Zur Saison 2017/18 hat die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ein regelmäßiges Spiel am Donnerstag eingeführt, um mit dem Partner Magenta Sport die TV-Präsenz zu erhöhen. Von Beginn an formierte sich Widerstand: Viele Fanszenen fordern – vorgeblich im Interesse der Stadiongänger – die Rückkehr zum klassischen Freitagstermin. Die DEL verweist auf eine durch den Donnerstag gesteigerte Reichweite.
Auch die Ultras des ERC Ingolstadt, der an diesem Donnerstag gegen Frankfurt bereits zum dritten Mal in dieser Spielzeit und nach dem 2:4 gegen die Eisbären Berlin zum zweiten Mal in Folge daheim am ungeliebten Termin antritt, protestieren. Wegen des Reformationstages beziehungsweise Allerheiligen ist in dieser Woche zwar der komplette Spieltag zersplittert und die Partie gegen die Löwen folglich kein „typisches“ Donnerstagsspiel – doch bald müssen die Panther erneut zweimal in Folge donnerstags ran: am 5. Dezember auswärts bei den Schwenninger Wild Wings, am 12. Dezember daheim gegen die Pinguins Bremerhaven.
Zehn Minuten Stimmungsboykott und Banner
In der Saturn-Arena werden die für die Stimmung maßgeblichen Ultras der Gruppierung „Gioventu“ dann wohl wieder in den ersten zehn Minuten die Anfeuerungsrufe einstellen und ihr Anliegen mit Spruchbändern untermauern. Beim Saisoneröffnungsspiel zwischen Augsburg und Ingolstadt flogen gar Würfel aufs Eis – Erinnerungen an die Tennisball- und Goldmünzen-Proteste der Fußballfans gegen Investoren wurden wach.
„Fanfreundliche Terminierungen“ gefordert
In einem offenen Brief, veröffentlicht zu Saisonbeginn und unterzeichnet von den meisten aktiven Fanszenen in der DEL (darunter auch von der des ERC), fordern die Anhänger „eine Spielplan-Gestaltung, die den Interessen der Fans im Stadion entspricht“. Die regelmäßigen Besucher der Eishallen bildeten „das Rückgrat des deutschen Eishockeys“, weil sie vielen Klubs den Großteil der Einnahmen brächten und für die Atmosphäre verantwortlich seien. Donnerstags jedoch werde der Stadionbesuch insbesondere den Auswärtsfahrern erschwert bis unmöglich gemacht. Konkret wünschen sich die aktiven Fans eine Abschaffung der Donnerstags- sowie Sonntagabendspiele und „fanfreundliche Terminierungen zugunsten der Anhänger in den Stadien, nicht für die Zuschauer daheim auf der Couch“.
Liga: Sind im Austausch mit organisierter Fanszene
Die DEL teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, sich in regelmäßigem Austausch mit den Fanbeauftragten der 14 Klubs zu befinden: „Dabei hatte das Thema Donnerstagsspiele von ihrer Seite nie eine besondere Dringlichkeit.“ Aktuell sei man „aus gegebenem Anlass auch im Austausch mit der organisierten Fanszene“, heißt es jedoch weiter. Auch der ERC versichert auf Anfrage, die Meinung der Fans ernst zu nehmen und „ein offenes Ohr“ zu haben.
Mehr Geld und Medienaufmerksamkeit durch Donnerstagsspiele
Ob der Donnerstag den Panthern tatsächlich Zuschauer- und Umsatzeinbußen beschert hat, sei aufgrund verschiedener Faktoren wie Gegner oder Jahreszeit nur schwer zu ermitteln. Ligaweit lägen die Besucherzahlen donnerstags „zum Teil unter dem Schnitt“, so die DEL: „Eine signifikante Abweichung ist aber nicht festzustellen.“
Zwei Donnerstags-Heimspiele pro Klub
Signifikant sei dagegen die „Steigerung der Reichweite“ durch die Donnerstagsspiele: „Die Klubs profitieren davon unter anderem durch reichweitenabhängige Vermarktungsverträge und größere mediale Aufmerksamkeit durch das Alleinstellungsmerkmal“, lässt die Liga verlauten. Pro Saison soll jeder Klub maximal zwei Donnerstags-Heimspiele haben, teilt die DEL weiter mit. Mit einem baldigen Ende der Proteste ist nicht zu rechnen.
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