Ingolstadt
Neue Ideen für alte Probleme

Astrophysiker Harald Lesch und Moderator Markus Lanz beim Pallas Gathering im Festsaal

06.10.2022 | Stand 06.10.2022, 9:00 Uhr

Doppelter Lesch: Zum Auftakt des dreitägigen Pallas Gathering im Stadttheater war der bekannte Astrophysiker Harald Lesch gleich zweimal gefragt. Zunächst in einer Plauderstunde mit dem Moderator Markus Lanz und dann im Anschluss begeisterte er gemeinsam mit dem Merlin Ensemble das Publikum mit dem Programm „Die vier Jahreszeiten im Klimawandel“. Fotos: Meßner

Von Markus Meßner

Ingolstadt – Drei Tage lang – von Montag bis Mittwoch – stand das Stadttheater ganz im Zeichen eines Zukunftskongresses mit dem klingenden Namen Pallas Gathering. In der griechischen Mythologie ist Pallas Athene die Göttin der Weisheit, der Klugheit. Und in der Tat war es das Anliegen von Organisator Jonathan Sierck, dass die Teilnehmer „neue Ideen mitnehmen“. Mehr noch. Er sprach von einer Chance, das Leben von Menschen zu verändern.

Ob das Pallas Gathering diesen hohen Anspruch erfüllen konnte, muss letztlich jeder Teilnehmer für sich selbst entscheiden. Der Auftakt war jedenfalls unterhaltsam. Wer Moderator Markus Lanz und Astrophysiker Harald Lesch auf eine Bühne setzt, kann im Grunde nicht viel falsch machen. Der Festsaal war nicht ausverkauft, aber doch gut gefüllt. Die beiden plauderten eine gute Stunde über die Zukunft und Lanz gab gleich zu Beginn den Tenor vor: „So kann es nicht weitergehen.“ Klimawandel, gesellschaftliche Verwerfungen, Fachkräftemangel – die beiden lieferten einen Parforceritt durch aktuelle Problemfelder. „Wir malen die Apokalypse an die Wand“, sagte Lanz. Das Gespräch der beiden war durchaus kurzweilig, aber aufgrund der Vielzahl an Themen und der unterschiedlichen Betrachtungsweise der beiden Herren wollte kein rechter Gesprächsfluss entstehen. Trotzdem hätten die beiden Medienprofis wohl ewig so weitermachen können.

Vivaldi undder Klimawandel

Nach einer Verpflegungspause folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends. Gemeinsam mit dem Merlin Ensemble Wien präsentierte Lesch das Programm „Die vier Jahreszeiten im Klimawandel“. Es stellte sich als fein aufeinander abgestimmte Kombination aus Wissenschaftsjournalismus und hochkarätiger Musik heraus.

Antonio Vivaldi hat die vier Jahreszeiten vor fast genau 300 Jahren komponiert. Sie haben über die Jahrhunderte nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Beginnend mit dem Frühling spielte das Ensemble einen Teil des Stücks, ehe Lesch den Frühling im Klimawandel thematisierte. „Entweder es regnet zu wenig oder zu viel; die Antarktis war 40 Grad zu warm“, sagte er beispielsweise. Mit den Worten „und es wird noch viel wärmer“ leitete er wieder zur Musik über und Vivaldis Sommer erklang.

Passend dazu färbten sich die großen LED-Würfel auf der Bühne von frühlingshaftem Grün in sommerliches Rot. „Das Zeitalter des Feuers hat begonnen“, referierte Lesch und sprach über den Treibhauseffekt im Lauf der Jahrmillionen. Immer wieder wechselten sich Musik und Rede ab. Manchmal wollte die zauberhafte Musik gar nicht so recht passen zu den düsteren Nachrichten von ausgetrockneten Flüssen und der Feststellung von Lesch, dass der Mensch sein Verhalten nicht ändert. „Wir machen einfach weiter.“

Passend zum Herbst färbten sich die Lichtwürfel gelb. Der Klimawandel verschärfe sich, sagte Lesch. „Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln.“ Die Texte des Astrophysikers waren eindringlich und wie man es von Lesch kennt, eloquent vorgetragen. Doch der eigentliche Star der Veranstaltung war das Ensemble und nicht zuletzt die Musik. Immer wieder gab es nach den Darbietungen Applaus, insbesondere für Solist Martin Walch, der auf einer Violine Baujahr 1700 spielte.

Das letzte Wort des Abends gehörte aber nicht der Musik sondern der Wissenschaft. Lesch: „Sorgen wir dafür, dass es in den galaktischen Chroniken nicht heißt: Die Menschen haben sich bemüht, aber es hat nicht gereicht.“

DK