Vor zwei Wochen wurde Vereinsgründer Peter Jackwerth in einer Kampfabstimmung gegen Ex-Nationalspieler Christian Träsch als Präsident des FC Ingolstadt wiedergewählt. Im Interview blickt der 67-jährige Vereinsgründer auf turbulente Monate zurück und zieht vor dem Drittliga-Topspiel zum Hinrundenabschluss am morgigen Freitag (19 Uhr) gegen Spitzenreiter Energie Cottbus eine überraschende Bilanz.
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Herr Jackwerth, Sie sind in der ersten Kampfabstimmung in der Geschichte des Vereins als Präsident wiedergewählt worden. Wie groß ist die Erleichterung, dass der Verein in Ihren Händen bleibt?
Peter Jackwerth:Ich glaube, das sieht man an den Ergebnissen. Wir haben alle Spiele seit der Wahl gewonnen, egal, ob bei den Profis oder Frauen. Es herrscht wieder Klarheit im Verein, alle ziehen wieder an einem Strang und sind nicht so auseinandergerissen wie in den vergangenen Monaten. Es ist wieder eine klare Richtung da.
Sehen Sie in dem Wahlergebnis dennoch ein Signal, weil sich immerhin 313 der 779 Stimmberechtigten für das Team Ihres Herausforderers Christian Träsch ausgesprochen haben?
Jackwerth: Also erstens ist das Ergebnis für mich abgehakt. Und zweitens hängt es auch damit zusammen, dass wir eine Teamwahl hatten. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, auch mit solchen, von denen ich weiß, dass sie unser Team nicht gewählt haben. Bei einer Einzelwahl hätten mich alle gewählt, weil man dann andere Kandidaten hätte dazuwählen können. Über das Ergebnis mache ich mir keinen Kopf, das ist mir egal. Die Mehrheit hat entschieden, das war mir wichtig für mein Team, nicht für meine Person.
Hier finden Sie den historischen Wahlabend im Liveblog zum Nachlesen.
Aber woher rührte dann der Gegenwind, dafür muss es ja eine gewisse Unzufriedenheit gegeben haben?
Jackwerth: Es war eine reine Akquisitionswahl, das hatte nichts mit dem Tun oder der Politik des Vereins zu tun. Es gab ja sogar Lobeshymnen von meinen Wettbewerbern für die vergangenen 20 Jahre. Es hieß nur, es wird Zeit, dass sich etwas dreht, aber es sind keine konkreten Vorschläge gekommen. Vielleicht hätten wir daraus was lernen können, aber ich habe nichts dazugelernt. Ich denke aber, dass man in den nächsten Jahren die Nachfolge so planen muss, dass es eine vernünftige Übergabe gibt.
Haben Sie schon ein konkretes Szenario im Kopf, was Sie in den drei Jahren noch mit dem Verein erreichen wollen?
Jackwerth: Dafür ist es noch zu frisch. Außerdem hängt das auch mit der sportlichen Entwicklung zusammen, je nachdem, in welcher Liga wir spielen. Wir haben die Problematik, dass wir in der 3. Liga Geld verbrennen und keinen ausgeglichenen Haushalt haben. Darunter leidet auch der Stammverein. Finanziell hätten wir bei einem Aufstieg in die 2. Bundesliga eine völlig andere Situation.
Heißt das, dass der FCI zum Aufstieg verdammt ist?
Jackwerth: Ja, auf Dauer schon. Sicher kann man auch mit einer Regionalliga-Mannschaft vorne mitspielen, wie es Cottbus als Aufsteiger in dieser Saison wieder zeigt. Es kommt jedes Jahr darauf an, was man für eine Mannschaft zusammenstellt. Es gibt immer auch Spieler, die aus unteren Ligen kommen und einschlagen. Aber wenn wir auf Dauer in der 3. Liga bleiben, würde sich definitiv was ändern müssen. Da müssten wir noch stärker auf die Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum setzen, die es gerade in der aktuellen Saison phänomenal machen.
Was können Sie noch tun?
Jackwerth: Wir müssen auf uns schauen und versuchen, mehr Zuschauer ins Stadion zu bekommen. Aber mehr wie gut spielen und sich reinhauen, geht halt nicht. Sicher haben auch die vergangenen Monate eine Rolle gespielt. Es hat keine Klarheit gegeben, wer im neuen Jahr in welchem Präsidium zuständig ist. Da gab es durch die Wahl erst mal zwei Fronten. Jetzt liegt es an uns, die zwei Fronten wieder zu einer Einheit zusammenzuführen. Aber, was ich so aus dem Umfeld wahrnehme, sind wir auf einem ganz guten Weg.
Mit Träsch alles „Revue passieren“ lassen
Werden Sie auch Kontakt zum Team Träsch aufnehmen?
Jackwerth: Ich habe schon vor, nach dem Weihnachtsurlaub mal Kontakt mit Christian Träsch aufzunehmen, damit wir uns an einen Tisch setzen und alles Revue passieren lassen. Er hat ja auch gesagt, dass es nicht in seinem Sinn ist, den Verein zu spalten, und hat die Anhängerschaft gebeten, den Verein voll und ganz zu unterstützen. Der Klub ist der Klub, da steht niemand darüber, auch kein Präsident.
Könnte Träsch im Verein auch Aufgaben übernehmen?
Jackwerth: Jeder, der ehrenamtlich etwas tun will, ist willkommen. Es ist aber auch nur eine begrenzte Anzahl an Positionen verfügbar. Die meisten Möglichkeiten entstehen in der GmbH in einem Angestelltenverhältnis. Aber das ist anders zu besprechen als eine ehrenamtliche Tätigkeit.
Energie Cottbus wird „eine ganz heiße Kiste“
Am Freitag kommt es zum Top-Spiel gegen Spitzenreiter Energie Cottbus. Was erwarten Sie?
Jackwerth: Unser 5:2 gegen Wehen Wiesbaden war zuletzt ein klares Ergebnis, das Spiel selbst war nicht so klar. Wenn unser Ex-Stürmer Fatih Kaya die erste Chance für Wiesbaden nutzt, wird es ein komplett anderes Spiel. Aber ich will unsere Leistung nicht schmälern, der Ball ist gut gelaufen, wir waren sehr dominant und haben die Tore gemacht. Und auf ein Gegentor hatten wir auch immer eine Antwort. Das war schon eine sehr reife Leistung. Aber Cottbus hat gerade einen Lauf, das wird eine ganz heiße Kiste.
Haben Sie vor Saisonbeginn gedacht, dass es am letzten Vorrundenspieltag zu so einem Top-Spiel kommt?
Jackwerth: Ich hatte von Beginn an die Hoffnung, dass wir in dieser Saison ein gehöriges Wort um den Aufstieg mitreden. Es war zwar ein holpriger Start, aber seit sich die Mannschaft mit dem Trainerteam immer mehr gefunden hat, ist auch ein Plan erkennbar. Wir sind gut im Rennen, und egal, wie das Spiel gegen Cottbus ausgeht, werden wir nach der Winterpause voll angreifen können.
Mannschaftsrat sprach sich für Trainerin Sabrina Wittmann aus
Der FCI stand nach sieben Spieltagen auf Platz 16, derart schwierige Phasen haben andere Trainer der Schanzer des Öfteren nicht überlebt. Womit hat Sabrina Wittmann Sie und die sportliche Leitung überzeugt?
Jackwerth: Das ist immer eine Frage der Ansprache, so etwas bekommt man schon mit. Entscheidend war, dass sich der Mannschaftsrat nach der Interimszeit hingestellt und gesagt hat, dass die Mannschaft gerne mit der Trainerin weiterarbeiten will. Das ist schon ein Zeichen. Und es war auch die Mannschaft, die selbst das Ziel Aufstieg ausgegeben hat, das war eine klare Ansage.
Wie viel Anteil schreiben Sie Sabrina Wittmann an der Entwicklung zu?
Jackwerth: Ich will keine Prozente nennen, aber natürlich hat sie großen Anteil daran. Wir spielen jetzt einen anderen Fußball als in der Vergangenheit. Sie hat frischen Wind reingebracht, und wir haben jetzt auch andere Spielertypen. Wir haben eine sehr junge und willige Mannschaft, die auch zuhört.
DK
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