Von Ruth Stückle
Ingolstadt – Fidelis. Das ist Latein und heißt übersetzt treu. Und darum geht es beim neu gegründeten Fidelis Hospizdienst, der seit 5. Mai im Vereinsregister eingetragen ist und demnächst in Ingolstadt seine Arbeit aufnehmen wird: Menschen in ihrer letzten Lebensphase treu begleiten.
Und die Ehrenamtlichen, die sich dieser schweren Aufgabe stellen, „als treue Gruppe leiten“, sagen die Vorsitzenden Lisa-Marie Michel und Christiane Emmerich. Eine Konkurrenz zum bestehenden Ingolstädter Hospizverein sehen die Gründerinnen von Fidelis nicht. Vielmehr eine Ergänzung. Der Bedarf für Hospizbegleitung und Palliativ Care sei so groß, dass eine Stadt wie Ingolstadt durchaus eine zweite Einrichtung dieser Art vertragen könne. Michel verweist diesbezüglich auf den demografischen Wandel. So stelle die Zahl der ab 65-Jährigen einen immer größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung. Er stieg deutschlandweit von 15 Prozent im Jahr 1991 auf 22 Prozent 2020.
Die Sozialpädagogin Lisa-Marie Michel (39) war bislang im Büro-Team des Ingolstädter Hospizvereins tätig. Ihr Arbeitsverhältnis dort läuft offiziell noch bis Juni. De facto habe sie die Arbeit aber bereits beendet. Dass die beiden Frauen nun in Ingolstadt einen zweiten Verein, der Hospizarbeit anbietet, gegründet haben, wollen sie jedoch auf keinen Fall auf etwaige interne Streitigkeiten innerhalb des Hospizvereins zurückgeführt wissen. Im Gegenteil sei man an Kooperationen durchaus interessiert. „Wir wollen keinen Kleinkrieg.“ Die Gründerinnen wollen stattdessen vielmehr „nach vorne schauen“.
Die Ingolstädterin Christiane Emmerich ist seit sieben Jahren Hospizbegleiterin. Noch ist die 52-Jährige Mitglied im Hospizverein. Ihre Tätigkeit wird sie aber nur noch beim Fidelis Hospizdienst ausüben, bei dem sie stellvertretende Vorsitzende ist. Acht Gründungsmitglieder hatte der Verein. „Und viele Befürworter“, wie die beiden Vorsitzenden im Gespräch mit unserer Zeitung sagen. „Wir sind auf viele offene Türen gestoßen“, so Michel. Erst kürzlich habe sich der Verein bei Bürgermeisterin Petra Kleine vorgestellt. „Sie sieht ebenfalls in Ingolstadt einen großen Bedarf.“
Etwa in Pflegeheimen. Im Hospiz- und Palliativgesetz fordert der Gesetzgeber die Zusammenarbeit von Heimen in einem Hospiz- und Palliativnetz. Das heißt: Pflegeheime sind zu Kooperationen mit ambulanten Diensten verpflichtet. Der Ingolstädter Hospizverein allein könnte das gar nicht schaffen, so Michel. „Es sind viele Heime übrig, die nicht vom Hospizverein bedient werden.“
Der Bedarf sei so groß, meint Michel, er könne nicht von einem Verein allein abgedeckt werden. „Wir wollen klein anfangen und langsam wachsen“, sagt die Vorsitzende. Momentan ist das Büro des Hospizdienstes noch „zuhause am Küchentisch“. Langfristig werde man freilich einen Begegnungsort brauchen. Aber das sei erst ein späterer Schritt. Zunächst heißt es: „Wir wollen Menschen, die im Sterben liegen, helfen.“ Die Arbeit werde „gemacht, wo Menschen sterben“. Gemäß des palliativen Urgedankens „Sterben ins Leben bringen“. Es gehe darum, Menschen ein würdiges Sterben zu ermöglichen. Das bedeute auch, „dass sie ihre Entscheidungen bis zuletzt treffen können und selbstbestimmt sterben können.“ Ein Bestandteil seien dabei auch Beratungsgespräche – etwa zu Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Mit dem bayerischen Palliativ- und Hospizverband sei man bereits in Kontakt. Und auch mit den umliegenden Hospizvereinen.
Doch nicht nur für Sterbende will der neue Hospizdienst da sein, sondern auch für seine Ehrenamtlichen. Das Wort Miteinander soll dabei im Vordergrund stehen. Der Verein hofft dabei auf Menschen, die in Ingolstadt sind und vielleicht schon eine Hospizbegleiterausbildung gemacht haben, aber nicht mehr tätig seien. „Ihnen wollen wir ein Angebot machen.“ Aber auch, wer sich neu für eine Hospizbegleitung ausbilden lassen möchte, ist willkommen. Michel und Emmerich setzen auf „gute Weiterbildung“ und Supervision für die Ehrenamtlichen. Denn auch Helfer brauchen Begleitung.
Erstes Treffen
Das erste Treffen des Fidelis Hospizdienstes e. V. findet am Mittwoch, 18. Mai, im Gebäude des Altstadttheaters, Kanalstraße 1a, statt. Ab 19 Uhr wird sich der Verein vorstellen und seine Arbeit erörtern. Wer schon eine Ausbildung als Hospizbegleiter hat, zurzeit nicht aktiv ist, aber gerne wieder einsteigen möchte, ist willkommen. Wie alle, die Interesse haben, sich in der Sterbebegleitung zu engagieren oder sich einfach für den Verein interessieren.
DK