GKO-Konzertführer:
Querständige Unabhängigkeit: Konzert würdigt den 50. Todestag von Komponist Frank Martin

03.12.2024 | Stand 03.12.2024, 17:30 Uhr |
Marco Frei

Der Komponist Frank Martin starb vor 50 Jahren. Foto: privat

Er war ein musikalischer Einzelgänger. Als französischsprachiger Schweizer betonte Frank Martin auch künstlerisch für sich selbst eine querständige Unabhängigkeit. Einer Schule oder Bewegung lässt sich seine Musik nicht zuordnen, aber er hatte eine Mission. „Sollte Kunst den Menschen Frieden und Trost schenken? Das schließt nicht die Möglichkeit aus, Angst, Schmerz, ja sogar Verzweiflung auszudrücken. Es sollte auf jeden Fall das Gefühl der Befreiung sein, die die Schönheit in uns hervorbringt.“

Bis zu seinem Tod im November 1974 hat Martin der Moderne einen eigenen Tonfall geschenkt. Grund genug für das Georgische Kammerorchester (GKO), beim 4. Abokonzert an diesem Donnerstag seinen 50. Todestag gebührend zu würdigen. Dabei stehen die „Pavane Couleur Du Temps“ für Streicher von 1920/54 sowie die „Ballade“ für Flöte, Streicher und Klavier von 1939/41 im Fokus. Beide Werke zeigen beispielhaft den Freigeist Martins.

Im September 1890 in Genf geboren, lehnte Martin eine strikte Atonalität genauso ab wie traditionshörige Neostilistiken. Ursprünglich in Zürich als Streichquintett in der auf Franz Schubert zurückgehenden Besetzung mit zwei Celli komponiert, scheint der Titel „Pavane“ auf ähnliche Werke von Maurice Ravel oder Gabriel Faure zu verweisen. Das Ergebnis ist jedoch ein ureigener Lyrismus: sehr kantabel, klangsinnlich und farbenreich, gleichzeitig expressiv und durchdringend.

Die ursprünglich für Flöte und Klavier komponierte „Ballade“ arrangierte Martin 1941 für Flöte, Streichorchester und Klavier. Im Schaffen von Martin nimmt die Balladen-Gattung eine besondere Rolle ein. Die Flöten-Ballade wirkt jedoch im Charakter noch rhapsodischer und zugleich epischer als andere Balladen von Martin. Fragile, nervöse Expressivität stößt in dem Werk auf schnellere, motorische Momente.

Für diese Klanglichkeiten ist Matan Porat der perfekte Solist. Die stilistische Bandbreite des Pianisten und Komponisten ist enorm. Auch die anderen Werke des Abends nehmen Bezug auf Martin. Unter Ariel Zuckermann gestaltet Porat zudem die Klavierkonzerte A-Dur BWV 1055 sowie d-Moll Wq 23 von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach. Die Musik der Bach-Familie inspirierte Martin nachhaltig. Das Flötenkonzert a-Moll Wq 166 H. 431 vom zweitältesten Bach-Sohn rundet den Abend ab.

DK


Das GKO-Konzert am Donnerstag, 5. Dezember, im Ingolstädter Festsaal beginnt um 20 Uhr, davor gibt es den „Talk im Foyer“ um 19.30 Uhr. Weitere Infos und Karten unter Telefon (0841)305 28 22 sowie georgisches-kammerorchester.de.

Artikel kommentieren