Für Léa Villiot ist die Ausgangslage glasklar: „An diesem Wochenende in Bergkamen müssen wir sechs Punkt holen“, ruft die französische Verteidigerin des ERC Ingolstadt aus. Um die Favoritenrolle in den Spielen in Nordrhein-Westfalen käme ihr Team ohnehin nicht herum, ist der EC Bergkamen ja Letzter und als einziges Team der Bundesliga DFEL noch ohne Sieg. Daran soll sich auch in den Spielen am Samstag, 17.30 Uhr, und Sonntag, 11 Uhr, nichts ändern.
Bergkamen spielt unangenehm, geht leidenschaftlich-kämpferisch zu Werke und ist in diesem Mix mit einer heißlaufenden Torhüterin auch immer für eine Überraschung gut. Der ERC weiß das aus den Hinspielen vor zwei Wochen nur zu gut, als die Bären einen Punkt aus der Saturn Arena entführten. „Wir sind bereit für diese beiden Spiele“, betont nun aber Villiot und verweist auf die Trainingswoche, in der man „hart gearbeitet“ und die Panther von ihren Trainern „Videoschulung zu bestimmten Situationen“ erhalten hätten, „um unser Spiel zu verbessern“.
Beim ERC ist in den ersten Saisonwochen noch nicht alles wie gewohnt, noch nicht alles nach Plan gelaufen. Das ist einerseits mit einigen Verletzten zu erklären: „Wir hatten in den ersten Wochen schon Ausfälle für eine ganze Saison“, meint Trainer Christian Sohlmann. Andererseits kommt auch der große Umbruch im Kader hinzu – die halbe Mannschaft ist neu in Ingolstadt. Darunter Villiot, für die der ERC die erste Station im Ausland überhaupt ist.
Die 27-Jährige spielte bislang für verschiedene französische Teams: Zuletzt in Tours, davor in Clermont und für Pole France (eine Art Stützpunkt, in dem Sport und Ausbildung einhergehen). An beiden letzteren Stationen spielte sie in der U 17-Liga der Männer mit – und ist damit hartes Körperspiel, wie es seit dieser Saison in der DFEL unter Bedingungen gestattet ist, bereits gewöhnt. Auch abseits des Eises ist sie inzwischen auf der Schanz angekommen. „Unser Einleben in Ingolstadt verlief gut, man hat meine Familie und mich hier gut aufgenommen“, sagt Villiot. „Der Verein hat uns sehr geholfen. Ich bin froh, hier zu sein. Wir haben eine gute Gruppe.“
Derzeit steht diese auf dem vierten Tabellenplatz, dem letzten, der zu den Playoffs berechtigte. Einerseits steht der ECDC Memmingen einen Platz dahinter, der Titelverteidiger hat aber erst vier Spiele bestritten. Der ERC hat sechs Partien und damit teils zwei weniger als die Konkurrenz zuvor. Doch ein Ausrutscher in Bergkamen ist im Fahrplan Richtung K.o.-Runde nicht eingeplant. Darum: möglichst sechs Punkte einsacken, um die erste Saisonphase mit einem zufriedenen Nicken abzuschließen.
Die Zeichen stehen in der DFEL stehen ja bereits stark auf Länderspielpause. Der Deutsche Eishockey-Bund hat mit Lisa Hemmerle (Tor) und Katharina Häckelsmiller (Sturm) zwei Spielerinnen des ERC Ingolstadt zum Deutschland Cup eingeladen. Die beiden EU-Imports Verteidigerin Villiot und Angreiferin Lore Baudrit sind in Landshut (6. bis 10. November) ebenfalls mit dabei – für die Grande Nation.
„Ich kann es kaum erwarten, meine französischen Teamkollegen zu treffen und das Trikot Frankreichs zu tragen – wir haben uns seit August schon nicht mehr gesehen“, sagt Villiot. Wie für die Deutschen dient der Deutschland Cup auch die Französinnen der Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation im Februar. Während der DEB als Weltranglistenneunter in Bremerhaven auf den Zehnten Ungarn und Fünfzehnten Österreich treffen wird, will Frankreich (Platz 13) in Tomakomai gegen Gastgeber Japan (Rang sieben) und China (zwölf) überraschen. In Landshut, dem letzten großen Test davor, feilen die deutschen und die französischen Frauen an den Feinheiten.
Am kommenden Mittwoch (19.45 Uhr), zum Auftakt des Deutschland Cups, treffen Villiot und Baudrit im Tricolore-Trikot auf den DEB – eine besonders Konstellation. Villiot kommentiert: „Es ist cool, am Mittwoch einige Ingolstädter Frauen auf dem Eis zu sehen. Dieses Mal werden wir freilich Gegner sein. Also: keine Geschenke.“ Ein Satz, der auch für die Bundesliga-Spiele am Wochenende gilt.
DK
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