Populäre Musik der glorreichen Swing-Ära

Percussionist Martin Breinschmid im Audi-Forum

19.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:40 Uhr

Gemeinsames Projekt: Bernhard Ullrich und Martin Breinschmid präsentieren ein Potpourri von Benny-Goodman-Standards. Foto: Erl

Von Lorenz Erl

Ingolstadt – Es war schon eine mutige Herausforderung, der sich das Bernhard-Ullrich- Martin-Breinschmid-Quintett am Unsinnigen Donnerstag im Audi-Forum gestellt hat. Während ringsum im Land der Fasching lautstark zum Endspurt ansetzt, zelebrieren sie lieber den „good old“ Swing der 1930er Jahre in der Prägung durch Benny Goodman und Lionel Hampton in seiner ganzen Feinsinnigkeit und Intimität. Und es sind erstaunlich viele Fans der Jazz-Reihe im Museum Mobile. Eine gute Wahl. Daran lassen Breinschmid – als Moderator kann er seine Heimatstadt Wien nicht verleugnen – und seine Kollegen schon in den ersten Minuten keinen Zweifel. Sie kombinieren wie einst Goodman und Hampton Vibrafon und Klarinette zusammen mit der Rhythmusgruppe und kredenzen so einen unwiderstehlichen Sound.

So atemberaubend rasant, wie Martin Breinschmid dabei über sein Vibrafon irrwischt, gleicht seine Technik gar einer artistischen Herausforderung. Rasend schnell prügelt er auf die Metallplättchen ein und gibt dabei das atemberaubende Tempo für die Klarinette von Bernhard Ullrich vor. Doch damit nicht genug, flugs stellt er sich neben den Pianisten Thilo Wagner und hämmert in dieser ganz besonderen Interpretation des Benny-Goodman-Klassikers „Avalon“ in seinem sehr eigenen Zwei-Zeigefinger-System auf die hohen Tasten des Bösendorfer mit ein. Wie vielseitig dieser Percussionist sein kann, belegt er wenig später in einem „Duett“ mit dem Drummer Michael Keul. Sie stellen zwei Snare Drums nach vorne und wischen mit vier „Beserl“ über die Felle, tänzeln im Kreis um die kleinen Trommeln und schlagen dabei akustische Schaumkronen in verblüffendem Einklang.

Klar sind die beiden Bandleader Breinschmid und Ullrich die brillierenden Frontmänner der Formation. Doch ohne ihre Rhythmusgruppe mit Karsten Gnettner am Bass samt Drums und Piano wäre der Sound nicht komplett. Die geben ihnen ein bestens vorbereitetes Spielfeld, auf der die beiden Solisten ihre Glanzstücke liefern können. Und so dürfen Gnattner, Keul und Wagner auch mal als Trio einen überaus verdienten Applaus ernten. Als ganz besonderes „Schmankerl“ featuren sie an diesem Abend die amerikanischen Sängerin Titilayo Adedokun. Für ein paar zauberhafte Songs steht sie mit auf der Bühne und die Herren bereiten ihr als Quintett den swingenden Hintergrund. Mit „Cheek to Cheek“ hat sie einen Song von Irving Berlin ausgewählt, der geradewegs die Emotionen der Zuhörer anspricht. Später legt sie den Song „Our Love Is Here To Stay“ von George Gershwin nach. Es sind Klänge ganz im Wesen des Swing, um das Gemüt und die Seele in Schwingung zu bringen und den Augenblick zu genießen.

DK