere Freunde Gisela und Walter schon mit dem Rad auf uns gewartet“, erzählt er. Gisela und Walter Grams leben in Sandersdorf, wo die beiden Radler aus Schweden dann auch für ein paar Tage unterkommen konnten. Zu viert standen sie pünktlich am 17. Juni vor dem Schloss in Ingolstadt. Dort haben sie getrunken, gefeiert und sich an alte Zeiten erinnert.

„Wir kennen uns noch aus der Schulzeit“, erzählt Walter Grams und zeigt auf Dieter Stangl. Den Kontakt haben die beiden nie abreißen lassen. „Und wir haben Dieter und Christina auf den Geschmack vom Radfahren gebracht“, ergänzt Gisela Grams. Die letzte Etappe führt das Ehepaar Stangl nach München. Dort haben sie Verwandte, die sie mit dem Auto wieder zurück mit nach Schweden nehmen.

So eine Radtour würden die beidem jedem empfehlen. „Man sieht so viele Dinge und lernt interessante Menschen kennen, die man sonst nicht getroffen hätte“, sind sie sich sicher. In einem Heimatmuseum lernten die beiden so einen Koch kennen, der erzählte, in Kuba für Fidel Castro gearbeitet zu haben. Sie besuchten außerdem das älteste Spielwarengeschäft des Landes und lernten einiges über Geschichte und Landschaft Deutschlands kennen. Besonders gefällt den beiden jedoch die Verbindung zur Natur. „Die Gerüche nach Raps, Gerste und Walderdbeeren sind einfach einmalig“, schwärmt er.

Immer einfach war die Fahrt jedoch nicht. „Es hat geregnet, es war windig, es war kalt“, erzählt Dieter Stangl. Auch die Technik der Räder oder die richtige Route hat die beiden manchmal vor die eine oder andere Herausforderung gestellt. „Man muss das aber nehmen, wie es kommt“, meint Dieter Stangl und erzählt von einem Sturz und einer angebrochenen Rippe. Er winkt ab: Da habe er locker weiterfahren können.

Im Gepäck haben die beiden nur zwei Satteltaschen und einen kleinen Koffer, dafür aber eine Menge an Leichtigkeit. Gedanken über Aussehen und Klamotten haben da keinen Platz. „Es ist befreiend, schön und einfach grenzenlos“, sagt Christina Stangl. Und da hat sie wohl recht: Denn, wer 1780 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegt, dem sind keine Grenzen gesetzt.